SH: Maritime Mobilitätswende

Bundeswasserstraßen für den Güterverkehr stärken

Aus Sicht der Wirtschaft in Schleswig-Holstein hat die Binnenschifffahrt eine große Zukunft, wenn ein gut ausgebautes Wasserstraßensystem genutzt werden kann. Eine erfolgreiche Mobilitätswende im Güterverkehr erfordert daher einen größeren Fokus auf die Bundeswasserstraßen. 
Aktuelle Verkehrsprognosen zeigen aber, dass der Anteil der Binnenschifffahrt mit aktuell knapp sieben Prozent auch in Zukunft nicht steigen wird. In der Diskussion um die Mobilitätswende spielt das Binnenschiff als alternatives Transportmittel bisher eine zu kleine Rolle.  
Ein weiterer Grund für die geringen Nutzungszahlen ist auch der schlechte Zustand der Bundeswasserstraßen. Stör, Pinnau und Elbe-Lübeck-Kanal sind nur ein paar Beispiele wo Investitionsstau oder steigende Verschlickung zu beobachten sind. Um diese Missstände zu beheben, braucht es nicht nur ein Umdenken bei den Haushaltsplanungen, sondern auch bei der Herangehensweise an diese Probleme. Der zunehmenden Verschlickung und der Veränderung der Sedimente muss mit neuen politischen und planerischen Ansätzen und der Kooperation der Anliegenden begegnet werden. Und das zügig: sonst können Stör und Pinnau zukünftig nicht mehr mit konventionellen Schiffen befahren, sondern als Kanustrecken genutzt werden. 
Dass neben der Schifffahrt auch ansässige Unternehmen unter der Verschlickung leiden, zeigt das Beispiel Peters Werft. In den vergangenen Jahrzehnten konnte das Unternehmen mit einfachen Mitteln die Sedimente mit der natürlichen Bewegung des Wassers auf einem moderaten Level halten. In den letzten Jahren wird dies immer komplizierter und erschwert zunehmend die Arbeit am Standort. Ähnliche Probleme berichten z. B. die Feldmühle in Uetersen, die Rudolf Rusch Mühlenwerke in Itzehoe oder die vielen Marinas entlang der Elbe und ihrer Nebenflüsse. Die IHK Schleswig-Holstein begrüßt sehr, dass die Stör als Pilotregion für die zukunftstaugliche Schlickbeseitigung ausgewählt wurde. Eine Lösung muss zügig gefunden werden und dann auf andere Flusssysteme ausgeweitet werden. 
Auch am Elbe-Lübeck-Kanal können die Herausforderungen der Binnenschifffahrt direkt beobachtet werden. Der Kanal ist die einzige Binnenwasserstraße, die die Ostsee mit dem mitteleuropäischen Kanalsystem verbindet. Um aber auch zukünftig seiner Funktion nachkommen zu können, ist der Ausbau des Kanals für das Große Gütermotorschiff (GMS) mit bis zu 110 Metern Länge nötig. Dies schließt Schleusenanlagen und Brücken über den Kanal ein. Mit zukünftigen alternativen Antrieben und automatisierten Verkehren kann eine Verlagerung von Gütern ganz einfach gelingen und die Straßen in der Region eine Entlastung erfahren. Auch deshalb setzt sich die IHK Schleswig-Holstein für eine Förderung der Binnenschifffahrt und den Ausbau von Binnenwasserstraßen wie dem Elbe-Lübeck-Kanal ein. 
Schiffbau und Schifffahrt sind wichtige Teile der maritimen Wirtschaft in Schleswig-Holstein. An den Bundeswasserstraßen ist aber zu sehen, wie abhängig sie von Investitionen in die Infrastruktur sind. Auch die Werften und Zulieferbetriebe dürfen an der Unterelbe nicht vergessen werden, denn technologische Innovationen im Schiffbau können nur dann weiterhin aus Schleswig-Holstein kommen, wenn die Werften, am Elbe-Lübeck-Kanal und den Elbenebenflüssen, gesicherte Standorte haben. Dazu gehört, dass die Schiffe auch an die Docks gelangen können. Der vom Bund 2019 angestoßene Prozess zur Beschleunigung von Planung und Bau an Bundeswasserstraßen muss daher konsequent fortgeführt und erweitert werden.