Deutscher Industriestrompreis im internationalen Vergleich

Nachdem vergangene Woche das BMWK ein Konzeptpapier vorgelegt hatte, veröffentlichte das FfE (Forschungsstelle für Energiewirtschaft e. V.) im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V. eine Studie mit dem Titel “Internationaler Energiepreisvergleich für Industrie”. Die Ergebnisse überraschen im Kern wenig und bestätigen weitgehend bisherige Annahmen – im Detail zeigen sich jedoch interessante Entwicklungen.
Im Grunde könnte man es bei folgender Feststellung belassen: Deutschland liegt bei den Strompreisen für Großverbraucher (70 bis mehr als 150 GWh) im Jahr 2024 mit rund 14 ct/kWh über dem EU‑27‑Durchschnitt von 12 ct/kWh. China und die USA liegen mit etwa 8 ct/kWh noch deutlich darunter. Doch Durchschnittswerte sind nur die halbe Wahrheit. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich, dass das sprichwörtliche Gras auf der anderen Seite nicht zwingend grüner ist.
Blickt man auf Europa, so ist Industriestrom in Portugal, Spanien, Frankreich und den skandinavischen Ländern zwar heute günstiger. Langfristig jedoch – so die Studie – könnte sich Deutschlands Energiewende rechnen. Viele dieser Staaten werden sich preislich bis 2050 an das deutsche Niveau annähern. Haupttreiber sind der angenommene, steigende Strombedarf und die EU‑weite CO₂‑Bepreisung, die Länder mit hohem Kohleanteil wie Polen stärker belastet, während Staaten wie Norwegen mit ihrem hohen Anteil an Wasserkraft kaum betroffen sind.
Auch in den USA werden die Preise laut Prognosen bis 2050 spürbar steigen und sich Deutschland annähern. Der Strombedarf wächst dort im Business‑as‑usual‑Szenario der U.S. Energy Information Administration erheblich: mehr Elektrifizierung, mehr Rechenzentren, mehr Erzeugungs‑, Speicher‑ und Netzinfrastruktur – und damit steigende Kosten. Bereits 2024 zahlte die Industrie in Kalifornien rund 20 ct/kWh, während die meisten Bundesstaaten zwischen 5 und 9 ct/kWh lagen.
Strom wird weltweit teurer. Die entscheidende Frage lautet daher: Wann kommt die nächste große technologische Innovation, die bisherige Annahmen und Prognosen grundlegend verändert? Man möchte es hoffen – und zugleich in die Zukunft investieren.