Baustart für die Adenauerbrücke – Bald Umleitungs-Marathon in Ulm/Neu-Ulm
Nach 70 Jahren ist die Adenauerbrücke zwischen Ulm und Neu-Ulm technisch am Ende und muss durch einen Neubau ersetzt werden. Mit einem Spatenstich am 19. März 2025 starteten die Arbeiten für diese länderübergreifende überregionale Verkehrsachse zwischen Baden-Württemberg und Bayern sowie zwischen den beiden Donaustädten, über die täglich fast 100 000 Fahrzeuge rollen. Der Ersatzneubau ist aber nur eines von drei Großvorhaben an dieser Achse, überdies wird zwischen Ulm und Neu-Ulm auch die Gänstorbrücke über die Donau ersetzt. Allein die neue Adenauerbrücke wird rund 80 Millionen Euro kosten.
„Investitionen in Brücken sind für eine verlässliche und leistungsfähige Infrastruktur unerlässlich. Wir handeln rechtzeitig, denn der Zustand unserer Infrastruktur entscheidet über unsere Zukunftsfähigkeit“, erklärte Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter, der sich wegen der Teilnahme an den Koalitionsverhandlungen in Berlin von Abteilungsleiter Prof. Dr. Wolfgang Wüst, Leiter der Abteilung Straßen- und Brückenbau im Ministerium, vertreten ließ. Wüst und der Ministerialdirigent im Bundesverkehrsministerium, Gerhard Rühmkorf, versicherten: „Vier Jahre muss die Brücke noch durchhalten” bis der Neubau steht – und bis dahin werde sie nach strengsten Maßstäben überwacht.
Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann sagte: „Brücken verbinden bekanntlich, machen aber auch Probleme.” Die Adenauerbrücke mit ihren 70 Jahren („Schon der Name sagt, aus welcher Zeit sie stammt") sei “kein Einzelfall”, sondern stehe für den Sanierungs- und Erneuerungsbedarf an vielen Orten. Er appellierte an die Politik und Gäste, sich über die Beeinträchtigungen durch Bauarbeiten auf der Achse durch Ulm/Neu-Ulm nicht zu beklagen: „Die Alternative wäre: gar nicht mehr zu fahren.”
Der noch amtierende Bundesverkehrsminister Volker Wissing erklärte in einer Stellungnahme: „Für den Bund hat die Modernisierung unserer Infrastruktur höchste Priorität." Im Brückenmodernisierungsprogramm des Bundes seien wichtige Vorhaben – wie etwa die Adenauerbrücke im Zuge der B 10 in Neu-Ulm – erfolgreich angelaufen. Er fügte hinzu: „Wichtig ist, dass wir in den kommenden Jahren nicht nachlassen und die erforderlichen Investitionen auch für die Zukunft gesichert werden. Deutschland braucht eine verlässliche Verkehrsfinanzierung auf hohem Niveau. Denn eine leistungsfähige Infrastruktur ist Grundvoraussetzung für individuelle Mobilität und ist Grundlage für eine starke Volkswirtschaft.
Alexander Leis, Leiter des Staatlichen Bauamts Krumbach, das die Federführung im Auftrag des Bundes bei diesem Projekt hat, dankte den Behörden des Bundes und der beiden Länder für die Kooperation. Der Ulmer Oberbürgermeister Martin Ansbacher sagte, die neue Brücke mache „beide Städte verkehrstechnisch fit für die Zukunft.”
IHKs Schwaben und Ulm stellten sich hinter das Vorhaben
„Das ist heute ein Zeichen des Aufbruchs, zufällig genau einen Tag, nachdem der alte Bundestag ein Infrastruktur-Sondervermögen verabschiedet hat. Wir konnten in den vergangenen Jahren in Ulm/Neu-Ulm an vielen Stellen erkennen, wie dringend notwendig die Sanierung und der Ausbau von Infrastruktur ist“, sagte der Vorsitzende der IHK-Regionalversammlung Neu-Ulm und stellvertretende Präsident der IHK Schwaben, Gerd Stiefel. „Jetzt geht es darum, in den anstehenden Jahren der Großbaustellen die Belastungen für den Wirtschaftsverkehr und für die Bürger so gering zu halten wie möglich.“
In der Planungsphase hatte es lange und intensive öffentliche Diskussionen über die Dimension des Bauvorhabens gegeben, auch weil hierfür in einen öffentlichen Grünzug entlang der B 10 auf Ulmer Seite („Ehinger Anlagen“) eingegriffen werden musste. Das Staatliche Bauamt Krumbach hatte dargelegt, dass ein 1:1-Neubau mit identischen Abmessungen nach den heutigen Richtlinien nicht mehr möglich und mit Blick auf weiter wachsende künftige Anforderungen auch nicht sinnvoll sei. Die IHKs Schwaben und Ulm hatten sich mit einer gemeinsamen Positionierung ihrer Verkehrsausschüsse dieser Auffassung angeschlossen.
Die Adenauerbrücke – eine von drei Donaubrücken im Stadtgebiet Ulm/Neu-Um – gehört mit 94 100 Fahrzeugen pro Tag (2019) zu den verkehrsreichsten Punkten in Schwaben, knapp übertroffen nur von der Autobahn A 8 im Raum Augsburg. Auf der Brücke bündeln sich überregionaler Verkehr (zwischen den Autobahnen A 8/Ulm-West und A 7/Dreieck Hittistetten) und der innerstädtische Verkehr bzw. Quell- und Zielverkehr von Ulm und Neu-Ulm. Über die Brücke verlaufen die Bundesstraßen B 10 und B 28; sie nimmt außerdem den Verkehr von der B 30 auf, die in Neu-Um in die B 28 mündet.
Noch ein Ersatzneubau: Vier Jahre Sperrung von der A 8 nach Ulm
Während der gesamten Bauzeit bis 2028 soll die Adenauerbrücke dem Verkehr in beide Richtungen zur Verfügung stehen. Doch der Ersatzneubau der Adenauerbrücke ist nur eine von drei Großbaustellen auf der wichtigsten Verkehrsachse durch Ulm und Neu-Ulm, die zum Teil erheblich größere Auswirkungen haben werden. Es schließen sich zwei bereits angelaufene Projekte nördlich an:
Blaubeurer Tor: Im Herbst 2024 haben die Arbeiten zum Umbau des Blaubeurer-Tor-Kreisverkehrs in eine Kreuzung mit einer Untertunnelung für den Nord-Süd-Verkehr begonnen. Das gesamte Areal soll bis zur Landesgartenschau 2030 umgestaltet, der Verkehr neu geordnet und das derzeit von der B-10-Brücke überbaute Blaubeurer Tor freigelegt werden.
Wallstraßenbrücke: Direkt nördlich an das Blaubeurer Tor anknüpfend (bei Ikea) muss die baufällige Wallstraßenbrücke über die Bahnanlagen ersetzt werden. Hierzu wird voraussichtlich von November 2025 an die Zufahrt von der Autobahn A 8 in Richtung Ulm (Blaubeurer Tor) für knapp vier Jahre gesperrt; eine direkte Durchfahrt von der A 8 zur A 7 wird dann nicht mehr möglich sein. In der Gegenrichtung bleibt die B 10 befahrbar, wenn auch zeitweise mit Einschränkungen. Der Verkehr von der A 8 nach Ulm und Neu-Ulm sowie zur B 30 und ins Ulmer Industriegebiet Donautal wird auf mehreren unterschiedlichen Umleitungsrouten durch die Stadt geführt, die hierzu von Ende März 2025 erst einmal „ertüchtigt“ werden müssen. Es werden jahrelange massive Verkehrsbehinderungen erwartet. Für die Fahrt von der A 8 in Richtung Allgäu wird der (ohnehin so ausgeschilderte) Weg über das Kreuz Ulm/Elchingen empfohlen.
Daneben muss aktuell eine weitere Donaubrücke zwischen Ulm und Neu-Ulm ersetzt werden:
Gänstorbrücke: Die östliche der drei innerstädtischen Brücken ist ebenfalls baufälig und nicht mehr sanierbar; der Lkw-Verkehr ist seit Jahren verboten und die Fahrspuren auf eine pro Richtung reduziert. Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Abbruch der Brückenhälfte donauaufwärts, die als erstes ersetzt wird. Sie soll dann den Gesamtverkehr während des Ersatzneubaus der zweiten Brückenhälfte aufnehmen.