Neuer Ski-Express steuert Vorarlberg statt Oberstdorf an
Der „Schnee-Express“ von Stuttgart nach Oberstdorf war ein erfolgreiches Angebot, passte nach zehn Jahren aber nicht mehr in die Konzepte der Länder Baden-Württemberg und Bayern. Nun könnte der Zug eine Renaissance erleben – allerdings soll er nicht mehr ins Allgäu, sondern nach Österreich fahren. Dies ist Teil eines Pakets von Verbesserungen bei grenzüberschreitenden Bahnverbindungen; eine Absichtserklärung haben die Verkehrsminister aus Baden-Württemberg und Vorarlberg, Winfried Hermann und Daniel Zadra, am 3. September 2024 in Langenargen (Bodenseekreis) unterzeichnet.
„Wintersportler und Ausflügler gelangen noch schneller und bequemer“ an ihr Ziel – mit diesen Worten hatten die Länder Baden-Württemberg und Bayern seinerzeit den „Schnee-Express“ angekündigt, der von Dezember 2010 an eine attraktive Tagesverbindung an den Winter-Wochenenden von Stuttgart und Ulm aus ins Allgäu herstellte – morgens hin, abends zurück. Die Tickets konnten in einer unkomplizierten und preisgünstigen Kombination auch gleich samt Bustransfer und Skilift-Karten gekauft werden.
IHK und Region hatten „Schnee-Express“ initiiert
Für diesen Zug hatten sich die IHK Schwaben, der Regionale Planungsverband Allgäu, die Betreiber der Skilifte, das Landratsamt Oberallgäu und weitere Akteure eingesetzt, nach dem Vorbild des Garmischer „Ski-Express“ von München ins Oberland; in kurzer Zeit standen die Vereinbarungen mit der DB Regio Allgäu und den beiden Landesregierungen.
Dass die Verbindung zehn Jahre später wieder eingestellt wurde, lag, wie immer mal wieder bei der Bahn, nicht an fehlender Nachfrage, sondern an anderen „Zwängen“: Die Züge von Stuttgart nach Oberstdorf mit ihren vier oder fünf Doppelstock-Waggons waren oftmals so voll, dass es schon in Ulm nur noch Stehplätze gab.
Erfolgreicher Zug passte nicht mehr ins Konzept
Ausschlaggebend waren eher Ausschreibungs- und Finanzierungsprobleme zwischen den Nahverkehrsgesellschaften der Länder Baden-Württemberg und Bayern, die für die Organisation und „Bestellung“ des Regionalverkehrs bei den Bahn-Gesellschaften verantwortlich sind. In Baden-Württemberg hatte die damals britische Bahn-Gesellschaft Go-Ahead (heute: Arverio, zur österreichischen Bahn ÖBB gehörend) Ende 2019 das „Rems-Fils-Netz“ mit den Verbindungen von Stuttgart nach Ulm von der DB Regio übernommen, die bis heute die Strecke zwischen Ulm und Oberstdorf bedient. DB Regio hatte auch den „Schnee-Express“ gefahren – er passte nun einfach nicht mehr in das Ausschreibungs- und Fahrplankonzept auf der Filstalbahn und musste aufs Abstellgleis.
Nun soll der „Schnee-Express“ wiederkommen, wenn alles klappt ab 2027 – allerdings mit neuem Fahrziel Österreich. Dies ist Teil eines ganzen Pakets von Verbesserungen im grenzüberschreitenden Schienenverkehr, die die Länder Baden-Württemberg und Vorarlberg vereinbart haben. Geprüft würden neue Direktverbindungen, beispielsweise von Friedrichshafen nach Vorarlberg oder Ski-Züge mit direkten Verbindungen zwischen Stuttgart, Bregenz und Schruns im österreichischen Wintersportgebiet Montafon, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung. Die Ski-Züge sollen Zwischenstopps in Ulm, Friedrichshafen und Lindau erhalten. „Stellen Sie sich vor: Am Morgen in Stuttgart einsteigen in den Zug und dann gleich nach Schruns zum Skifahren kommen“, zitierte der Südwestrundfunk den Vorarlberger Mobilitäts-Landesrat (Minister) Zadra.
Für die Bahn ist Österreich einfacher als das Allgäu
Aus Betreibersicht ist ein Ski-Zug nach Vorarlberg betrieblich deutlich vorteilhafter und damit auch wirtschaftlicher: Beim früheren „Schnee-Express“ musste in Ulm die Elektrolok gegen eine Diesellok getauscht werden, weil die Strecke nach Oberstdorf nicht elektrifiziert ist. Mittlerweile versucht die Bahn, die Lok-Wechsel in Ulm wenn irgendwie möglich zu vermeiden; selbst der Intercity nach Oberstdorf bekommt bereits in Stuttgart gleich zwei Dieselloks, die ihn unter dem elektrischen Fahrdraht über die Schwäbische Alb ziehen. Von Ulm zum Bodensee geht es aber seit wenigen Jahren auf der „Südbahn“ elektrisch und damit ohne den lästigen Lokwechsel. Der neue Ski-Zug nimmt den einfacheren Weg ins Schneevergnügen.