Lückenschluss an der Autobahn A8: Der neue Albaufstieg darf gebaut werden
Es ist im Wortsinne ein Generationenprojekt: Nach rund 30 Jahren Diskussion liegt die Baugenehmigung (Planfeststellung) für einen neuen Albaufstieg der Autobahn A 8 am „Drackensteiner Hang“ zwischen Stuttgart und Ulm vor. Die Stuttgarter Regierungspräsidentin Susanne Bay hat das 600 Seiten starke Papierpaket am 18. Dezember 2024 an die Direktorin der Autobahn-GmbH Südwest, Christine Baur-Fewson, überreicht.
Auch aus bayerisch-schwäbischer Sicht stellt dies zumindest den planerischen Lückenschluss zwischen München, Augsburg, Ulm und Stuttgart dar; damit soll der topographisch anspruchsvolle und letzte verbliebene zweispurige Abschnitt durch eine neue Tunnel- und Brückenstrecke mit drei Streifen je Richtung ersetzt werden. Für die anderen noch fehlenden vierspurigen Abschnitte im Raum Ulm/Elchingen gibt es bereits Planfeststellungsbeschlüsse.
Der Neubau des Albaufstiegs dürfte annährend eine Milliarde Euro kosten. Die Finanzierung muss nun zwischen Bund, Land und der Autobahn-GmbH des Bundes geklärt werden. Im ersten Schritt bedarf es dazu einer Priorisierung im Bundesverkehrswegeplan. Die A 8 mit dem Albaufstieg ist das Teil des transeuropäischen Verkehrskorridors Rhein/Donau (TEN).
Neue Planung ohne Mautstelle
Ursprünglich sollte der neue Albaufstieg als ein privat finanziertes Autobahnprojekt realisiert werden (ÖPP/PPP – öffentlich-private Partnerschaft). Anders als bei den ÖPP-Abschnitten München–Augsburg (Autobahnplus) und Augsburg–Ulm (Pansuevia), bei denen die privaten Investitionen ausschließlich aus der Lkw-Maut refinanziert werden, sollte beim Albaufstieg – ähnlich wie bei Alpenpässen – allerdings eine zusätzliche Mautzahlung anfallen, und zwar auch für Pkw. Es fand sich aber kein Betreiberkonsortium, das bereit war, die neue Strecke zu errichten. Zu groß war die Sorge, dass zu viele Autofahrer der Mautzahlung ausweichen und die alte Strecke nutzen würde: Diese soll erhalten und frei zugänglich bleiben, auch um bei Störungen auf der A 8 den Verkehr ableiten zu können. Die neue Planung kommt nun ohne die Mautstelle auf der Albhochfläche aus.
Die neue gerade Tunnel-Brücken-Kombination überwindet die Strecke auf die Schwäbische Alb auf 7,6 statt bislang 12,2 Kilometern Länge; Steigung und Gefälle reduzieren sich von 6,3 auf 3,5 Prozent. Jede Tunnelröhre erhält drei Fahrstreifen und eine Standspur. Dies soll auch Staus vermeiden, die derzeit oft entstehen, wenn Lkw an der Steigung hängen bleiben oder diese im Schritttempo überwinden. Mit mehr als 60 000 Fahrzeugen pro Tag gilt die A 8 in diesem Bereich als hoch belastet.
Der heutige Albaufstieg, bei dem die Fahrbahnen berg- und talwärts getrennt geführt werden, ist einer der ältesten Autobahnabschnitte Deutschlands. Die Brückenbauwerke stammen zum Teil von Paul Bonatz, dem Architekten des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Der neue Albaufstieg wird in der Nähe der vor zwei Jahren in Betrieb genommenen Bahn-Neubaustrecke verlaufen, mit einem architektonisch vergleichbaren, aber nicht ganz so hohen Brückenbauwerk, das zwischen zwei Tunnels liegen wird.
Planfeststellung fast in letzter Minute
Vor allem Befürworter des Vorhabens hatten auf eine Veröffentlichung des Planfeststellungsbeschlusses noch in diesem Jahr gedrängt. Hintergrund war die Befürchtung, dass die für die Planfeststellung notwendigen Umweltgutachten mit dem Jahreswechsel ihre Gültigkeit verlieren könnten.
Obwohl das Projekt vor Ort auch Gegner hat ist die politische Begeisterung groß. Selbst der Grüne baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann, der sich vielen Straßenbauprojekten entgegen stellt, hatte sich beim Bund für den neuen Albaufstieg eingesetzt und sprach von einem „vorgezogenen Weihnachtsgeschenk, auf das wir aber viel zu lange warten mussten“.
Hier finden Sie die Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Stuttgart und eine Video-Animation der Autobahn-GmbH des Bundes über das Vorhaben (4:36 Min.).