KI und ChatGPT

„Das Potenzial ist da, um die Tourismusbranche zu revolutionieren“

KI und ChatGPT: Mit den neuen Technologien können Tourismusbetriebe die Gästezufriedenheit deutlich steigern – davon ist Dr. Hauke Berndt überzeugt. Im Interview berichtet der Vorstandsvorsitzende des DiWiSH e.V. über die Chancen und Herausforderungen für den Tourismus.
IHK zu Lübeck
Welche Potenziale gibt es im Bereich KI und ChatGPT für Tourismusbetriebe?
Dr. Hauke Berndt
KI und ChatGPT eröffnen der Tourismusbranche große Chancen. Sie ermöglichen personalisierte Kundenerlebnisse durch maßgeschneiderte Empfehlungen und verbessern den Kundenservice durch automatisierte Antworten auf häufige Fragen. Auch das teils noch manuelle Buchungsmanagement kann davon profitieren. Sprachgesteuerte Assistenten erhöhen den Komfort, während die Analyse von Bewertungen hilft, das Angebot stetig zu verbessern. Und sie unterstützen Marketingstrategien und Nachhaltigkeitsinitiativen, indem sie etwa den Energieverbrauch basierend auf der Belegung optimieren. KI-Technologien tragen so zu einer Steigerung der Effizienz und Kundenzufriedenheit bei.
Inwiefern kann der Tourismus diese Technologien bereits heute nutzen?
Tourismusbetriebe nutzen bereits heute KI und ChatGPT für vielfältige Aufgaben. Im Marketing ermöglichen sie personalisierte Kampagnen, indem sie Kundenpräferenzen analysieren und zielgerichtete Angebote erstellen. Für die Betriebsplanung optimieren sie Personal- und Ressourceneinsatz durch Vorhersagen zu Buchungstrends. Im Kundenservice beantworten Chatbots rund um die Uhr Anfragen, verbessern die Gästezufriedenheit und entlasten Mitarbeiter. Ein konkretes Beispiel ist der Einsatz von Analysewerkzeugen, um etwa Auslastungsvorhersagen abhängig von Faktoren wie Wetter, Wochentag und Ferienkalender zu machen.
Was müssen Tourismusbetriebe bei der Nutzung beachten?
Zum einen gibt es die rein technischen Fragestellungen zur IT-Infrastruktur und IT-Sicherheit. Viele der KI-Anwendungen sind cloudbasiert, was den Einsatz gerade bei kleineren Betrieben erleichtert. Auch der Datenschutz ist essenziell. Bei den vergleichsweisen neuen Themen wie generativer KI sind viele rechtliche Fragen noch nicht abschließend beantwortet. Der gerade diskutierte EU AI Act, zu dem Deutschland kürzlich nun doch Zustimmung signalisiert hat, wird hier hoffentlich für mehr Klarheit sorgen. Aufgrund der raschen Entwicklung sind Personalschulungen unerlässlich, damit Mitarbeitende mit den neuen Systemen umgehen können und die Vorteile voll ausschöpfen.
Welche Auswirkungen sehen Sie für die Tourismusbranche?
Gerade das Thema KI genießt in Schleswig-Holstein eine hohe Bedeutung. Viele Unternehmen und wissenschaftliche Einrichtungen beschäftigen sich mit dem Thema. Damit bieten sich Kooperationen zwischen der Tourismusbranche und den Entwicklern solcher Lösungen an. Die Nutzung von KI und ChatGPT in Schleswig-Holstein hat das Potenzial, die Tourismusbranche zu revolutionieren. Sie ermöglicht eine individuellere Gestaltung des Gästeerlebnisses durch personalisierte Angebote. Effizientere Betriebsabläufe durch automatisierte Kundendienste und verbesserte Buchungssysteme steigern die Wirtschaftlichkeit der Betriebe und können dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Zudem kann KI bei der Analyse von Besucherströmen helfen, Überfüllungen etwa an Stränden (Stichwort „Strandampel“) zu vermeiden und die Nachhaltigkeit zu fördern. Langfristig könnte dies zu einer höheren Gästezufriedenheit, stärkeren Kundenbindung und einem nachhaltigen Wachstum des Tourismussektors führen.
Welche Herausforderungen gibt es bei dem Thema für die Tourismusbranche?
Hier ist zuerst der Datenschutz und die Datensicherheit zu nennen, da sensible Kundeninformationen verarbeitet werden. Die Integration in bestehende Systeme stellt ebenfalls eine Herausforderung dar, erfordert technisches Know-how und Investitionen. Zudem müssen Betriebe sicherstellen, dass die KI die menschliche Interaktion ergänzt, ohne sie zu ersetzen. Die ethischen Aspekte, wie die Vermeidung von Voreingenommenheit in Algorithmen, sind ebenfalls zu beachten. Schließlich wird die kontinuierliche Anpassung an technologische Entwicklungen und die Schulung des Personals entscheidend sein, um mit dem rasanten Fortschritt der KI-Technologien Schritt zu halten. Wir beobachten eine zunehmende digitale Spaltung der Gesellschaft. Es gibt kleinere Gruppe von Unternehmen, die sich mit den neuen Technologien auseinandersetzen und eine Mehrheit, für die die Einstiegshürden bereits so groß sind, dass sie sich mit dem Kennenlernen und dem Einsatz neuer Technologie schwertun. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die insbesondere die Bildungseinrichtungen fordert, um diese Spaltung nicht noch größer werden zu lassen.
Interview: Benjamin Tietjen
Veröffentlicht: März 2024