Alternativen zum Hotel

Hotel 2.0

Der Urlaub im eigenen Land ist nach wie vor beliebt. Dabei suchen viele Gäste das Besondere - zum Beispiel ungewöhnliche Unterkünfte an exklusiven Orten. Mutige Start-ups bedienen das Bedürfnis nach "Event-Hostelling", indem sie das Konzept "Tapetenwechsel" neu denken.
Der weiße Würfel im Bauhaus-Design sieht aus, als käme er direkt aus dem Weltraum. Er steht auf der Galerie der Friesland-Therme in Horumersiel bei Bremerhaven, mit drei mal vier Metern gerade groß genug für das Doppelbett, das sich darin befindet. Hier wartet er auf seine Gäste, die aus der Sauna gleich ins Bett fallen können.
Solche Zeltwürfel, "Cubes" genannt, stehen an rund 50 Orten in Deutschland, an denen Übernachten eigentlich nicht möglich ist: auf dem Deck eines Museumsschiffs, im Boxenstopp einer Kartbahn, über den Dächern Hamburgs, auf einer Burg oder einer Seebrücke in Ostholstein.
Die Schlafwürfel gehören dem Hamburger Start-up Sleeperoo, das diese Art des Event-Tourismus seit 2017 anbietet. Bei einer Übernachtung in einem solchen Cube mit seinen Panoramafenstern bauen die Gäste eine besondere Verbindung zu dem Ort auf, an dem er steht: "Ich sehe das Käuzchen, das über den Cube fliegt, oder den Sternenhimmel, unter dem ich geschützt liege", sagt Sleeperoo-Mitarbeiterin Martina Peters.
Die Preise liegen in einer anderen Kategorie als beispielsweise für Camping, "dafür schlafe ich ohne Zeltnachbarn und in einem richtigen Bett an einem Ort, an dem ich sonst nicht schlafen könnte oder dürfte". Die Cubes treffen einen Nerv: Das Übernachten selbst wird zum Ereignis. Nicht in Paris oder New York, sondern in Deutschland. "Die Leute machen wieder viel mehr Urlaub im eigenen Land", sagt Janin Stoltenberg, Mitbegründerin von FjordLink.
Das junge Unternehmen vermietet Hausboote, die als Ferienwohnung eingerichtet sind. Die großzügige Fensterfront und die beiden Terrassen bieten einen tollen Blick auf die Kieler Bucht, wo sie feste Liegeplätze haben - "erste Reihe, dichter am Meer kann man nicht sein". Manche Gäste buchen nur ein Wochenende, "etwa das Paar aus Hamburg, das mal rauskommen muss". Die Boote sind aber auch interessant für "Kreative, die dort arbeiten und sich den Kopf freipusten lassen, oder Familien, die zwei Wochen Urlaub machen". Viele Gäste freuen sich dabei über den "Concierge-Service" der Vermieter mit Einkaufen, Waschen oder frischen Brötchen.

Natur plus Komfort

Bei steigenden Übernachtungszahlen sind Unterkünfte an der Ostsee zurzeit knapp. Da sei es ein großes Plus, schnell auf die Nachfrage zu reagieren, sagt Yannic Böttger. Er projektiert und verkauft zusammen mit seinem Vater "Ferienmobilien" an Campingplätze und Parkbetreiber, beispielsweise in Süsel, Lensahn oder Mölln.
Besonders beliebt sind die mobilen Ferienhäuser aus farbigem Holz im Schwedenstil, wie es sie in vielen dänischen Seebädern gibt. Das Besondere: Sie werden nicht vor Ort gebaut, sondern in den Niederlanden vorproduziert, auf Lkw angeliefert und dann nur noch an die Infrastruktur angeschlossen. Die Häuser sind stabil und auf unterschiedliche Bedarfe zugeschnitten, so lassen sie sich auch winterfest dämmen. "Die Chalets werten einen Campingplatz deutlich auf", sagt Böttger. Sie bedienen das Bedürfnis nach "Glamping", eine Wortschöpfung aus "Glamour" und "Camping": die Naturnähe des Zeltens, verbunden mit dem vollen Komfort einer Ferienwohnung.
Friederike Grabitz
Veröffentlicht am 4. März 2020