Bayerisch-Schwaben: Günstig auf der Landkarte, doch Herausforderungen bleiben
Bayerisch-Schwaben bildet mit seiner Lage im Südwesten Bayerns und einen wichtigen Drehpunkt zwischen Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Die Region liegt im Zentrum eines Dreiecks, das die Metropolen München, Stuttgart und Zürich bilden. Schwaben ist überdurchschnittlich stark industriell geprägt und zählt mit dem Allgäu zu den touristisch attraktivsten Regionen Deutschlands. Die Industrie und das verarbeitende Gewerbe sind auf funktionierende Logistik angewiesen – und umgekehrt; schon im vorigen Jahrzehnt hat Fraunhofer SCS wegen dieser Wechselwirkung Schwaben als eine der bundesdeutschen „Top-Logistik-Regionen“ identifiziert. Alle genannten Branchen sind auf gute Erreichbarkeit angewiesen und benötigen dafür leistungsfähige Verkehrswege. Hierfür setzt sich die IHK Schwaben an vielen Stellen ein.
Die Region ist als Ergebnis jahrzehntelanger Bemühungen – oftmals im Schulterschluss von Wirtschaft und Politik – und der Realisierung vieler Ausbauprojekte verkehrstechnisch gut erschlossen:
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Straße: Mit den Bundesautobahnen A 8 (Karlsruhe–Stuttgart–München–Salzburg) und A 7 (Flensburg–Ulm–Füssen) kreuzen sich zwei zentrale europäische Verkehrsachsen in der Region (Ulm/Elchingen), was eine hervorragende Nord-Süd- sowie West-Ost-Anbindung gewährleistet. Hinzu kommt die A 96 als Verbindung zwischen der Schweiz und München, die in Memmingen die A7 kreuzt. Auch vierstreifige Bundesstraßen wie die B 2/B 17 (Donauwörth–Augsburg–Landsberg) oder B 19 (Kempten–Sonthofen) verbessern die regionale Erreichbarkeit erheblich. Hinzu kommen wichtige Querverbindungen wie z.B. die B 12, B 16 oder B 300.
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Bahn: Schwaben profitiert vor allem von der Anbindung an das ICE-Netz der Deutschen Bahn in West-Ost-Relation; hier bündeln sich die innerdeutsche Relation Rhein/Ruhr–Rhein/Main–München mit der „Magistrale für Europa“ von Paris nach Wien. Die Hauptbahnhöfe in Ulm und Augsburg stellen wichtige Knotenpunkt für die Verknüpfung mit den Strecken zum Bodensee und ins Allgäu dar. Der geplante Neubau der Strecke Ulm–Augsburg wird den Fernverkehr weiter stärken. Ausbau und Elektrifizierung der Strecke München–Memmingen–Lindau mit Neubau des Bahnhofs Lindau-Reutin ermöglichen seit 2020 einen leistungsfähigen Fernverkehr nach Zürich. Der 2024 begonnene Bau eines neuen Container-Terminals in Augsburg/Gersthofen setzt für die Logistik in der Region einen wichtigen Impuls.
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Luftverkehr: Über den nahegelegenen Flughafen Memmingen und die internationalen Flughäfen in München und Stuttgart ist Bayerisch-Schwaben auch gut an den Luftverkehr angebunden. Vor allem der von vielen regionalen Unternehmen getragene Flughafen in Memmingen ist mit seinem Angebotsschwerpunkt Ost-/Südeuropa vergleichsweise gut durch die Corona-Krise gekommen und hat sich unter den zehn größten Flughäfen Deutschlands etabliert.
Trotz der grundsätzlich guten Anbindung steht die Region in allen drei Bereichen auch vor Herausforderungen:
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Straße: Punktuell – vor allem in Augsburg und im Großraum Ulm/Neu-Ulm – sind einige Straßen an der Kapazitätsgrenze; hier leidet die Wirtschaft unter Stau-Risiken. Gleichzeitig wachsen die Herausforderungen durch sanierungs- und erneuerungsbedüftige Infrastruktur, vor allem Brücken. Etliche Vorhaben des Bundesverkehrswegeplans, auch solche, die im „vordringlichen Bedarf“ eingestuft sind, haben aktuell keine Realisierungsperspektive oder sind vor Ort umstritten, nachdem auch Teile der örtlichen Politik ihnen den Zuspruch entzogen haben (u.a. B 2, B 12, B 16). Vor allem der Handel sorgt sich angesichts einer vielerorts restriktiven Verkehrspolitik seitens der Kommunen um die Erreichbarkeit der Innenstädte.
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Bahn: Veraltete Infrastruktur, unzureichende Kapazität und – vor allem südlich der Achse Ulm–Augsburg – die fehlende Elektrifizierung vieler Strecken behindern eine leistungsfähige Bahnanbindung und machen die Schiene aus Sicht vieler Unternehmen zu einem Verkehrsträger zweiter Wahl. Im Fernverkehr kämpft die Region bei jedem Fahrplanwechsel für den Erhalt des Status quo bzw. für punktuelle Verbesserungen der ICE-Verbindungen nach Nürnberg und der IC-Züge ins Allgäu. Angebotskonzepte wie der „Regio-Schienen-Takt Augsburg“ oder die „Regio-S-Bahn Donau-Iller“ können seit den 1990-er Jahren nicht oder nur in Ansätzen verwirklicht werden, weil erforderliche Infrastruktur-Ausbauten auch nach drei Jahrzehnten nicht zur Verfügung stehen. Bahn-Güterverkehr ist in Teilen der Region nicht oder nicht mehr möglich – auch, weil erforderliche Gleisanlagen und -anschlüsse in den vergangenen Jahrzehnten zurückgebaut wurden.
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Luftverkehr: Auch drei Jahrzehnte nach Eröffnung des Flughafens München ist die Bahnanbindung aus Schwaben unzureichend; eine kurzfristige Verbesserung ist nicht in Sicht.
