Historischer Überblick

150 Jahre IHK Flensburg

Die nördlichste von 79 Industrie- und Handelskammern in Deutschland feiert Jubiläum: 2020 wurde die IHK Flensburg 150 Jahre alt.

Entwicklung des IHK-Bezirks

Der heutige Bezirk der IHK Flensburg umfasst außer der Stadt Flensburg die Kreise Schleswig-Flensburg, Dithmarschen und Nordfriesland. Das war nicht immer so. 1870 entsprach der Einzugsbereich dem ehemaligen Herzogtum Schleswig und erstreckte sich vom – heute dänischen – Christiansfeld im Norden bis Tönning im Süden. Mit der Volksabstimmung zum Verlauf der deutsch-dänischen Grenze im Jahr 1920 verkleinerte sich  der Bezirk um das heutige Sønderjylland und damit um etwa die Hälfte der damaligen Fläche. Nach Auflösung der IHK zu Altona in Folge des sogenannten Groß-Hamburg-Gesetzes 1937 wurde der  Flensburger IHK-Bezirk um die damaligen Kreise Norder- und Süderdithmarschen vergrößert. Mit Ausnahme kleinerer Grenzkorrekturen im Rahmen der Kreisgebietsreform ist er seither konstant geblieben.

Die Anfänge

Nachdem im Juni 1870 die Regierung die Gründung einer Handelskammer beschlossen hat, findet noch im Dezember desselben Jahres die konstituierende Sitzung statt. Führende Vertreter des Flensburger Handelsvereins, der quasi „Vorgänger“ der Handelskammer ist und bis heute besteht, werden in den Vorsitz gewählt. Flensburg hat zu dieser Zeit weitreichende Fernhandelsbeziehungen. 100.000 Tonnen Waren erreichen jährlich die Stadt per Schiff; davon die Hälfte Steinkohle. 2.500 Tonnen Spiritus und Branntwein werden für den Export produziert.
1920 werden die Handelskammern in Deutschland in Industrie- und Handelskammern umbenannt. Im nur noch halb so großen Bezirk der IHK Flensburg ist der Außenhandel aufgrund der politischen Lage nach dem Ersten Weltkrieg fast völlig zum Erliegen gekommen; der Warentransport per Schiff tritt gegenüber dem Schienenverkehr in den Hintergrund. Unter den Seeleuten herrscht hohe Arbeitslosigkeit; Reedereien verlassen die Region. Um weiteren Abwanderungsbewegungen entgegenzuwirken, werden Infrastrukturmaßnahmen stark gefördert.
Entwicklung

Von 1937 bis heute

Mit dem Zugewinn Dithmarschens wird die IHK Flensburg zu einer „Flächenkammer“. Um die Dienstleistungen der IHK für ihre Mitgliedsunternehmen in dem weitläufigen Bezirk zu optimieren, werden nach dem Zweiten Weltkrieg Verbindungsstellen in Heide und Husum eingerichtet. 1974 wird die Zweigstelle in Husum geschlossen; erst seit 1999 gibt es wieder ein IHK-Büro in der nordfriesischen Kreisstadt. 2007 bezieht dann auch die IHK-Geschäftsstelle im Schleswiger Plessenhof ihr Quartier, so dass die IHK nun an vier Standorten für ihre Mitglieder präsent ist. Aktuell sind rund 42.600 Unternehmen Mitglieder der IHK Flensburg. Branchenschwerpunkte sind der Handel (rund 22 Prozent der Mitgliedsunternehmen), die Regenerativen Energien (18 Prozent), Beratende und technische Dienstleistungen (16 Prozent) und der Tourismus (acht Prozent).

Die Institution

Ob duale Ausbildung oder Interessenvertretung gegenüber Politik und Verwaltung: In Deutschland haben Unternehmer das Privileg einer eigenen, öffentlich-rechtlichen Organisation. Selbstverwaltung statt Staatsverwaltung: Die unternehmerische Solidargemeinschaft IHK bietet eine große Chance zur unmittelbaren Mitwirkung in politischen Prozessen. 60 gewählte Vertreterinnen und Vertreter  aus Betrieben aller Größenordnungen bilden die Vollversammlung. Sie ist das „Parlament der Wirtschaft“ und höchstes Entscheidungsgremium der IHK. Die Mitglieder repräsentieren die verschiedenen Branchen im Kammerbezirk und bestimmen über die wirtschaftspolitische Linie der IHK.
Wie jede IHK erfüllt auch die IHK Flensburg hoheitliche Aufgaben, vertritt die Gesamtheit der regionalen Wirtschaft und bietet vielfältige Serviceleistungen. Zu den hoheitlichen Aufgaben zählt zum Beispiel die berufliche Bildung. Hier engagiert sich die IHK Flensburg stark, um dem Fachkräftemangel in der Region entgegenzuwirken. Weitere Bereiche sind die öffentliche Bestellung und Vereidigung von Sachverständigen, die Schlichtung bei Wettbewerbsstreitigkeiten und die Ausstellung von außenwirtschaftlichen Bescheinigungen.
Durch die gesetzliche Mitgliedschaft aller Unternehmen ist sichergestellt, dass die IHK das gesamtwirtschaftliche Interesse gegenüber der Politik unabhängig vertreten kann.
Zu den Services der IHK Flensburg gehört vor allem das Beratungsangebot für IHK-zugehörige Unternehmen. Von der Aus- bis zur Weiterbildung, von der Existenzgründung bis zur Erschließung neuer Märkte, ob in Finanzierungs- Förderungs-, Rechts- oder Steuerfragen – die Fachberater der IHK stehen den Mitgliedsunternehmen in allen Phasen ihrer Unternehmensentwicklung zur Seite. Darüber hinaus bietet die IHK ein großes Veranstaltungs- und Seminarangebot: Neben wiederkehrenden Veranstaltungen, etwa zur Unternehmensfinanzierung, Unternehmensnachfolge und Existenzgründung, informiert die IHK laufend über aktuelle oder branchenspezifische Themen.