Strukturprobleme ungelöst – Krise erreicht den Arbeitsmarkt

Der sich im Frühjahr im Zuge des Regierungswechsels andeutende Stimmungswechsel in der Wirtschaft konnte sich über den Sommer nicht verfestigen. Der IHK-Konjunkturindex, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen der Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistung widerspiegelt, steigt im Herbst 2025 lediglich um einen Punkt auf 105 Punkte an. Der Index liegt damit weiterhin über der psychologisch wichtigen Wachstumsschwelle von 100 Punkten, jedoch unter dem zehnjährigen Durchschnitt von 114 Punkten – eine Situation die seit dem Frühjahr 2022 anhält. Die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bleiben aus Sicht der Unternehmen das größte Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung. Daher ist es nun dringend geboten, strukturelle Wirtschafts- und Sozialreformen gemeinsam energisch anzugehen und die Krise erfolgreich zu meistern.
Koju-Index - Schwaben

Geschäftslage verharrt auf niedrigem Niveau, Beschäftigung rückläufig

Die bayerisch-schwäbischen Unternehmen bewerten die derzeitige Geschäftslage ein wenig positiver als noch im Frühjahr. Berichten unverändert 29 Prozent der Befragten von einer gegenwärtig guten Lage, so ist der Anteil derer, die aktuell eine schlechten wirtschaftliche Situation im eigenen Betrieb vorfinden, um drei Prozentpunkte auf 19 Prozent gesunken. Die seit über zwei Jahren anhaltende Rezession hinterlässt sichtbare Spuren auf dem Arbeitsmarkt. Die Beschäftigungsabsichten der regionalen Wirtschaft für die kommenden Monate sind weiter rückläufig – ein längerfristiger Trend, der seit rund drei Jahren anhält. Lediglich 14 Prozent der Befragten möchten ihre Beschäftigtenzahl erhöhen, wohingegen 24 Prozent Personal abbauen möchten. Die Arbeitslosenquote im Regierungsbezirk Schwaben ist im September mit 3,8 Prozent weiterhin die niedrigste in Bayern, jedoch befindet sie sich damit auf dem höchsten Stand seit März 2021, als die Corona-Pandemie und Lockdowns das Wirtschaftsleben prägten.

Geschäftserwartungen trüben sich ein, Inlandsinvestitionen rückläufig

Der im Zuge des Regierungswechsels aufkeimende positive Stimmungswechsel konnte sich über den Sommer nicht verfestigen. Die Geschäftserwartungen haben sich eingetrübt. 17 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmer erwarten in den kommenden Monaten eine positive Wirtschaftsentwicklung, 18 Prozent eine negative. Dies entspricht einem Rückgang um 2 Saldenpunkte und unterstreicht einen steigenden Pessimismus in der Wirtschaft. Diese Entwicklung spiegelt sich ebenfalls in den Inlandsinvestitionen der Unternehmen wider. Gegenwärtig möchten 19 Prozent der Befragten die Investitionen im Inland steigern, ein Rückgang um 5 Prozentpunkte. Im Gegensatz dazu planen 23 Prozent ihre Inlandsinvestitionen zu senken.

Trotz Regierungswechsel: Wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen weiter größtes Risiko

Die regionalen Unternehmen bewerten die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen weiterhin als größtes Hemmnis für die wirtschaftliche Entwicklung in Bayerisch-Schwaben. Dies berichten 63 Prozent der Befragten und somit 5 Prozentpunkte weniger als noch im Frühjahr 2025. Es folgen die anhaltend schwache Inlandsnachfrage (62 Prozent), die im internationalen Vergleich hohen Arbeitskosten (55 Prozent) sowie Energie-und Rohstoffpreise (46 Prozent). Der Arbeits- und Fachkräftemangel belegt mit 42 Prozent weiterhin Platz 5 der größten Risiken.

Bundesregierung verspielt Vertrauensvorschuss

Der Standort Deutschland steht vor großen strukturellen Herausforderungen. Die Erwartungen der Wirtschaft an die neue Bundesregierung waren groß, jedoch droht die Regierung das in sie gesetzte Vertrauen zu verspielen. Deutschland braucht dringend mutige Strukturreformen – insbesondere im Bereich der Sozialsysteme, um die Lohnnebenkosten auf ein international wettbewerbsfähiges Niveau zu senken. Die regionale Wirtschaft appelliert an die Entscheidungsträger, strukturelle Wirtschafts- und Sozialreformen jetzt endlich energisch anzugehen.
Koju-Verlauf - Industrie

Ergebnisse aus den Teilregionen Bayerisch-Schwabens

Wirtschaftsraum Augsburg

  • Die Bewertung der aktuellen Geschäftslage der Unternehmen im Wirtschaftsraum Augsburg hat sich etwas verbessert.
  • Die Erwartungen für die kommenden Monate bleiben vorsichtig optimistisch.
  • Konjunkturmotor des Wirtschaftsraums bleiben die unternehmensnahen Dienstleister.

Nordschwaben

  • Die konjunkturelle Stimmung in der nördlichsten Region Bayerisch-Schwabens stagniert.
  • Die aktuelle Geschäftslage hat sich im Vergleich zum Frühjahr 2025 eingetrübt, die Erwartungen sind hingegen etwas weniger pessimistisch.
  • Die Lage in der nordschwäbischen Industrie hat sich verschlechtert.

Westschwaben

  • 23 Prozent der westschwäbischen Unternehmen berichten von einer gegenwärtig guten Geschäftslage, das sind 9 Prozentpunkte weniger als noch im Frühjahr.
  • Die Geschäftserwartungen sind zudem spürbar pessimistischer. Lediglich 11 Prozent erwarten eine positive Wirtschaftsentwicklung.
  • Auch in Westschwaben sind die unternehmensnahen Dienstleister das konjunkturelle Zugpferd.

Allgäu

  • Die Stimmung im Allgäu hellt sich weiter auf. 28 Prozent der Unternehmen berichten von einer guten Geschäftslage.
  • 20 Prozent der Befragten erwarten zudem eine Verbesserung in den kommenden Monaten.
  • Das regionale Reise- und Gastgewerbe konnte von guten Sommermonaten mit einer hohen Auslastung profitieren.