Früherkennung

Ein Instrument zur Früherkennung von Unternehmenskrisen ist die so genannte "Früherkennungstreppe", die die zu stellenden Fragen zeitlich nach Früherkennung, Späterkennung und "Sehrspäterkennung" gliedert.
Die Treppe steigen Sie sozusagen hinab, bis im Keller die Unternehmenskrise eintritt. Die Fragen, die die Phase der Sehrspäterkennung kennzeichnen, beziehen sich auf die Wirkungen einer akuten Unternehmenskrise und bilden entsprechend die untersten Stufen der Treppe. Auf der Mitte der Treppe finden Sie die Fragen der Späterkennung, die unmittelbare Indikatoren für eine beginnende Krise aufdecken. Auf dem oberen Teil der Treppe stehen Fragen, die für die Ursachen von Krisen sensibilisieren sollen und zur eigentlichen Früherkennung zählen. Ein Beispiel:
Frage
Ihre Beurteilung:
ja/nein
Phase
Gibt Ihnen Ihre Bank noch Geld?
Sehrspäterkennung
Reicht Ihr flüssiges Geld noch aus?
Räumen die Lieferanten noch Kredit ein?
Ist Ihr Betriebsergebnis wirklich gut?
Späterkennung
Steigt Ihr Umsatz?
Haben Sie Ihre Kosten wirklich im Griff?
Haben Sie neue Geschäftsideen?
Früherkennung
Haben Sie neue Produkte/Dienstleistungen?
Haben Sie genug neue Kunden gewonnen?
Auf dieser Treppe müssen Sie sich laufend nach oben durcharbeiten, möglichst ohne mit nein antworten zu müssen. Wenn Sie im Bereich der "Sehrspäterkennung" mit "nein" antworten müssen, so ist dieses Thema äußerst kritisch. Der Fortbestand Ihres Unternehmens ist gefährdet, so dass einschneidende Veränderungen und eine Sanierung wahrscheinlich unumgänglich sind. Wenn Sie im Bereich der Späterkennung mit "nein" antworten, ist dieses Thema für Sie wichtig. Sie müssen rasch handeln und eine Kurskorrektur durchführen! Wenn Sie im Bereich Führerkennung ein nein geben, so sollte Ihnen dies Anlass geben, Ihre Unternehmensplanung und Ihr Konzept auf die Probe zu stellen.
Die folgenden Kennzahlen sind für eine erfolgreiche Unternehmensleitung wichtig und können ebenfalls als Frühwarn-Indikatorensystem dienen:
Eigenkapitalquote = Eigenkapital : Bilanzsumme
Die Eigenkapitalquote sollte mindestens 10 Prozent, lieber mehr betragen. Der westdeutsche Durchschnitt liegt bei etwa 20 Prozent!
Kapitalrückflussquote = Cash-Flow : Bilanzsumme
Die Kapitalrückflussquote sollte über 4 Prozent liegen. Sie drückt die Ertragskraft des Unternehmens aus und zeigt, welcher Einnahmenüberschuss mit dem eingesetzten Kapital erwirtschaftet werden konnte.
Umsatzrendite = Gewinn vor Steuern : Umsatz
Die Umsatzrendite drückt aus, wie viel Prozent des Umsatzes als Gewinn übrig bleiben und sollte über 1Prozent liegen.
Cash-Flow-Marge = Cash-Flow : Umsatz
Der Cash-Flow, zu deutsch Kassenzufluss, definiert den Einnahmenüberschuss innerhalb eines bestimmten Zeitraums und beschreibt unter anderem die Finanzkraft eines Unternehmens. Der Cash-Flow = Jahresüberschuss + Abschreibungen +/- Erhöhungen oder Verringerungen der langfristigen Rückstellungen. Die Cash-Flow-Marge sollte über 2 Prozent liegen
Dynamischer Verschuldungsgrad = (Verbindlichkeiten – liquide Mittel) : Cash-Flow
Der dynamische Verschuldungsgrad gilt als Indikator für den Zeitraum, den ein Unternehmen zur Tilgung einer aktuellen Schuld allein aus dem Cash-Flow benötigen würde. Vorausgesetzt, der Cash-Flow wird nur zur Tilgung der Verbindlichkeiten genutzt.
Auch wenn Bilanzkennzahlen stark branchenabhängig sind, sollte es als Warnsignal verstanden werden, wenn mehrere der genannten Kennzahlen kritische Werte aufweisen. Informieren Sie sich ggf. über branchenübliche Kennzahlen (z.B. über Betriebsvergleiche), um noch genauere Daten zu erhalten. Es ist durchaus sinnvoll, wenn Sie Ihre Monatsauswertungen mit Kennzahlen versehen.