Zukunftskonzept für die maritime Wirtschaft in MV

Wie in allen Küstenländern hat die maritime Wirtschaft auch in Mecklenburg- Vorpommern eine herausragende Bedeutung. Hierunter fallen z. B. der Zivil- und Marineschiffbau, die Hafenbetriebe und Schifffahrtsunternehmen, die hafenaffine Industrie und die Offshore-Branche. Darüber hinaus werden kommerzielle Interessen sowie die wirtschaftsnahe Forschung und Entwicklung in die übergeordnete Definition der maritimen Wirtschaft gefasst.
Die ergänzenden maritimen Zulieferer und Dienstleister einschließlich der Meeres- und Offshoretechnik sind ein wesentlicher industrieller Kern und von außerordentlicher wirtschafts- und beschäftigungspolitischer Bedeutung für das Land. Insbesondere im Schiffbau und in der Offshore- Technik mit größtenteils hochwertigen Arbeitsplätzen konzentrieren sich die Zulieferer und Dienstleister auf die Entwicklung und Produktion innovativer Systemlösungen. Die wirtschaftsnahe Forschung und Entwicklung in der maritimen Industrie werden dabei durch wissenschaftliche Einrichtungen unterstützt und vorangetrieben. Und nicht zuletzt sorgen die modernen, leistungsfähigen Häfen mit ihren seewärtigen und landseitigen Verbindungen dafür, dass das Land über eine starke maritime Logistikwirtschaft verfügt, die wiederum elementar für zukünftige Industrieansiedlungen ist.

Branche im Umbruch

Allein in diesen Teilbranchen der maritimen Wirtschaft waren 2023 in Mecklenburg- Vorpommern 19.050 Menschen beschäftigt, die mehr als 5,1 Milliarden Euro Umsatz sowie 1,7 Milliarden Euro Wertschöpfung generierten. Zentraler Wachstumstreiber ist aktuell vor allem die hafennahe verarbeitende Industrie, während der Schiffbau eine Krisenphase durchlaufen hat. Seit 2020 beeinflussten mehrere Ereignisse, darunter die Covid-19-Pandemie und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, die Branche stark.
Während die Hafenwirtschaft und Windenergiewirtschaft kaum betroffen waren, führte der Zusammenbruch des Kreuzfahrttourismus zur Insolvenz der MV-Werften. Der zivile Schiffbau hat an Bedeutung verloren, während der Bau und die Instandsetzung von Marine- und Behördenschiffen zugenommen haben. Werftzulieferer müssen sich neuen Geschäftsfeldern anpassen. Die wirtschaftlichen Effekte im Schiffbau und der Zulieferindustrie sind somit etwas gesunken.

Zukunftsbeirat erarbeitet Konzept

Der im Juni 2023 ins Leben gerufene Maritime Zukunftsbeirat des Landes mit 21 Expertinnen und Experten aus der maritimen Wirtschaft und Wissenschafthat in enger Begleitung des Maritimen Koordinators des Landes, Staatsekretär Jochen Schulte, ein „Zukunftskonzept für die maritime Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern“ erarbeitet. Das rund 80-seitige Konzeptpapier zeigt konkrete Zukunftspotenziale für die bedeutenden Teilbranchen der maritimen Wirtschaft (v. a. Schiffbau, Häfen, hafennahe Industrie, Energieversorgung) auf.

Handlungsempfehlungen

In einem ersten Schritt wurden Handlungsempfehlungen entwickelt, die über alle maritimen Teilbranchen hinweg einen allgemeingültigen Charakter für die gesamte maritime Wirtschaft besitzen. Sie sind gleichzeitig von besonderer Bedeutung und haben hohe Priorität in der zeitlichen Umsetzung.
Zu nennen sind
  • Mecklenburg-Vorpommern als „grünes“ Industrieland bei Unternehmen (auch mit dem Ziel von Ansiedlungen internationaler Akteure), Arbeitskräften und in der breiten Gesellschaft bekannter machen und mit positiven Attributen unterlegen
  • Aktuelle Themen und Problemfelder (z.B. e-Fuels, Taxonomie) frühzeitig erkennen und proaktiv Lösungen finden
  • Planungs- und Genehmigungsverfahren beschleunigen
  • Flächenvorsorge als zentrales Ziel berücksichtigen
  • Zukunftsorientierten Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft stärken und ausbauen
  • Politische und geschäftliche Beziehungen zur maritimen Wirtschaft in den Ostsee- und Nordsee-Anrainerstaaten weiter ausbauen
  • Bildungsinfrastruktur sichern und stärken
  • Fachkräftepotenzial sichern und strategische Personalentwicklung fördern
Darüber hinaus wurden die einzelnen maritimen Teilbranchen detailliert analysiert und spezielle Handlungsempfehlungen herausgearbeitet.