Bundeswirtschaftsministerin Reiche ruft Wandel für Energiewende aus
Studien zur Energiewende folgen zurzeit Schlag auf Schlag. Im Auftrag des BMWE evaluierten das Energiewirtschaftliche Institut (EWI) an der Universität Köln und die Beratung für die Transformation der Energiewirtschaft (BET), wo die Energiewende steht und wie sie sich entwickeln könnte. Am 15. September 2025 wurden die Ergebnisse der Studie mit der Öffentlichkeit geteilt.
Eine zentrale Frage der Studie lautet: Wie hoch wird der Bruttostromverbrauch bis 2045 sein? Dabei greifen sie nicht auf eigene Berechnungen und Szenarien zurück, sondern auf bestehende Studien (im Fachjargon nennt eine solche Untersuchung eine Metastudie). Seit 2007 ist der Stromverbrauch in Deutschland rückläufig und beziffert knapp unter 500 TWh für das Jahr 2024 (2007 waren es noch gut 600 TWh).
Die Schere an potenziellen Stromverbräuchen in der Zukunft geht nach aktueller Studienlage weit auseinander und reicht von einer Verdreifachung zu einem schwachen Wachstum auf ca. 700 TWh. Dabei lassen sich die bestehenden Szenarien in zwei Kategorien unterteilen: explorativ und normativ. Letztere Szenarien fragen, wie der optimale Weg zur Klimaneutralität aussehen würde, während erstere, die normativen, aktuelle Trends und Entwicklungen in die Zukunft projizieren. Der Unterschied zwischen beiden Betrachtungsweisen ist enorm. So gehen explorative Untersuchungen von deutlich geringeren Stromverbräuchen aus als die normativen. Ein Grund für diese Differenz: normative Studien überschätzen die Zahlungsbereitschaft und -fähigkeit der Nachfrageseite. In der Folge klaffen über die Zeit Stromverbräuche bei normativen und explorativen Szenarien weiter auseinander.
In der Summe fordert Bundeswirtschaftsministerin folgende 10 Punkte für eine wirtschaftsfreundliche Energiewende (s. Pressemitteilung des BMWE 2025):
- Ehrliche Bedarfsermittlung und Planungsrealismus
- Erneuerbare Energien markt- und systemdienlich fördern
- Netze, Erneuerbare Energien und dezentrale Flexibilität synchron ausbauen
- Technologieoffenen Kapazitätsmarkt schnell implementieren
- Flexibilität und Digitalisierung des Stromsystems voranbringen
- Einheitliche und liquide Energiemärkte erhalten und ausbauen
- Förderregime überprüfen, Subventionen systematisch senken
- Forschung zukunftsgerichtet vorantreiben, Innovationen fördern
- Wasserstoff-Hochlauf pragmatisch fördern, überkomplexe Vorgaben abbauen
- CCS/CCU als Klimaschutztechnologie etablieren
Welche konkreten Folgen und Maßnahmen aus diesen 10 „Geboten“ der aufpolierten Energiewende wirklich entstehen, muss sich jedoch erst noch zeigen.