VEA-Vergleich II/2023

Erdgaspreis

Der Bundesverband der Energie-Abnehmer e. V. (VEA) macht durch seinen halbjährlichen Bundes-Erdgaspreisvergleich den Gasmarkt transparenter.

Entwicklungen im liberalisierten Markt

Seit dem Jahr 1998 ist der deutsche Gasmarkt formaljuristisch liberalisiert. Bis zur Einführung eines geregelten Netzzugangs auf Basis des Zwei-Vertrags-Modells im Oktober 2007 war es der überwiegenden Mehrzahl der Sondervertragskunden nicht möglich, Wettbewerbsangebote einzuholen. De facto hatte das lokale Gasversorgungsunternehmen weiterhin eine Monopolstellung. Seit Beginn 2008 herrscht Wettbewerb auf dem deutschen Gasmarkt.
Im Januar 2021 trat das Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) in Kraft und verteuert für nahezu alle Gaskunden den Bezug von Erdgas deutlich. In diesem Vergleich sind in den aufgeführten Preisen die BEHG-Umlage eingeflossen. Ebenfalls berücksichtigt sind die Bilanzierungsumlage und die Gasspeicherumlage.
Seit Ausbruch des Ukrainekriegs sind die Preise dramatisch gestiegen und haben neue Allzeithochs erreicht. Seit Anfang dieses Jahres hat sich das Preisniveau wieder deutlich nach unten bewegt. Dies führt im Vergleich zum Preisstand von vor 6 Monaten zu einer deutlichen Preisreduzierung. Im dritten Quartal 2023 waren die durchschnittlichen Großhandelspreise deutlich unterhalb des Preisbremsendeckels von 7 Ct/kWh, so dass der Preisdeckel in diesem Preisvergleich keine Rolle spielt.

Grundsätzliche Anmerkungen beim VEA-Erdgaspreisvergleich

Der VEA hat seinen seit 1973 regelmäßig veröffentlichten Gaspreisvergleich aufgrund des veränderten Marktumfelds angepasst. Wurden in der Vergangenheit die Standardpreisregelungen der verschiedenen lokalen Versorger ausgewertet und die durchschnittlichen Gaspreise veröffentlicht, so publiziert der VEA nunmehr für 15 definierte Abnahmefälle realistische Preisindikationen, wie sie vertragsfreie und wechselbereite Gasbezieher in den 50 vom VEA untersuchten Netzgebieten im Rahmen einer bundesweiten Ausschreibung am Markt einholen können. Grundlage für die genannten Preise sind Vollversorgungsverträge mit Vertragsbeginn 1. Oktober 2023 und einer Laufzeit von 12 Monaten, die im 3. Quartal 2023 abgeschlossen wurden.
Die genannten Preise berücksichtigen alle Kosten für die jeweilige Netznutzung inklusive Messung und Abrechnung, Gasbeschaffung und Strukturierung, die Konzessionsabgabe (KA), die Belastungen aus dem neuen BEHG sowie eine am Markt übliche Marge für den Lieferanten. Lediglich die Erdgas- und Mehrwertsteuer sind vom Kunden zusätzlich zu entrichten. Nur aufgrund der Vielzahl der vom VEA beratenen Unternehmen und der damit verbundenen sehr großen Marktkenntnis ist es möglich, realistische Preisangaben zu publizieren.

Ergebnisse des VEA-Erdgaspreisvergleichs

Der Preisvergleich umfasst insgesamt 50 große Netzgebiete in Deutschland. Damit wird ein erheblicher Teil des deutschen Gasnetzes abgedeckt. Die Reihenfolge im Vergleich basiert auf dem arithmetischen Mittel ohne Gewichtung der 15 Abnahmefälle.
Im Durchschnitt haben sich die Preise innerhalb der letzten 6 Monate (seit April 2023) um 15 Prozent verbilligt. Da die Preissenkungen im Wesentlichen durch die gesunkenen Großhandelspreise verursacht wurden, haben sich die Preise in allen Netzgebieten nahezu identisch entwickelt.
Die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Netzgebieten sind immer noch signifikant: Die Differenz zwischen dem nach diesem Vergleich preisgünstigsten Netz (Dortmund Netz mit 6,50 Ct/kWh) und dem teuersten Netzgebiet (NetzeBW mit 7,12 Ct/kWh) beträgt 0,62 Ct/kWh bzw. 9,5 Prozent. Bezogen auf das arithmetische Mittel der 10 preisgünstigsten Netze (6,59 Ct/kWh) liegen die durchschnittlichen Preise der 10 teuersten Gebiete (7,00 Ct/kWh) um 0,41 Ct/kWh bzw. 6,2 Prozent höher. Das durchschnittliche Niveau der Gruppe der 10 Netzbetreiber mit den höchsten Preisen bewegt sich im Mittel um 0,22 Ct/kWh bzw. 3,2 Prozent über und das der Gruppe der 10 preisgünstigsten Versorgungsgebiete um 0,18 Ct/kWh bzw. 3,2 Prozent unter dem Durchschnitt aller 50 Vergleichsnetze in Deutschland (6,78 Ct/kWh).
Die 10 günstigsten Gebiete sind derzeit: Dortmunder Netz, Energienetze Mittelrhein mit Sitz in Koblenz, Stadtwerke Rostock, wesernetz Bremen, bnNETZE mit Sitz in Freiburg, EWE NETZ (Teilnetz Ost), Energienetze Bayern mit Sitz in München, NEW Netz mit Sitz in Geilenkirchen, SWM Infrastruktur mit Sitz in München und EWE NETZ (Teilnetz West).
Die Reihenfolge in der Gruppe der 10 Versorgungsgebiete mit den höchsten Durchschnittsgaspreisen lautet wie folgt: Netze BW mit Sitz in Stuttgart, SWKiel Netz, energis-Netzgesellschaft mit Sitz in Saarbrücken, MVV Netze mit Sitz in Mannheim, Syna mit Sitz in Frankfurt, ENERVIE Vernetzt mit Sitz in Lüdenscheid, SWE Netz mit Sitz in Erfurt, Sachsen Netz mit Sitz in Dresden, enercity Netz mit Sitz in Hannover und Westfalen Weser Netz mit Sitz in Paderborn.

Hinweis für Gaskunden

Der liberalisierte Gasmarkt hat für den Gaskunden im Sondervertragsbereich große Veränderungen gebracht. Aufgrund der großen Preisunterschiede zwischen den einzelnen Energieversorgungsunternehmen, der Dynamik der sich verändernden Preise, der Vielzahl von individuellen Angeboten, dem Auftreten neuer Anbieter auf dem Markt, ist es für die Mehrzahl der Unternehmen - wenn überhaupt - nur mit erheblichen Aufwand möglich, sich einen Marktüberblick zu verschaffen und die verschiedenen Angebote objektiv zu bewerten. So müssen seit einiger Zeit neben dem Preis auch andere Kriterien wie beispielsweise Laufzeit, Bonität des potenziellen Versorgers, gegebenenfalls Service bei einem Versorgerwechsel in die Bewertung einbezogen werden.
Um die Möglichkeiten, die der liberalisierte Markt bietet, optimal nutzen zu können, ist oft eine professionelle Beratung durch unabhängige Berater sinnvoll. Professionelle Unterstützung wird dabei nicht nur durch Gashändler, sondern auch von unabhängigen Gasberatern geboten. Eine Liste der Anbieter steht Ihnen nebenstehend zum Download bereit.