Erfolgreiche Hotelkonzepte

Wie man Gäste verzaubert

Die einen haben modernisiert, die anderen gleich neu gebaut. Die Standorte sind völlig  unterschiedlich. Doch eines haben das Hotel Strandkind in Pelzerhaken im Kreis Ostholstein, das Hotel Düvelsbek in Kiel und das Weingut Waalem auf der Insel Föhr gemeinsam: Die Gäste kommen.
Familien als Zielgruppe? Da habe mancher mit den Augen gerollt, sagt Andrea Iskra. Mit ihrem Mann Olaf betreibt die 44-Jährige das Hotel Strandkind an einem Ort mit Geschichte: Ihre Urgroßeltern bauten das Ostseehotel Eos. "Das war ein zauberhaftes und sehr charmantes Hotel", sagt Iskra. Das Haus in Pelzerhaken lief - die Bausubstanz hingegen war weniger gut. So habe sich das Ehepaar mitreißen lassen von der landesweiten Investitionslust im Tourismus: Im Herbst 2016 wurde das Eos abgerissen, im Juni 2017 stand das Hotel Strandkind.
Dieses Tempo sei einer der Vorteile bei einem Holzhaus, sagt Iskra. Die Betreiber des 126-Betten-Hauses setzen auf Nachhaltigkeit: Überall ist Holz, eingekauft wird regional, es gibt eine Regenwasser-Rückgewinnung ebenso wie ein Konzept zur Abfallvermeidung. "Es gibt so viele Gäste, die die Nachhaltigkeit genießen", berichtet Iskra. Das gilt für Paare und Einzelreisende ebenso wie für Familien. Ob Kinderbereich, Teenie-Bude oder kleiner Wellness-Bereich, "wir haben für jedes Alter etwas Schönes". Und das Ergebnis? "Wir waren von Anfang an so gut gebucht, dass wir kaum hinterherkamen."
Höhere Auslastung
Einen Neubau gab es beim Kieler Hotel Düvelsbek nicht - aber einen Neustart. Das Haus wurde 1905 erbaut für die Unterbringung hochrangiger Marineoffiziere, später umgestaltet von Bruno Fleischer, Desiree Pahlkes Großvater. Das günstigste Hotel in Kiel sollte es sein, sagt die 29-jährige Juniorchefin, deren Eltern Matthias Ueker und Iris Pahlke das Hotel betreiben. Doch der einfache Standard reichte irgendwann nicht mehr - die Wettbewerbsfähigkeit habe gefehlt.
Desiree Pahlke brachte ihre Erfahrung aus größeren Häusern ein, hinzu kam der Impuls durch die Initiative "Designkontor Schleswig-Holstein". Sich in die Rolle des Gastes versetzen, Wohlfühlatmosphäre schaffen - "das hat uns sehr viel gebracht", sagt Pahlke.
Seit zwei Jahren läuft die Umgestaltung in Eigenarbeit. Die 30 Zimmer sind geschafft, Rezeption und Aufenthaltsbereiche folgen. Der Anspruch: Angebot und Service verbessern, Preisstruktur halten, während sich der Gast wie zu Hause fühlt. Das hat geklappt. Stammgäste finden es gut, und ein jüngeres Publikum kommt verstärkt. Die Auslastung nähere sich jetzt durchschnittlich 70 Prozent - nach zuvor 50 Prozent, so Pahlke.
Von der Ost- an die Nordsee. Das Weingut Waalem auf Föhr sieht nach dem 19. Jahrhundert aus, tatsächlich ist der Bau aus dem Jahr 2017. Tagungen sind ein Schwerpunkt - warum in Nieblum? "Weil dieser Ort wie dafür geschaffen ist", sagt Veranstaltungsleiterin Merle Staege. Weingut und Strand liegen in einem ruhigeren Bereich der Insel. Vor allem bei Föhr-Liebhabern sei das Haus auch für Hochzeiten beliebt, so die 29-Jährige. Die Trauung ist vor Ort möglich.
Der Saal fasst 60 Personen, der Seminarraum 30. Exklusive geschäftliche Veranstaltungen in authentischem Umfeld mit moderner Ausrüstung, das zeichne das Weingut aus, sagt Staege. Teilnehmer können übernachten, fünf Zimmer stehen bereit, jedes mit einem Motto: Dänemark, Schweden, Frankreich, Föhr - und Bhutan. Gern biete sie ein individuelles Rahmenprogramm: Museum Kunst der Westküste, Wattwanderung, Inselrundfahrt. Oder eine Weinführung: Seit 2009 baut Geschäftsführer Christian Roeloffs auf Föhr Wein an. Möglich sei das durch den Klimawandel, so Staege. Passend dazu verfügt das Weingut über eine der größten Bibliotheken zur Arktisforschung - daher der Eisbär im Logo.
Lars Peter Ehrich
Veröffentlicht am 2. März 2018