Maßnahmen für die Innenstadt
Die Toolbox soll im Rahmen der Innenstadttransformation Ideen und Impulse für die Diskussion und Abstimmung vor Ort sowie die Umsetzung von Projekten geben.
Der Ideen-Pool zur Innenstadt-Attraktivierung soll allen Standortverantwortlichen die Möglichkeit bieten, sich über mögliche Ansatzpunkte zu informieren.
Dafür sind Ideen für konkrete Attraktivierungsmaßnahmen aufgeführt. Entscheidend für den optimalen Maßnahmenmix ist die individuelle Auswahl vor Ort unter Einbindung der hiesigen AkteurInnen und Zielgruppen. Dazu gehört auch die Identifikation der Zielgruppen sowie die relevanten AkteurInnen frühzeitig einzubinden.
Aufgeführt finden Sie neben der Ideensammlung und einer möglichen Herangehensweise auch mögliche AkteurInnen, mit deren Hilfe MitstreiterInnen für die Projekte vor Ort gefunden werden können, sowie Quellen zur vertiefenden Recherche. Die Toolbox stellt damit keine pauschale Anleitung dar.
Welche Organisation und Strategien braucht es zur Zentrenstärkung?
Als Organisationsstruktur und zur Vernetzung der AkteurInnen können folgende Formen dienlich sein:
- Schaffung bzw. Erhalt von verlässlichen (operativen) Managementstrukturen mit klaren Verantwortlichkeiten ("Stimme“ / "Gesicht“ des Zentrums etablieren)
- Schaffung bzw. Erhalt von verlässlichen Strukturen für Partizipation: Beirat, Fachgremium, offene Sprechstunden, Runde Tische, Veranstaltungen wie Zentrenspaziergänge, Online-Beteiligungstools etc.
- Aufbau einer Kommunikationsplattform mit EigentümerInnen
- Initiierung und Einrichtungsphase einer PACT-Initiative (zur Erstellung eines Maßnahmen- und Finanzierungsplanes)
Bezüglich von Strategien und Konzepten sollten bestehende Konzepte überdacht oder angepasst, gleichzeitig dient die folgende Auflistung als Anregung welche Konzepte sinnvoll sein können:
- Integrierte Innenstadtentwicklungskonzepte o. sonstige Zukunftsstrategien
- Schwächen-Stärken-Analysen
- Entwicklungskonzept für Stadtmarketingstrukturen
- Licht-/Beleuchtungskonzepte
- Wochenmarktkonzept/ Markt- bzw. Veranstaltungskonzept unter Berücksichtigung der adressierten Zielgruppen und Qualitäten
- Barrierefreiheit
- Mobilitätskonzept zur verkehrsträgerübergreifenden Erreichbarkeit, CityLogistik, Parkraumkonzept, Belieferungskonzept
- Wohnraumkonzept bzw. Umnutzungskonzept in den Stadt-, Orts- oder Stadtteil-Zentren
- Aufwertung des öffentlichen Raums
Auch Beteiligungsformate und das Monitoring von Maßnahmen sind ein wichtiger Baustein. Anregungen hierzu sind:
- Konzept-Workshop mit externem Moderator
- Gästerundgang und -befragung als “Schnellanalyse”
- Online-Beteiligungstool
- Befragung
- Kundenfrequenzzählung etc.
Ideen-Sammlung für Maßnahmen zur Zentrenstärkung
Maßnahmen bezüglich der Infrastruktur, Erreichbarkeit und Mobilität
- Verbesserung der Erreichbarkeit der Zentren (Berücksichtigung aller Verkehrsträger; temporäre Lösungen; smarte Steuerung)
- Analyse und Ansatzpunkte zur Verbesserung der Parkmöglichkeiten (Parkhausanalyse, auch unter Berücksichtigung qualitativer Kriterien; Live-Daten zur Parkplatzverfügbarkeit; Parkgebührenrückerstattungssystem; digitale Bezahlsysteme)
- Verbesserung der Fahrrad-Erreichbarkeit: zum Beispiel Fahrradreparatur-Stationen, überdachte Fahrradgaragen / Fahrradparkhäuser, Parkmöglichkeiten für Fahrradanhänger bzw. Lastenfahrräder
- Digitale Infrastruktur (Glasfaser, WLAN, Mobilfunk, öffentliches WLAN)
- Kundenfrequenzmessanlagen
- Schaffung von Abholboxen / Schließfächern (insbesondere für ÖPNV und Fahrradbesucher) zum Beispiel zur Aufbewahrung von Gepäck, Einkäufen oder zur Übergabe
von Ferienwohnungsschlüsseln etc. - Pilotprojekte zu Mikro-Hubs
- Einführung neuer Konzepte bspw. Regiomat prüfen
Maßnahmen bezüglich der Aufenthaltsqualität und Verweildauer
- Sitzmöbel (multifunktional)
- Toiletten (unter anderem mobil; "Die nette Toilette“)
- Fotopunkte als Anziehungspunkt für BesucherInnen/Touristinnen
- Spielgeräte / Sportgeräte
- Bepflanzungen / Bepflanzungsinitiative unter Einbeziehung der Gewerbetreibenden und Eigentümer/innen zur Pflege / Urban Gardening-Wettbewerb
- Neue Wasserflächen, Wasserspiele, Trinkbrunnen
- Fassadenbeleuchtung auf Grundlage eines entsprechenden Lichtkonzepts
- Oberflächengestaltung
- Sicherheit / Sauberkeit / Ordnung:
- (Qualitative und energieeffiziente) Beleuchtung
- Berührungsfreie Abfallkörbe
- Entfernung von Grafitti etc.
- Quartiershausmeister
- Ansprechende Gestaltung von Parkplätzen/Parkhäusern/Fahrradabstellmöglichkeiten und deren Laufwegen
- Digitale Hinweisschilder für ÖPNV-Abfahrtzeiten an zentralen Aufenthaltsorten
- Winter-/Weihnachtsbeleuchtung
- VR-Erlebnisse im öffentlichen Raum bzw. Info-Apps
Maßnahmen bezüglich der Nutzungsmischung und Nachnutzung in Gebäuden
- Umgestaltung und Wiedernutzung von Brachen und untergenutzten Flächen zur Aufwertung der Zentrumsfunktion sowie des urbanen Wohnumfelds
- Nutzungs- / Leerstandskataster
- Ansiedlungsmanager
- Coworking-Flächen
- Umsetzungen temporärer Nutzungen:
- Umsetzung von Zwischennutzungen (zum Beispiel Pop-up-Store, soziale Angebote bzw. regionales kleinteiliges Gewerbe
- Pop-up-Stores/Wettbewerbe
Marketing-Maßnahmen
- Storytelling (Markenbildung nach innen und außen)
- Frequenzerzeugende Veranstaltungen (auf Basis entsprechender Zielgruppenanalyse)
- Gebündelte Informationen über das Angebot des Standortes ("Was gibt es wo?“); auch digital (Online-City-Guide)
- Beschilderung zu Angeboten und Wegen (zum Beispiel im Zentrum bzw. der Laufweg vom Parkplatz / Bahnhof / touristischem Ziel)
- Aufwand für eine höhere Online-Kompetenz, zugunsten von sozialen Angeboten oder für das regionale kleinteilige Gewerbe
- Baustellenmarketing und -kommunikation
- Weiterentwicklung zielgruppenadäquater "Mitbringsel“ / Souvenirs
- (Digitale) Stadtgutscheine / Arbeitgebergutscheine
Übersicht über mögliche AkteurInnen und Zielgruppen
Entscheidend für die nachhaltige Umsetzung von zielgruppengerechten Maßnahmen ist die Einbindung der relevanten AkteurInnen. Diese können nur vor Ort identifiziert werden. Eine erste Orientierung kann folgende Übersicht bieten:
- Kommune: Verwaltung (Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing) und Kommunalpolitik (insbesondere bau- und planungspolitische Sprecher/innen)
- Gewerbe (insbesondere Dienstleister, Handel, Gastronomie, Kultur- / Kreativwirtschaft, Handwerk, freie Berufe etc.)
- Kommunale Einrichtungen
- Bildungseinrichtungen (Hochschule, Schule, Volkshochschule, Bücherei etc.)
- Immobilieneigentümer/innen und Immobilienmakler/innen
- Bewohner/innen
- Besucher/innen und Tourist/innen
- Weitere, neue Zielgruppen: zum Beispiel Kinder, Jugendliche, SeniorInnen etc. (siehe auch Zielgruppenanalyse)
- Sonstige Vereine und Netzwerke
- Multiplikatoren und Fachverbände (IHK, HWK, Handelsverband, Haus und Grund, Stadtmarketingverband, Dehoga, Tourismusverband, Tourismusformationen / LTOs, Maklerverband etc.)
- Weitere AkteurInnen zur Steuerung der Rahmenbedingungen: Nahverkehr, Baukultur (zum Beispiel Gestaltungsbeirat, mobiler Gestaltungsbeirat AIK), KEP-Dienstleister und Logistik, Kirchen und Gewerkschaften
Die individuelle Analyse und Ausrichtung auf die relevante(n) Zielgruppe(n) für die Innenstadt ist Grundlage für zielgruppengerechte Maßnahmen. Dazu bedarf es:
- Individuelle Zielgruppenanalyse zur Identifikation der Zielgruppen
- Einbindung der Zielgruppe(n) auch in entsprechende strategische Prozesse, Akteursgruppen, Gremien und Kommunikationsprozesse
- Berücksichtigung relevanter Zielgruppe(n) bei Projekten / Maßnahmen
- Evaluation bzgl. der Auswirkungen auf Zielgruppe(n)
Recherche-Pool
Zur weiteren Recherche und weiteren Inspiration für den individuellen Maßnahmenmix finden Sie eine Auswahl verschiedener bestehender Maßnahmen und anderer Hilfestellungen.
Als Best-Practice-Sammlung sind die Stadtimpulse anzumerken, einem Projektpool für Innenstadt, Handel und städtisches Leben.
Folgende Literatur kann Ihnen auch weiterhelfen:
- Bundespreis: kooperative Stadt
- BCSD-Positionspapier: Innenstadt der Zukunft - urbanes Leben gemeinsam gestalten
- Bundesstiftung Baukultur: Baukulturbericht 2020/2021 - öffentliche Räume
- Positionspapier der IHK Schleswig-Holstein: Integrierte Stadtentwicklung
- Tourismusverband Schleswig-Holstein: Leitbild “Ortsbild Tourismus Schleswig-Holstein”
Auch Landesförderprogramme dienen als gute Beispiele:
- Schleswig-Holstein: Innenstadttalks, Halbzeitkonferenz und Monitoring
- Bayern: Modellprojekt digitale Einkaufsstadt in Bayern
- Rheinland-Pfalz: Innenstadt-Impulse
- Nordrhein-Westfalen: Landeswettbewerb Zukunft Stadtraum