Wirtschaftsministerin Reiche und das Ende der PV-Förderung?
Am 11. August trat Wirtschaftsministerin Katherina Reiche eine Diskussion los, die kurzerhand kontrovers und polarisierend um sich schlug: das potenzielle Ende der PV-Förderung. Allerdings ist Vorsicht geboten: Die Ministerin visiert dabei kleine Anlagen (vermutlich bis 10 kWp) an und versicherte sogleich, dass bestehende Anlagen von einer möglichen Änderung nicht betroffen seien. Kleine Anlagen in dieser Größenordnung sind in der Regel Einfamilienhaus- bzw. Dachanlagen.
Die Forderung spaltet Experten, Politiker sowie Branchenvertreter. Gegner argumentieren, dass ein Wegfall der Förderung die Energiewende gefährde und Arbeitsplätze in der Solarwirtschaft bedrohe, da sich Verbraucher verunsichert zeigten und erste Auftragsrückgänge gemeldet würden. Zudem sei das Timing des Vorschlags unglücklich: Das Smartmeter-Rollout, bidirektionales Laden, der Ausbau der Wärmepumpen sollten priorisiert werden. Bevor von einer Abschaffung der PV-Förderung überhaupt die Rede sein kann, braucht Deutschland einen Schub in die Zukunft – und somit einen subventionierten Stups.
Befürworter eines marktgetragenen PV-Ausbaus vertreten hingegen eine andere Auffassung. Ihrer Ansicht nach tragen sich viele dieser Anlagen bereits selbst; ihre Rentabilität ergibt sich durch die Optimierung des Eigenverbrauchs und weniger durch die EEG-Vergütung. Darüber hinaus steht ein volkswirtschaftliches Argument im Raum: Die Kosten der Energiewende. Viele – insbesondere ältere – PV-Anlagen sind nicht regelbar und drücken Strom an sonnenreichen Tagen ins Netz – doch für wen? Denn der Überschuss an Angebot belastet die Netze und verursacht durch Redispatchmaßnahmen jährlich Kosten in Milliardenhöhe. Der Ausbau der Netze lahmt dem Ausbau der Erneuerbaren, insbesondere der PV-Anlagen, hinterher. Ergo braucht es keine Förderung kleiner PV-Anlagen, sondern die passende Infrastruktur gepaart mit ausreichend Abnehmern.
Vor dem Hintergrund dieser Diskussion steht jedoch eines fest: Alle Studien zur Energiewende prognostizieren eine Zunahme des Stromverbrauchs. In diesem Sinne braucht es beides: mehr Übertragungsnetze (ca. 25.000 km) und Verteilnetze (ca. 100.000 km) sowie einen Ausbau der Erneuerbaren, da diese im Einklang mit dem bundesweiten Klimaziel stehen. Ob kleinere PV-Anlagen künftig auf Direktvermarktung setzen oder weiterhin durch Einspeisevergütung gestützt werden, ist eine Frage politischer Ausgestaltung – und nicht zuletzt ein Signal an Investoren und Verbraucher.