Munition im Meer

Gesetzliche Regelungen und ausreichende Finanzmittel für Gefahrenbeseitigung sind gefordert
Das Thema Munition im Meer beschäftigt Wirtschaft und Forschung seit Langem. In der deutschen Nord- und Ostsee liegen rund 1,6 Millionen Tonnen konventionelle Munition, wie Granaten, Sprengbomben, Torpedoköpfe, Minen und Artilleriegeschosse. Neben der möglichen Explosionsgefahr schaffen vor allem die Inhaltsstoffe der Munition große Probleme, die mit der Zeit zu Gefahren an Land und auf See führen. Munition im Meer ist kein alleinig deutsches Problem; weltweit wurden und werden viele Tonnen Munition im Meer versenkt.
Dank aktueller Forschungsergebnisse und der Entwicklung neuer Technologien findet ein Wandel der Haltung statt, das Problem auf dem Grund der Meere zu belassen. Der Norden muss die notwendigen Schritte zum Schutz von Schifffahrt, Offshore-Aktivitäten, Tourismus sowie des Lebensraums Meer und der maritimen Ressourcen aktiv angehen.
Schleswig-Holstein ist seit Jahren im Bereich Munition im Meer in Europa führend: in der Forschung, der Wirtschaft, bei Institutionen und auch beim Engagement der Politik. Gemeinsam arbeiten diese vier Interessengruppen an der Aufklärung zu Risiken für Stoffkreisläufe, Anspülungen sowie Missbrauch, aber auch den Chancen für die Wirtschaft.
Ein wichtiges erstes Ziel wurde 2022 erreicht: der Bund hat 102 Millionen Euro für vier Jahre in den Haushalt eingestellt, um das Thema Bergung anzugehen. Damit sollen zum einen Pilotbergungen durchgeführt und zum zweiten eine Bergungs- und Verbrennungsplattform entwickelt und gebaut werden. Die Pilotbergung fanden 2024 und 2025 in der Lübecker Bucht statt. Die Ausschreibung für die Plattform ist im Vergabeprozess.
Gegenwärtig darf Munition im Meer nur im Rahmen von Vorhaben oder bei Gefahr im Verzug geborgen werden. Die Flächenberäumung ist in den Verordnungen der Länder verboten. Die Bund-Länder-Kommission hat dieses Thema auf der Agenda und die Länder um Anpassung ihrer Verordnungen gebeten. Zusammen mit den Erkenntnissen aus den Pilotbergungen wird dieser Prozess umgesetzt.
Wenn die Bergungen als Daueraufgabe beginnen, was zeitlich noch nicht absehbar ist, kann die maritime Wirtschaft im Norden profitieren und neue Geschäftsfelder erschließen.
Die fünf drängendsten Aktivitätenfelder aus Sicht der maritimen Wirtschaft sind aktuell das Monitoring der Munition sowie der Bergungseinsätze, die Entwicklung von Software und KI-Anwendungen für die Problematik, die Entwicklung von geeigneter Sensortechnik, die Entwicklung und der Bau geeigneter autonomer Unterwasserfahrzeuge (AUVs) und Spezialschiffe sowie die Entwicklung und der Betrieb einer thermischen Verwertungsanlage für geborgene Munition.
Da Munition im Meer ein weltweites Thema ist, können mit dem Wissen und den Technologien made in Schleswig-Holstein (und Norddeutschland) Grundlagen geschaffen werden, die später in andere Regionen der Welt exportiert werden können. Damit entsteht ein neuer, zukunftsgerichteter Wirtschaftszweig innerhalb der Meerestechnik.
Die Wirtschaft bearbeitet dieses Thema nicht allein. Die IHK Schleswig-Holstein hat 2024 gemeinsam mit dem GEOMAR und dem MEKUN (Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein) das MUNIMAR gegründet, das Zentrum für den Umgang mit Munition in der marinen Umwelt. Informationen zum MUNIMAR gibt es auf der offiziellen Webseite hier.
Veröffentlicht am 26. November 2023