27. Juli 2023

Internationales Sommerfest 2023

Weltwirtschaft: The game ist not the same. Die Globalisierung steht angesichts vieler Krisen in Frage, ebenso wie die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft. Europa muss zum Resilienzraum werden, unternehmerischer Freiraum an die Stelle staatlicher Regulierungen und Subventionen treten.
Trotz des schlechten Wetters konnte IHK-Präsident Gerhard Pfeifer wieder viele Unternehmerinnen und Unternehmer zum traditionellen Internationalen Sommerfest der IHK Schwaben begrüßen. Die bereits mit 9/11 2001 ihren Anfang genommenen Poly-Krisen haben in der Welt einen Umbruch ausgelöst, wie er in den vorgegangenen Jahrzehnten nicht bekannt war. Dabei droht der Wirtschaftsstandort Deutschland trotz staatlicher Sondervermögen und Subventionen im Wettstreit der geopolitischen Interessen ins Hintertreffen zu geraten, so Pfeifers Befürchtung. Umso wichtiger ist es auf die drängenden Herausforderungen und Fragen der heimischen Wirtschaft Antworten zu finden und sich nicht in einer falschen Selbstzufriedenheit zu wägen. Viele Anknüpfungspunkte dafür lieferte Prof. Mortiz Schularick, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, in seinem anschließenden Impulsvortrag.
Nur ein „Rezessiönchen“
„Wir sind mit einem Rezessiönchen durch den Winter gekommen“, stellte Schularick angesichts der gleichzeitigen Entkoppelung der deutschen Wirtschaft von russischem Gas erfreut fest. Weit wichtiger als russisches Gas und Rohstoffe ist für die deutsche Wirtschaft allerdings das Verhältnis zu China, auch wenn selbst die Bedeutung der asiatischen Großmacht auf das deutsche Bruttoinlandsprodukt in Summe begrenzt ist. Ein Klumpenrisiko sieht der Wirtschaftswissenschafter allerdings in der Auto- und Gasindustrie, die in und mit China gute Geschäfte machen.
Das Ende der Globalisierung?
Globalisierung schafft Wohlstand im Innern und stabilisiert gleichzeitig die Welt, beschrieb Schularick in Anlehnung an Montesquieu die Welt von gestern, in der sich Deutschland seit dem Jahrtausendwechsel als wahrer Turbo-Globalisierer positionieren konnte. „Ökonomisch hat die Globalisierung funktioniert“, auch für die Ärmsten der Welt, so der namhafte Ökonomen. Was allerdings nicht funktioniert hat, „ist das politische Management der Globalisierung“. Der Populismus auf der Welt nimmt zu, der Druck auf die Demokratien wächst. Zwar lässt sich das Ende der Globalisierung noch nicht an volkswirtschaftlichen Zahlen festmachen, doch nimmt die Fragen in der öffentlichen Diskussion zunehmenden Raum ein. Dabei wird der Nutzen des globalen Handels angesichts weiter steigender Kosten auch von politischen Vordenkern beispielsweise in der USA in Zweifel gezogen.
„Die Welt regelbasierter Systeme gerät unter die Räder“, lautete Schularicks wenig optimistische Einschätzung der bisherigen westlichen Politik. Europa ist daher für die heimische Wirtschaft zu einem unverzichtbaren Resilienzraum geworden, die unternehmerische Handlungsfreiheit die Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Lösung ökonomischer Herausforderungen. Ablehnend steht er dagegen dem massiven Einsatz öffentlicher Gelder für einzelne Wirtschaftszweige gegenüber, da diese Mittel damit gleichzeitig für Investitionen beispielsweise in die Infrastruktur oder Innovationen fehlen. „Wer mit der Subventionsgiesskanne durchs Land geht, der züchtet auch viel Unkraut“, stellte er auch mit Blick auf den Inflation Reduction Act der USA fest.
Hohe Kosten, viel Bürokratie, wenig Arbeitskräfte
In der abschließenden Diskussion mit Moderator Tilmann Schöberl, Unternehmer Reinhold Braun und Firmenchefin Dorothee Buhmann standen die praktischen Auswirkungen der globalen Veränderungen im Fokus. Beide berichteten über ihre Erfahrungen in anderen Ländern, in denen mehr chancen- und weniger risikogetrieben als hierzulande gewirtschaftet wird. Buhmann wünscht sich ein deutsches „Bürokratiefasten“, ebenso wie eine generelle Senkung der inländischen Produktionskosten. Ein weiteres Handicap der heimischen Wirtschaft sieht Braun im Arbeitskräftemangel. Trotz vielfach noch voller Auftragsbücher lassen sich die damit verbundenen Erträge nur schwer realisieren, weil für deren Abarbeitung das Personal fehlt.
Mit diesen Impulsen gingen die Unternehmerinnen und Unternehmer ins abschließende get together, das mit intensiven Gesprächen bis spät in den Abend andauerte.
 
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