Verlagsgründung: Rote Katze Verlag in Lübeck

Eine rote Katze erobert den Buchmarkt

Keine Lust auf Ruhestand: Lübecks Ex-Bürgermeister Bernd Saxe und der ehemalige Possehl-Chef Uwe Lüders haben eine Vision: Sie wollen ausgewählte Literatur aus dem Ostseeraum auf dem deutschen Buchmarkt etablieren. Dafür haben sie 2021 den Rote Katze Verlag gegründet.
Viele Jahre lang hat Bernd Saxe die Geschicke der Hansestadt Lübeck gelenkt und vermutlich Tausende Akten gewälzt. Heute liest Saxe vor allem Manuskripte. Rund 200 Stück hat er in den vergangenen zwei Jahren durchgearbeitet. Ein Kraftakt, der auch Spaß macht, sagt Saxe, denn 19 Bücher haben es seitdem in das Verlagsprogramm geschafft. Vor allem Romane und Krimis, oftmals mit historischem Hintergrund oder mit Bezug zur Hanse.
„Wir wollen Bücher verlegen, die der Frage nachgehen, wie der Mensch mit den großen gesellschaftlichen und politischen Veränderungen seiner Zeit zurechtkommt“, erklärt Uwe Lüders, der im Verlag vor allem für die Zahlen zuständig ist und zuvor als Vorstandsvorsitzender der Lübecker Possehl-Gruppe tätig war. Meistens sind sich die beiden schnell einig, welche Titel sie verlegen wollen. Der Fokus liegt auf Literatur aus dem Ostseeraum und dem Baltikum. Ist ein Buch ausgewählt, starten die Verlagsgründer mit einer kleineren Auflage von 500 bis 1.000 Stück, denn dank Digitaldruck lässt sich jeder Titel schnell und nach Bedarf nachdrucken.
Der Buchmarkt ist hochkomplex – und genauso spannend.
Uwe Lüders
Bislang stehen die Bücher des Rote Katze Verlags vor allem in Regalen Lübecker Buchhandlungen, aber das soll sich bald ändern: „In den kommenden Jahren wollen wir unseren Bekanntheitsgrad deutlich ausbauen und bundesweit vertreten sein“, sagt Lüders. Bestellbar sind alle Titel aber schon heute in jedem Buchgeschäft und im Internet. Doch wie kam es eigentlich zur Unternehmensgründung nach zwei langen und ausgefüllten Berufsleben?
„Wir waren beide im Vorstand des Hansemuseums und hatten die Idee, einen Roman über die Hansezeit zu veröffentlichen. Eine Handlung und eine Autorin hatten wir bereits, nur ein Verlag war nicht zu finden“, sagt Saxe. Im Sommer 2021 gründeten sie kurzerhand einen eigenen Verlag. Der Name sei eine Reminiszenz an Heinrich Manns Roman „Professor Unrat“, der in einem halbseidenen Lübecker Lokal namens „Der blaue Engel“ spielt – das in Wirklichkeit aber „Die rote Katze“ hieß. Die Arbeit heute unterscheide sich deutlich von ihren vorherigen Aufgaben.
In ihren alten Jobs führten beide Zehntausende Mitarbeiter, heute machen Saxe und Lüders alles selbst – Briefmarken kleben, versenden und Social- Media-Postings verfassen. „Wir sind 2021 recht ahnungslos in die Verlagswelt eingestiegen, aber haben schnell gelernt, wie wir Autoren finden und wie Vertriebsstrukturen funktionieren. Der Buchmarkt ist hochkomplex – und genauso spannend“, sagt Lüders.
Benjamin Tietjen
Februar 2024