Batteriespeicher-Boom erfährt Limit

Sie sind ein zentrales Element für das Gelingen der Energiewende, erst gelobt und jetzt zum Sorgenkind für Netzbetreiber gewandelt: Batteriespeicher. Seit einiger Zeit entfacht erneut eine hitzige Diskussion über Batteriespeicher und den großen Andrang, den sie zurzeit erfahren. Grund: Netzbetreiber erhalten zu viele Anträge und suchen nach Wegen die Flut sinnvoll einzudämmen.

Wasser marsch! Pumpspeicher: Grenzen und Potenzial

Das Erdöl schlummert in Kanistern, und das Gas zischt durch die Pipeline, aber beides verliert keine Energie, während es gelagert wird. Das Gleiche gilt – wie allgemein bekannt – nicht für erneuerbare Energien. Die Sonne verschwindet hinter dicken Nebelschwaden oder englischem Wetter; auch der Wind erfährt seine Flauten. Gewiss sind Biogas, Wasserkraft und Geothermie Energiegaranten, allerdings sind die Kapazitäten hier (teilweise) nahezu ausgeschöpft oder zumindest im Ausbaupotenzial deutlich geringer relativ zu PV und Wind. Die Energiewende erfordert hier ein höheres Maß an Kreativität, Energie auf diverse Arten zu speichern. Pumpspeicherkraftwerke sind z. B. so ein Weg. Hier wird Wasser bei Stromüberschuss über ein Rohr bergauf in ein Wasserreservoir gepumpt. Wenn Strombedarf besteht, schießt das Wasser die Rohre wieder hinunter, betreibt eine Turbine und produziert Strom. In Deutschland liegt die Gesamtspeicherkapazität der Pumpspeicherkraftwerke bei rund 35–40 GWh (Leistung ca. 10 GW). Die Kapazität ist jedoch ausgereizt – im Gegensatz zu anderen Ländern Europas.
Norwegen, Schweden und Finnland, die als „Grüne Batterie“ Europas gehandelt werden, verfügen zusammen über etwa 125 TWh hydroelektrische Speicherkapazität in ihren Stauseen (Norwegen allein 87 TWh) – das mehr als 6.000‑Fache der reinen deutschen Pumpspeicherkapazität und in etwa so viel, wie Deutschland in drei Monaten an Strom verbraucht.

Batteriespeicher im Trend – Bayerisch‑Schwaben als Vorreiterregion

Eine weitere Alternative zum Energiespeicher ist mit der Batterie hinlänglich bekannt. Was Tüftler in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren noch mit Taxispeichern versuchten, ist heute bei rund 2 Millionen Speichersysteme in Haushalten und in geringerer Zahl im Gewerbe Gang und Gebe. Batteriespeicher der chemischen Art können z. B. bei Industrieunternehmen durch sogenanntes Peak Shaving und Eigennutzung Kosten sparen; d. h., bei hohem Strombedarf und hohen Kosten den gespeicherten Strom aus der Batterie nutzen, um die Lastspitzen zu glätten. Dabei dominieren Heimspeicher (18 GWh) die Kapazität von Groß‑ oder Gewerbebatterien (zusammen etwa 3 GWh) deutlich.
Bayerisch‑Schwaben gilt in diesem Kontext als ein Musterbeispiel zahlreicher Batterieprojekte. Dazu zählen zum Beispiel die Netzbooster des Übertragungsnetzbetreibers Amprion in Kooperation mit E.ON und LEW Verteilnetz (LVN). Diese fünf geplanten Netzspeicher sollen zusammen 250 MW Leistung bereitstellen und helfen dabei, Übertragungsleistungen stärker auszulasten und einen Puffer für Sicherheit zu schaffen, der bei drohender Leitungsüberlastung blitzschnell einspringt. Aber das ist nur eines von vielen Projekten mit Leuchtturmcharakter.

Batteriestau – Übertragungsnetzbetreiber fordern Änderung des Regelwerks

Bis hierhin alles schön und gut. Doch es gibt ein Problem: Zu viele Anträge fliegen bei den Übertragungsnetzbetreibern ein; etwa 680 Anträge, um genau zu sein. Würden all diese Anträge durchgewinkt und Batterien angeschlossen, entsprächen sie einer Anschlussleistung von 250 GW. Das ist das 2,5‑Fache der installierten PV‑Anlagen in Deutschland, und diese erzeugten 2024 rund 14 Prozent des deutschen Stroms. Netzbetreiber suchen nach einer klaren Regelung und einer Möglichkeit, Anträge zu priorisieren, statt auf das Windhundprinzip (wer kommt zuerst, mahlt zuerst) zurückzugreifen. Die BNetzA verweist bisher vielerorts auf das gängige Windhundprinzip, während die ÜNB offen Reformbedarf anmelden; die Diskussion über gesetzliche Anpassungen läuft. Wie es hier weitergeht, verfolgen wir und informieren Sie alsbald.