Urlaubsgrüße heute

Die Geste zählt

Sie kommt immer noch gut an, keine Frage: Messengerdienste, E-Mail und mobiles Telefonieren haben die Ansichtskarte nicht verdrängt. Aber die Konkurrenz ist groß.
Laut einer repräsentativen Studie von Bitkom Research aus dem Juli 2016 planten 62 Prozent der deutschen Reisenden, ihre Urlaubsgrüße auf elektronischem Weg zu verschicken. Dabei setzten 40 Prozent der Befragten, die einen Urlaub planten, auf das Telefonat. Jeder Dritte (34 Prozent) wollte WhatsApp und iMessage nutzen oder eine SMS senden, und jeder Zehnte hatte vor, sich per E-Mail zu melden. Facebook oder Twitter nannten neun Prozent als favorisiertes Medium.
Aber auch die klassische Postkarte und der Brief wurden von mehr als der Hälfte der Befragten (52 Prozent) bevorzugt, um über Wetter und Urlaubserlebnisse zu berichten. Vor allem über 65-Jährige greifen laut der Studie gern zu Stift und Papier. Unter den 14- bis 29-Jährigen seien es 39 Prozent.
Portfolio erweitert 
"Solange Menschen analog zu schreiben lernen, wird es Postkarten geben", ist sich Boris Hesse sicher. Er ist der Geschäftsführer des Schöning Verlags. Mit jährlich 20 Millionen verkauften Karten aus eigener Produktion ist das Lübecker Unternehmen Marktführer. Zu Hochzeiten lag die Zahl bei 30 Millionen. In den vergangenen zehn bis 15 Jahren habe man ein Drittel verloren, berichtet Hesse. Eine Entwicklung, die man früh erkannt und auf die man entsprechend reagiert habe: "Innerhalb einer Dekade haben wir unser Portfolio um Souvenirs, Kalender und Bücher erweitert", erläutert der Geschäftsführer. Durch das gut geknüpfte Vertriebsnetz können im direkten Kontakt mit den Kunden aus dem Einzelhandel regionale Besonderheiten abgestimmt werden.
Auch in der Gestaltung der Ansichtskarten werden immer wieder neue Wege beschritten, um dem Kartengruß in digitalen Zeiten seinen Platz zu sichern. So hat Schöning Karten mit QR-Code produziert, die bei Aktivierung die passende Geräuschkulisse zum Motiv hören lassen. Auch wenn sich das Meeresrauschen aus dem Briefkasten nicht am Markt bewährt hat, ist Boris Hesse zuversichtlich: "Die Geste zählt: Man sucht eine Karte bewusst aus, nimmt sich Zeit, sie zu schreiben und zu verschicken. Und das macht ihren Wert aus - auch in Zukunft."
Astrid Jabs
Veröffentlicht am 2. März 2018