SH: Meeresschutz

Munition im Meer: Erfolgreicher Auftakt in Schleswig-Holstein

In der deutschen Nord- und Ostsee liegen rund 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Munition. Hinzu kommen rund 5.000 Tonnen chemische Munition. Der Bund hat daher für die Jahre 2023-2027 102 Millionen Euro für die Beseitigung der Munitionsaltlasten in den Haushalt eingestellt. Positive Nachrichten: Die Pilotbergung startet.
Mit der Finanzierungszusage des Bundes können Pilotprojekte umgesetzt werden. Neben der Pilotbergung in der Fläche soll eine schwimmende Anlage zur thermischen Vernichtung der auf See geborgenen Munition entwickelt und gebaut werden. Das zuständige Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz hat die Ausschreibung zu den Pilotbergungen Ende 2023 gestartet. Die Ausschreibung für die Plattform wird in der zweiten Jahreshälfte 2024 beginnen und ist in der Umsetzung in Form einer Innovationspartnerschaft geplant. 
Die Pilotbergung von vier Munitionsflächen in der Lübecker Bucht wird ab Juni umgesetzt. Damit sollen Erkenntnisse zu zeitlichem Aufwand, technischen Voraussetzungen und Schwierigkeiten bei der Bergung gesammelt werden, um verlässlichere Aussagen zu den Kosten und dem Zeithorizont für die Bergung in der deutschen Ostsee (und später der Nordsee) treffen zu können. Die Pilotbergung wird vom GEOMAR begleitet, um die Auswirkungen auf die Meeresumwelt zu beobachten. Die geborgene Munition wird zunächst in die Anlage nach Munster gebracht (GEKA - Gesellschaft zur Entsorgung von chemischen Kampfstoffen und Rüstungsaltlasten mbH). Dies ist die einzige Anlage in ganz Deutschland und hat über die Pilotbergung hinaus keine Kapazität für die in Nord- und Ostsee liegende Munition. Durch eine Plattform auf See würden außerdem die aufwendigen Transporte nach Munster entfallen.  
Trotz der positiven Entwicklung des Themas, gibt es große Herausforderungen. Die IHK Nord hat daher ein Einordnung erarbeitet und darin auch die Forderungen der Wirtschaft aufgeführt: 
  • Munition im Meer ist kein deutsches Problem. Wir haben gegenwärtig einen Technologievorsprung, der durch die Pilotbergungen und die Plattform weiter ausgebaut wird. Dieses Momentum muss genutzt werden, dass die Wertschöpfungskette aufgebaut wird und Unternehmen der Region neue, zukunftsfähige Geschäftsmodelle entwickeln. 
  • Verschiedene Unternehmen warten auf den Beginn der Projekte. Durch die Ausschreibungen und die im Verfahren erforderlichen Genehmigungen darf der Zeitplan nicht gefährdet werden. Planungssicherheit ist auch hier wichtig. 
  • Mit Blick auf die geplante Innovationspartnerschaft ist Vertrauen in die Wirtschaft wichtig. Es gibt viel Expertise in (Nord-)Deutschland zur Bergung und Handhabung von Altmunition.  
  • Wichtig ist die Weiterfinanzierung. Mit den Pilotbergungen sollen Erkenntnisse gesammelt werden, wie Deutschland das Problem insgesamt lösen kann. Wenn die Plattform bereit ist, muss sie auch betrieben werden – dafür gibt es gegenwärtig keine Finanzmittel. Durch die Pilotbergungen und den Bau der Plattform ist dann bekannt, welche Kapazitäten zur Verfügung stehen, und welche Kapazitäten insgesmt gebraucht werden. Bund und Länder sind bereits in Gesprächen, die bis 2026 zu einem tragbaren Ergebnis geführt werden müssen. 
Schleswig-Holstein hat in den letzten Jahren einen großen Schwerpunkt auf das Thema gelegt. Wissenschaft, Wirtschaft und Politik setzen sich intensiv für die Wissensfindung, Technologieentwicklung und Bearbeitung des Themas ein. Die positiven Nachrichten zur Pilotbergung nutzen die Institutionen, um Interessierte im Land zu informieren. Der Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe fand am 26. März 2024 in Schönberg (Plön) statt. Direkt vor der Küste liegt ein großes Munitionsversenkungsgebiet und die Beräumung ist für Tourismus, Wassersport, Meerestechnik und Schifffahrt in der Region von großer Bedeutung.  
Etwa 80 Interessierte folgten daher der Einladung des Ministeriums für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur, der IHK Schleswig-Holstein, dem Maritimen Cluster, dem UV Nord, GEOMAR, UK SH und NABU nach Schönberg. Besonders beeindruckend waren die Bilder vom GEOMAR zu den Munitionsorten, die Analysen des Toxikologischen Instituts des UK SH zu den Anreicherungen von TNT in Muscheln und Fischen sowie die Erkenntnisse des NABU zu den Auswirkungen von Sprengungen auf die Meeresumwelt. Aus Sicht der Wirtschaft wurde vor allem auf die Forderungen verwiesen, die für die nachhaltige Umsetzung der Munitionsbergung unerlässlich sind.