Ressourcen schonen

Einsatz, der sich lohnt

Nachhaltigkeit ist der Weg, kommenden Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen. Und künftigen Reisenden lohnende Urlaubsziele. In Schleswig-Holstein hat sich einiges getan: In vielen Projekten und Initiativen haben Unternehmen und Akteure im Tourismus sichtbare Erfolge erzielt. Imke Gessinger von der Ostseefjord Schlei GmbH, Andreas Tedsen vom Hotel Lüttje Burg und Claudia Leicht von der Hansa-Park Freizeit- und Familienpark GmbH & Co. KG berichten von ihren Erfahrungen. Die Ostseefjord Schlei GmbH ist die lokale Tourismus-Organisation für die gesamte Schlei-Ostsee-Region. Bei der Vermarktung der Urlaubsregion setzt sie auf Nachhaltigkeit - also auf die schonende Nutzung der bestehenden Ressourcen. "Nachhaltigkeit ist nicht der Hauptgrund, warum Gäste unsere Region besuchen. Nur selten fragen die Leute direkt danach", sagt Imke Gessinger, Nachhaltigkeitsbeauftragte des Unternehmens.
Dennoch sei das Thema wichtig und die Atmosphäre, die es schafft, nicht zu unterschätzen. "Wichtig für uns sind regionale Produkte, effizientes Ressourcenmanagement und die Erreichbarkeit der Region durch den öffentlichen Nahverkehr, aber auch E-Mobilität", erklärt Gessinger.
Die Erreichbarkeit sei gerade im ländlichen Raum eine enorme Herausforderung. "Wenn ich in einem kleinen Ort an der Schlei Urlaub machen möchte, muss die Anreise bequem möglich sein." Die Ostseefjord Schlei GmbH konnte innerhalb weniger Monate den Zertifizierungsprozess durch das Unternehmen TourCert durchlaufen und darf sich damit offiziell "Nachhaltiges Reiseziel" nennen.
"Ohne unsere Stakeholder wäre das nicht möglich gewesen. Gerade im Bereich Nachhaltigkeit haben wir hier in der Region bereits sehr erfolgreiche Leuchtturmunternehmen, mit denen wir eng zusammenarbeiten", so Gessinger. Die gute Vernetzung sei der große Gewinn. "Durch den verstärkten Kontakt im Rahmen der Zertifizierung hat sich die Bindung zu unseren Leistungsträgern verstärkt. Die Zusammenarbeit ist wichtig und wir lernen viel voneinander."
Im nächsten Schritt möchte Gessinger auch den Gästen etwas an die Hand geben. "Wir sind dabei, einfache Tipps und Tricks für unsere Besucher zu entwickeln. Eine Handreichung, um das Thema weiter in den Fokus zu rücken."

Von null auf 100

Andreas Tedsen vom Hotel Lüttje Burg war erst skeptisch, was das Thema Nachhaltigkeit anbelangt. "Mir war nicht klar, wie genau mein Unternehmen davon profitieren kann - ich hatte mich jedoch auch nie ernsthaft damit auseinandergesetzt." Nach einer Veranstaltung des Tourismus-Clusters Schleswig-Holstein in Husum habe sich das geändert. "Ich habe alle zusammengetrommelt und davon erzählt. Wir sind von null auf 100 gestartet", so Tedsen. Zusammen mit externer Beratung ist er das Thema strategisch angegangen. "Wir haben das ganze Haus auf den Kopf gestellt. Das Kerngebäude ist von 1865, demnach gab es viel zu tun." Als Erstes wurde in der Wäscherei investiert, es folgten Warmwasserleitungen, Duschköpfe, Heizungsventile und Beleuchtung.
"Gemeinsam mit den Mitarbeitern haben wir einen regelrechten Wettbewerb etabliert. Jeder hat geschaut, wo Einsparungen möglich sind", so Tedsen. Die Mitarbeiter mitzunehmen, sei das Entscheidende gewesen. "Der Faktor Spaß spielt bei uns eine große Rolle. Wir haben das in erster Linie für uns getan und kommunizieren es nicht an unsere Gäste." So half die zunehmende Sensibilität aller Mitarbeiter, Potenziale zu erkennen. "Wir haben zum Beispiel auch geschaut, wie viel wir eigentlich wegwerfen und wo wir Abfall vermeiden können - jedes Detail hat uns interessiert."
Der wirtschaftliche Vorteil sei das klare Argument für Investitionen in Nachhaltigkeit. "Wir dokumentieren unsere Einsparungen und können so unsere Entwicklung Schritt für Schritt nachvollziehen", so Tedsen. Für die Zukunft hat der Unternehmer weitere Ideen und Pläne. "Wir wollen mal schauen, ob wir CO2-neutral werden können. Das reizt uns."
Tedsen ist überzeugt von der Strahlkraft, die solch ein Engagement für die gesamte Region hat. "Wir sollten uns als Diplomaten betrachten. Wir sind Gastgeber und jeder Gast verbindet mit seinem Aufenthalt einen ersten Eindruck von Schleswig-Holstein."

Ausgezeichnet

Ein echter Erfahrungsträger auf dem Gebiet Nachhaltigkeit ist der Hansa-Park in Sierksdorf. Bereits 2002 wurde der Park mit dem Umweltpreis der Studien- und Fördergesellschaft der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft ausgezeichnet. 2018 folgte dann die Note "sehr stark" für "Nachhaltiges Engagement" von ServiceValue - damit belegt der Hansa-Park von insgesamt 1.467 bewerteten Unternehmen branchenweit den zweiten Platz. "Als Tourismus- und Freizeitunternehmen verstehen wir es als unsere Pflicht, Vorbild zu sein. Wir wollen zeigen, dass Ökonomie und Ökologie harmonieren", sagt Claudia Leicht, die gemeinsam mit ihrem Mann Christoph Andreas Leicht den Park führt. "Wir integrieren bewusst die Besucher unseres Parks. Maßnahmen wie die Reduktion der Geräuschemissionen, etwa am ‚Fluch von Novgorod‘, die Gründächer und die liebevolle Bepflanzung des Parks tragen dazu bei, dass Besucher sich wohlfühlen", sagt Leicht.
Neben Fotovoltaikanlagen, Wärmerückgewinnungsanlagen und der Bewässerung durch Regenwasser steht auch der schonende Umgang mit Ressourcen im Fokus. "Das sind nur einige der Maßnahmen, die wir ergriffen haben. Seit 2018 bieten wir unseren Gästen auch einen E-Parkplatz mit zehn Elektrotankstellen an", so Leicht.
Der Parkplatz sei 24 Stunden geöffnet und das Stromtanken sei kostenfrei. Lediglich eine kleine Parkplatzgebühr falle an. "Nachhaltigkeit ist nicht nur von rein ökologischer Natur. Es ist vielmehr ein ganzheitliches soziales, ökonomisches und ökologisches Konzept. Ist das Konzept gut ausgearbeitet, tragen alle Maßnahmen gemeinsam zur Verbesserung bei", erklärt Leicht.

Zehn Tipps für mehr Nachhaltigkeit

  1. Stellen Sie auf LED-Beleuchtung um. Das zahlt sich vor allem dort aus, wo längere Beleuchtungszeiten notwendig sind.
  2. Prüfen Sie Ihre Heizungsanlage und steuern Sie diese im Idealfall bedarfsgerecht. Bei Ersatz alter Geräte schaffen Sie neue immer mit den Effizienzklassen A++ oder A+++ an.
  3. Nutzen Sie regenerative Energien wie Fotovoltaik, thermische Solaranlagen oder Blockheizkraftwerke.
  4. Stellen Sie auf Ökostrom um.
  5. Vermeiden Sie Portionsverpackungen und nutzen Sie Großgebinde.
  6. Vermeiden Sie Abfälle, wo möglich. In allen anderen Fällen achten Sie auf die korrekte Trennung.
  7. Bieten Sie Gästen einen bequemen Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln und E-Mobilität.
  8. Beziehen Sie Produkte und Dienstleistungen nach Möglichkeit regional.
  9. Binden Sie Ihre Mitarbeiter, Gäste und Lieferanten aktiv in Ihre nachhaltigen Bestrebungen ein.
  10. Nehmen Sie an Wettbewerben zum Thema Nachhaltigkeit teil oder schaffen Sie Ihren eigenen im Haus.
René Koch
Veröffentlicht am 5. März 2019