MV-Plasma schützt Saatgut

Saatgut steht vor wachsenden Herausforderungen: Anthraknose, Gerstenflugbrand und Weizensteinbrand bedrohen Erträge und Qualität. Gleichzeitig geraten chemische Beizmittel aufgrund regulatorischer Vorgaben und Umweltaspekten zunehmend unter Druck. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Erforschung physikalischer Alternativen an Bedeutung.
In einem Forschungsprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung untersuchten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Greifswald die Saatgutdesinfektion mittels kaltem Plasma. Dieses Projekt ist Teil des WIR!-Bündnisses PHYSICS FOR FOOD. Ziel war es dabei, eine zuverlässige, umweltfreundliche Alternative zur chemischen Beizung von Saatgut zu entwickeln.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die Plasmabehandlung in bestimmten Fällen eine ähnlich gute Wirkung wie etablierte Verfahren erzielt hat“, erklärt Projektleiterin Dr. Nicola Wannicke vom Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP).
Zudem konnten positive Effekte auf den Feldaufgang und Ertrag nach der Plasmabehandlung festgestellt werden: Rund sechs Tonnen mehr Ertrag pro Hektar zeigte sich an einem Standort für Wintergerste im Jahr 2023. Dies ist ein zusätzlicher Effekt zur verbesserten Saatguthygiene, der einen Anreiz für eine zukünftige Anwendung in der Praxis bieten könnte.
„Die bisherigen Ergebnisse sind vielversprechend, doch für eine breite Anwendung in der Landwirtschaft müssen wir die Effizienz unter verschiedenen Bedingungen nachweisen und Langzeitwirkungen der Plasmabehandlung auf Saatgutqualität und Pflanzenentwicklung noch genauer untersuchen.“
Dr. Nicola Wannicke, Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e.V. (INP)
Die Forschenden konzentrierten sich auf die Bekämpfung von Flugbrand bei Gerste und Weizensteinbrand bei Weizen. Beide Erreger können erhebliche Schäden verursachen und die Keimfähigkeit der Pflanzen beeinträchtigen. Während Laborversuche bereits die Wirksamkeit der Plasmabehandlung belegt haben, lieferten Feldversuche wichtige Erkenntnisse zur praktischen Anwendung. Besonders für den Ökolandbau könnten die Forschungsergebnisse eine entscheidende Rolle spielen, da hier der Einsatz chemisch behandelter Samen stark eingeschränkt ist. Obwohl das Projekt erfolgreich abgeschlossen wurde, bleibt weiterer Forschungsbedarf.
„Sollte künftig nur noch Saatgut verwendet werden dürfen, das über Jahre unbehandelt blieb, könnten sich diese Krankheiten rasant ausbreiten. Die Plasmatechnologie könnte eine wichtige Lösung sein, um diesem Risiko vorzubeugen.“
Dr. Andreas Jacobi, Saatzucht Bauer GmbH & Co. KG
Ziel von PHYSICS FOR FOOD ist es, Agrarrohstoffe zu optimieren und Schadstoffe in der Lebensmittelproduktion zu verringern, chemische Beizen für Saatgut zu reduzieren und die Pflanzen gegenüber den Folgen des Klimawandels zu stärken. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative ‚WIR! – Wandel durch Innovation in der Region‘ gefördert (Förderkennzeichen 03WIR2810).
Weitere Informationen: www.physicsforfood.org