Seit sieben Generationen von Frauen geführt: ein Landgasthof mit bewegter Geschichte
Der Landgasthof Zum Fahrenkrug trotzt seit gut 160 Jahren allen globalen Krisen und Herausforderungen. Das Erfolgsrezept: gutbürgerliche Küche und engagierte Frauen, die seit sieben Generationen die Liebe zur Gastwirtschaft weitergeben.
Drei Generationen Gastgeberinnen: Maike Wolf, Heide Ehling und Aylina Wolf (von links) führen den Landgasthof Zum Fahrenkrug.
1866. Die Jahreszahl an der roten Backsteinfassade sieht über dem goldenen Schriftzug Zum Fahrenkrug fast etwas unscheinbar aus. Aber die Zahl hat es in sich. Sie ist ein Statement mit Aussagekraft. Denn seit 160 Jahren ist die Gaststätte eine Institution im Kreis Herzogtum Lauenburg. Früher Poststelle und Gaststätte für Kutscher, die zwischen Bergedorf und Geesthacht eine Pause einlegten, ist der Fahrenkrug heute eine Anlaufadresse für Liebhaberinnen und Liebhaber traditioneller Küche.
Einmal über die Türschwelle getreten fühlt sich so mancher Gast in der Zeit zurückversetzt, erzählt Inhaberin Maike Wolf. Die niedrigen Decken, holzvertäfelten Wände und ausgepolsterten Sitzecken lösen ein Gefühl der Behaglichkeit aus. „Viele unserer Gäste fühlen sich hier gleich wie zuhause und schätzen die Gemütlichkeit, das höre ich oft“, sagt Wolf. Und auch die Speisekarte hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten kaum verändert: „Unser Erfolgsrezept sind Bratkartoffeln, die wir ohne Speck und Zwiebel anbraten. Wir bereiten alles frisch zu – von der Grützwurst über das Sauerfleisch bis zum Roastbeef.“ Das wissen viele Gäste zu schätzen. Denn diese Gerichte stehen heute in vielen anderen Restaurants nicht mehr auf der Karte. Trotzdem ist in dem Fahrenkrug die Zeit nicht stehen geblieben.
Maike Wolf, Heide Ehling und Aylina Wolf in dem mehr als 160 Jahre alten Landgasthof Zum Fahrenkrug.
Maike Wolf ist gelernte Hotelfachfrau und hat den Landgasthof 2011 von ihrer Mutter Heide Ehling übernommen und behutsam modernisiert. Seit der Gründung im Jahr 1866 ist die Gastwirtschaft durchgehend von Frauen geführt worden. Heute führt Maike Wolf das Restaurant mit der Unterstützung ihrer beiden Töchter. Auch das lockt viele Gäste. „Die Menschen suchen heute etwas Authentisches. Mit regionalen Produkten und echten Geschichten.“
Zum großen Teil seien es Stammgäste, denen der Gasthof seinen Erfolg verdankt. Viele Gäste seien schon als Kind mit ihren Eltern ins Lokal gekommen, sind heute freundschaftlich mit der Familie Wolf verbunden und zelebrieren Geburtstage sowie Weihnachtsfeiern mit bis zu 40 Personen im Lokal. „Unsere Stammkunden haben uns auch durch die Coronapandemie gerettet. An den Wochenenden haben sie bei uns bestellt – und im Winter die Speise und Gerichte in Wolldecken und Wärmebehältern aus unserem Restaurant geholt“, erzählt Wolf.
Mit ihrer Tochter Aylina Wolf steht die siebte Generation in den Startlöchern, das Restaurant zu übernehmen. Jedenfalls vielleicht. Denn zu hundert Prozent sei die Entscheidung noch nicht gefallen. Die Erzieherin arbeitet in einem Nachbardorf und schätzt die geregelten Arbeitszeiten ihrer Kita. Gleichzeitig weiß sie um die Geschichte ihrer Familie, die mit dem Fahrenkrug seit Generationen verknüpft ist und kennt das Restaurant seit frühster Kindheit. „Wer gibt schon einfach ein 160-jähriges Familienunternehmen auf? Unsere Gäste kommen seit Jahrzehnten gern zu uns. Das ist ein Riesengeschenk“, sagt Aylina Wolf. Anfang 2026 soll die Entscheidung dann fallen.
Autor: Benjamin Tietjen
Veröffentlicht: 30. Oktober 2025
Kontakt
Benjamin Tietjen