Wie Ehrenamt Wirtschaft bewegt

Was treibt jemanden an, der ohnehin genug zu tun hat? Für Hauke Berndt ist Engagement kein Zusatz, sondern Antrieb. Der Geschäftsführer der ppi Media Holding GmbH setzt sich als Vorsitzender der Digitale Wirtschaft Schleswig-Holstein e.V. (DiWiSH) und im Kieler Yacht-Club dafür ein, dass Wirtschaft und Gesellschaft in Bewegung bleiben.
Hauke Berndt, Sie sind Geschäftsführer bei ppi Media und engagieren sich seit fünf Jahren als erster Vorsitzender der DiWiSH. Warum tun Sie sich das an – neben einem Vollzeitjob?
(lacht) Ganz einfach: weil Netzwerke nur funktionieren, wenn man sie mitgestaltet. ppi Media war schon lange Mitglied bei der DiWiSH, und ich fand die Idee, die Digitalwirtschaft im Land gemeinsam zu stärken, überzeugend. Mein Vorgänger hat mich damals angesprochen, ob ich mir den Vorsitz vorstellen könnte – und thematisch passte das sehr gut.
Was macht die DiWiSH aus Ihrer Sicht aus?
Sie ist das Netzwerk der Digitalwirtschaft in Schleswig-Holstein. Wir bringen Unternehmen, Politik, Wissenschaft und Verwaltung zusammen, schaffen Austausch und machen die Branche sichtbarer. Unser Ziel ist es, die digitale Wirtschaft im Land strategisch weiterzuentwickeln.
Welche Themen haben Sie in Ihrer bisherigen Amtszeit besonders vorangetrieben?
Wir haben einen klaren Fokus gesetzt: Fachkräftegewinnung, Digitalisierung und Künstliche Intelligenz, Green IT und Nachhaltigkeit. Außerdem ging es darum, das Netzwerk finanziell stabil aufzustellen und seine Sichtbarkeit zu erhöhen. Inzwischen werden wir regelmäßig in politische Prozesse eingebunden, was zeigt, dass wir als Stimme der Digitalwirtschaft ernst genommen werden.
Wie unterscheidet sich die Arbeit bei der DiWiSH von Ihrer Rolle bei ppi Media?
Inhaltlich gibt es viele Überschneidungen. Fachkräfte, neue Technologien, digitale Verwaltung. Diese Themen betreffen uns alle. Die DiWiSH ermöglicht den Blick über den Tellerrand. Man tauscht sich aus, lernt voneinander und kann Themen, die im eigenen Unternehmen wichtig sind, auf eine größere Ebene bringen.
Was konnten Sie im Ehrenamt konkret bewegen?
Wir haben die Sichtbarkeit der DiWiSH deutlich erhöht, Formate professionalisiert und neue Netzwerke aufgebaut. Besonders stolz bin ich auf die Einführung von Informatik als Pflichtfach an Schulen. Da haben wir sehr deutlich gemacht, wie wichtig digitale Bildung ist. Außerdem ist das Cluster inzwischen fest institutionell gefördert, was langfristige Planung ermöglicht.
Warum ist Ehrenamt für Sie persönlich wichtig und was macht den Reiz aus, sich ehrenamtlich in der Wirtschaft zu engagieren?
Weil vieles in unserer Gesellschaft ohne Ehrenamt nicht funktionieren würde. Ich engagiere mich auch als Vorsitzender des Kieler Yacht-Clubs. Das ist für mich eine Frage von Verantwortung und Gemeinschaft. Wenn Unternehmer sich in ihrem eigenen Verband engagieren, können berufliche Synergieeffekte entstehen.
Man bekommt viel zurück: neue Kontakte, Impulse und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun.
Wo sehen Sie aktuell die größten Herausforderungen für Schleswig-Holstein in der Digitalwirtschaft?
Wir brauchen mehr Gründerinnen und Gründer, mehr Mut und weniger Bürokratie. Es gibt viele gute Ideen und Patente, aber zu wenig Menschen, die daraus Unternehmen machen. Und es fehlt an Kapital. Im internationalen Vergleich sind wir da deutlich im Rückstand.
Gibt es auch Stärken, mit denen Schleswig-Holstein sich hervortut?
Ganz klar: unsere Hochschulen, die Nähe zur Forschung und die Themen rund um grüne Energie und nachhaltige IT. Schleswig-Holstein hat das Potenzial, ein starker Digitalstandort zu sein, wenn wir es schaffen, Innovation und Unternehmergeist besser zu verbinden. Auch beim Thema Fachkräfte können wir uns in Schleswig-Holstein nicht beschweren. Obwohl wir unseren Firmensitz in Hamburg haben, sind wir in Kiel viel schneller gewachsen. Das hat im Wesentlichen damit zu tun, dass wir leichter Personal rekrutieren konnten.
Und was wünschen Sie sich von Unternehmen im Land, damit dies gelingt?
Mehr Offenheit und Zusammenarbeit. Besonders mit Start-ups. Wir haben gute Erfahrungen damit gemacht, jungen Teams Raum zu geben und voneinander zu lernen. Beispielsweise mit der Aktion “Free coffee for a Year”. Eine Ausschreibung für aufstrebende Talente, die kostenfrei einen unserer Büroräume nutzen und von unseren Erfahrungen profitieren konnten. Wer offen für neue Wege ist, fördert Innovation und zieht Fachkräfte an, davon bin ich überzeugt.
Was müsste von Seiten der Politik passieren?
Die Geschwindigkeit im Bereich KI und Robotik ist wahnsinnig schnell. Es wird darum gehen am Ball zu bleiben. Themen wie Ausbildung so weiterzudenken, dass junge Menschen sich abgeholt fühlen. Unternehmen, die in der KI-Branche unterwegs sind, haben großes Wachstumspotenzial.
Welche Rolle spielt die DiWiSH in diesem Bereich?
Die DiWiSH ist als Netzwerk in der Lage, die passenden Akteure zusammen zu bringen, Wissen zu vermitteln oder Netzwerkveranstaltungen voranzubringen, von denen auch die Mitgliederunternehmen profitieren.