Hugo Hamann Verwaltungs GmbH

Realistisches New Work

„Hört auf, den Unternehmen Standardkonzepte für ihre Arbeitswelten überzustülpen!“, sagt Jan Drescher, Geschäftsführer der Hugo Hamann Verwaltungs GmbH. Im Interview erklärt er, was New Work mit der Büroorganisation zu tun hat.
© Hugo Hamann/Olaf Malzahn
Herr Drescher, wie nehmen Sie die Lage in den Unternehmen bezüglich ihrer Arbeitswelten wahr?
Täglich liest man von New Work und Co. Spätestens seit der Pandemie steht die Arbeitsorganisation in den Büros kopf. Der Digitalisierungssprung und die gelernten Möglichkeiten haben zu einem neuen Blick geführt – und jeder hat eigene Vorstellungen von der Zukunft der Büroarbeit. Von „Ich will kein Homeoffice, alle ins Büro“ bis „Wir lösen alle Büros auf und jeder arbeitet zu Hause“ sind die Motive vielfältiger als die kommunizierten Ideen. So unterschiedlich die Ausgangssituationen sind, so klar lässt sich aus Unternehmenssicht ein Ziel definieren: Der wirtschaftliche Erfolg für die Zukunft muss gesichert werden.
Wie also setzen wir New Work wirklich im Betrieb um?
Gegenfrage: Was verstehen Sie unter New Work? Denn auch hier entstehen ganz unterschiedliche Bilder im Kopf. Wichtig ist, erst die Ausgangssituation zu erfassen und ein Ziel zu definieren. Letzteres kann, muss aber nicht unter Einbeziehung der Mitarbeitenden geschehen. In jedem Fall ist man als Verantwortlicher gut beraten, die Mitarbeitenden mitzunehmen und – auch wenn kein Konzept in Workshops erarbeitet wurde – die neue Idee zu erklären und kritisch hinterfragen zu lassen.
Was sollte man unbedingt berücksichtigen?
Homeoffice wird Teil der Arbeitswelt bleiben. Das heißt: Die Technik muss so aufgerüstet werden, dass der Kunde keinen Unterschied mehr merkt, ob er gerade aus der Firma oder von zu Hause aus kontaktiert wird. Der Datenschutz ist dabei immer im Auge zu behalten. Viele haben gelernt, dass Austausch wichtig ist, und zwar von Angesicht zu Angesicht. Deshalb braucht man Regeln für die Präsenzzeiten im Büro. Bei uns gilt: Ein Team sollte sich mindestens an einem Tag in der Woche vor Ort treffen. Das fördert den zwischenmenschlichen Austausch besser als jedes Remote-Meeting. Dafür braucht man die richtige Raumgestaltung. Wenn an vier von fünf Tagen nicht alle Schreibtische besetzt sind, sieht es aus wie in einer Möbelhalle und nicht wie in einem Wohlfühlbüro. Zusätzlich benötigt man Rückzugsräume für Videokonferenzen und für kreatives Arbeiten. Wir müssen heute zwei Dinge zusammenbringen: Austausch und Ruhe, um konzentriert arbeiten zu können.
Ihre Erfahrungen sprechen also klar für ein individuelles New-Work-Konzept?
Eindeutig! Wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht, nicht mehr jedem Mitarbeiter seinen persönlichen Arbeitsplatz zuzuweisen. Dazu braucht man allerdings ein Tool, mit dem man sich einen Platz buchen kann. Unser „Hamann-Booking“ haben wir inzwischen sehr lieben gelernt. Und die Umstellung auf das Clean-Desk-Konzept war einfacher als gedacht. Mittlerweile sind Konferenzräume, Telefonboxen, technisches Equipment, Autos, Parkplätze und sogar unser Messestand in dieses Buchungstool gewandert. Man sollte eine persönliche Lernkurve entwickeln: Was passt zu uns? Und was lassen wir weg? Lassen Sie sich kein Standardkonzept überstülpen!
Interview: Julia Romanowski
August 2023