Der Container-Bahnhof Ulm rückt in die europäische Liga auf

Strömender Regen konnte den hohen Erwartungen keinen Abbruch tun: Die Bahn werde am Container-Bahnhof Ulm-Dornstadt „eine vollautomatische Einheit errichten, die es so in Europa noch nicht gibt“, kündigte Bahn-Infrastruktur-Vorstand Berthold Huber an. „Aus einer Vision wird hier in Ulm-Dornstadt Technologie“, sagte der Geschäftsführer der Bahn-Tochter DUSS (Deutsche Umschlaggesellschaft Schiene-Straße), Andreas Schulz, beim Spatenstich für das zweite Terminal. Die letzten Anlagenteile seien erst vor wenigen Monaten genehmigt worden; damit werden die Portalkrane künftig Züge von den Seehäfen vollautomatisch entladen. Die europäische Logistik-Welt werde auf Ulm-Dornstadt blicken, ist Schulz überzeugt.
Bis 2028 soll die Kapazität des „Container-Bahnhofs“ von heute 120 000 Ladeeinheiten pro Jahr auf 300 000 mehr als verdoppelt werden. Dies werde rund 22 Millionen Lkw-Kilometer pro Jahr auf die Schiene verlagern und damit 17 000 Tonnen CO2 sparen, rechnete Bahn-Vorstand Huber vor.
Die erste Anlage an der Autobahn A 8 war 2005 in Betrieb genommen worden. Seit einigen Jahren ist sie über eine eigene Autobahnabfahrt Ulm-Nord angeschlossen. Ulm-Dornstadt ist seit 2005 die Nachfolge-Anlage für das vormalige Terminal Neu-Ulm, beengt inmitten der Stadt gelegen, das für den Bau des Bahnprojekts „Neu-Ulm 21“ geschlossen worden ist – mit einer Kapazität von gerade einmal 20 000 Ladeeinheiten. Binnen zwanzig Jahren hat sich die Zahl der verladenen Container und Wechselbrücken versechsfacht; nun soll sie auf das 15-fache steigen. Das unterstreicht das enorme Wachstum des Kombinierten Verkehrs, das auch laut Verkehrsprognose 2040 des Bundes das Verkehrssegment mit der stärksten Zunahme sein soll. Für die Region stellen Container-Terminals und die entsprechenden Zugverbindungen den Zugang zu den Seehäfen im Norden sowie am Mittelmeer her.
Das neue Doppel-Terminal an der Autobahn A 8 nördlich von Ulm wird in der Größenklasse von München-Riem mitspielen. „Ulm-Dornstadt ist eines der dynamischten Terminals in Deutschland; das spiegelt die Wirtschaftskraft dieses Raumes wieder“, sagte DUSS-Chef Schulz. Die Anlage wird bereits heute intensiv von Unternehmen auch aus Bayerisch-Schwaben genutzt; der Einzugsbereich umfasst auch das Allgäu, zumal es dort kein KV-Terminal gibt.
Insgesamt wird das neue Terminal 148 Millionen Euro kosten, co-finanziert mit 50 Millionen von der EU. Der Dornstadter Bürgermeister Rainer Braig verwies auf die große Gemeinwohl-Verantwortung, die das Terminal übernehme: „Es geht hier nicht nur um regionale Logistik, sondern auch um Resilienz und europäische Verantwortung.“
Parallel zu Ulm-Dornstadt baut die DUSS bereits am Terminal Augsburg-Gersthofen. Es ist zunächst auf 100 000 Ladeeinheiten pro Jahr mit Erweiterung auf 150 000 ausgelegt und soll Ende 2026 die alte Anlage in Augsburg-Oberhausen mit 20 000 Containern/Jahr ersetzen. DUSS-Chef Schulz sieht die beiden Anlagen Ulm-Dornstadt und Augsburg-Gersthofen nicht als Konkurrenz, wie er am Rande des „Spatenstichs“ versicherte: „Wir brauchen beide Anlagen“.