Drei Fragen an...

Björn Barutzki

Barutzki initiierte zusammen mit anderen das Start-up Waldquallen GbR, das Pilze nach dem Konzept der regenerativen Unternehmenskultur auf recyceltem Kaffeesatz anbaut.
Was steckt genau hinter regenerativer Unternehmenskultur?
Der Ansatz der regenerativen Unternehmenskultur – auch regeneratives Leadership genannt – zielt darauf ab, Menschen dazu zu befähigen, beschädigte Ökosysteme wieder aufzubauen. Dabei sehen wir die Wirtschaft als Kreislauf. Wir wollen die Ressourcen reduzieren, indem wir Materialien wiederverwenden oder verarbeitet in einer anderen Funktion nutzen. Ein zentrales Element ist, die Beziehung zur Natur neu zu definieren. Ziel ist es, von der Wegwerfgesellschaft wegzukommen. Das kann auch bedeuten, wirtschaftlich zurückzustecken, aber dafür Ressourcen zu erhalten.
Welche Gründe gibt es dafür?
Bloß nachhaltig zu wirtschaften, reicht als Ziel nicht mehr aus. Der Schaden, den wir den Ökosystemen weltweit zugefügt haben, ist damit nicht mehr auszugleichen. Menschen im Globalen Norden haben dazu am meisten beigetragen, haben Kultur und Natur strikt getrennt. Darauf baut unser Nachhaltigkeitsverständnis auf: Es wird nach wie vor von einer sozialen, einer ökonomischen und einer ökologischen Sphäre ausgegangen, zwischen denen ein Gleichgewicht hergestellt werden müsste. Der regenerative Kulturansatz macht hier einen Unterschied. Die Wirtschaft ist Teil der Gesellschaft und die Gesellschaft ist Teil der Natur. Im Grunde müssen wir uns eingestehen, dass wir der Natur untergeordnet sind, unsere gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systeme in ihr eingebettet sind.
Wie haben Sie das Konzept in die Praxis umgesetzt?
Wir nutzen den Kaffeesatz von Cafés aus Flensburg, der andernfalls weggeworfen wird, und züchten darauf Pilze. Die Pilze verkaufen wir in Unverpacktläden und in Kooperation mit der solidarischen Landwirtschaft. Auf die Idee kam ich mit ein paar Kommilitoninnen und Kommilitonen während meines Masterstudiums der Transformationsstudien an der Europa-Universität Flensburg. Das Projekt soll der Lebensmittelverschwendung sowie langen Produktionswegen und Lieferketten entgegenwirken und setzt sich für einen bewussten Umgang mit Ressourcen ein.
Veröffentlicht am 1. Juni 2022