Zwischen Weißwurst und Wirtschaftswunder

Mittagszeit im Jack’s Kitchen, direkt am Campus der Kieler Universität. Die Luft riecht nach frischer Pasta und Espresso. Zwischen Tischen mit Business-Lunch-Gästen und Studierenden nimmt sich Stefan Heitkämper Zeit für ein Gespräch, begleitet von seiner Hündin Holly, die sich unter dem Tisch einen schattigen Platz sucht. Ruhiger Moment? Kaum. In exakt sieben Tagen beginnt der Aufbau seiner Zelte für die Kieler Woche – und trotzdem wirkt der Gastronom und Eventmacher, als hätte er alle Zeit der Welt.
Stefan Heitkämper und seine Hündin Holly im Restaurant jacks kitchen
„Man merkt erst, wie lange man das macht, wenn man sagt: Das Bayernzelt? Seit 1995. Fast 30 Jahre. Und trotzdem fühlt sich jede Kieler Woche wieder wie ein Neuanfang an.“
Heitkämper ist kein typischer Veranstalter. Er ist ein Möglichmacher, der mit seiner Living Room GmbH seit mehr als drei Jahrzehnten gastronomische Räume, Musikformate und Großveranstaltungen kreiert. Das Unternehmen gründete er 1990 gemeinsam mit seiner Frau Caroline Heitkämper. Sie spezialisieren sich seitdem auf die Durchführung und Vermarktung von Events wie Angeboten auf der Kieler Woche oder dem legendären Bacardi Bad Club – sowie auf die Entwicklung gastronomischer Projekte wie dem Musikclub After Dark, der Harry’s Bar und natürlich dem Restaurant Jack’s Kitchen. Immer verantwortlich zeichnend für durchdachtes Personalmanagement, dazu ein feines Gespür für die Gestaltung und Einrichtung der Locations bringt Caroline Heitkämper in jedes neue Projekt des Ehepaars ein. “Ohne sie wäre all das, was wir bis heute erreicht haben, nicht möglich", betont Stefan Heitkämper.

Vom Sandplatz zur Kultstätte

Stefan Heitkämpers Verbindung zur Kieler Woche beginnt lange vor Maßbier und Musikbühne: 1992 bringt der Unternehmer das erste Beachvolleyball-Masters mitten in die Stadt – auf 500 Tonnen Sand direkt vor der damaligen Ostseehalle. Zu einer Zeit, als Sportevents auf innerstädtischem Asphalt noch Experiment statt Konzept sind. Drei Jahre lang verwandelt er den Europaplatz in eine temporäre Arena, während in der Halle parallel ein anderer Publikumsmagnet steht: das Bayernzelt.
Als die damaligen Betreiber 1995 den Platz räumen, um stattdessen Illusionist David Copperfield auftreten zu lassen, erkennt Heitkämper die Lücke – und füllt sie. „Wir haben ein Zelt bestellt, eine Kapelle organisiert und einfach losgelegt.“ Das Bayernzelt feiert seine Premiere unter seiner Regie – und bleibt. In den Folgejahren wechselt es mehrfach den Standort: vom Europaplatz zur Sparkassen-Arena, später an den Ostseekai, wo Heitkämper auch das Eventgelände erschließt – unter anderem mit dem Jochen Schweizer Park und ab 2001 in Zusammenarbeit mit dem NDR. Parallel dazu entwickelt er Partyformate wie die Disco in der Wunderino-Arena, damals eine feste Größe des Nachtlebens.
2009 wagt er mit dem Relaunch des Musikzelts einen weiteren Schritt. Zunächst in Eigenregie, ab 2010 im Auftrag des Kieler-Woche-Büros, bringt er frische Acts und ein neues Konzept auf die Bühne. Und doch wird das Bayernzelt zum Herzstück. Seit 2010 steht es nun fest verankert an der Kiellinie – der Ort, der ihm, wie er sagt, „am besten liegt“. Hier passt alles: Publikum, Atmosphäre, Logistik. Hier ist das Zelt, längst mehr als bayerische Gemütlichkeit, zur Institution geworden.
Stefan Heitkämper zapft ein Bier im Restaurant jacks kitchen in Kiel

Die andere Seite: Küche und Kontinuität

2011 eröffnete Heitkämper mit Jack’s Kitchen sein erstes festes Restaurant. Der Umbau war ein Kraftakt: „Hier war vorher ein Fahrradunterstand. Unsere heutige Küche war mal ein Fahrradladen.“ Heute umfasst das Restaurant über 400 Quadratmeter, modern und liebevoll gestaltet von Caroline Heitkämper, beliefert regelmäßig Unternehmen und Events – sogar Holstein Kiel – und hat sich zu einer beliebten Adresse in Uni-Nähe entwickelt. „Studenten gehen eher in die Mensa, klar. Unsere Gäste kommen oft aus dem Wissenschaftspark, Professoren, Start-ups. Da ist mittags auch mal Zeit für ein Gespräch", sagt Stefan Heitkämper.
Doch auch Jack’s Kitchen musste sich verändern: Corona, Personalknappheit, steigende Preise. Heitkämper reagierte pragmatisch: Catering, geschlossene Gesellschaften, Events. „Wer glaubt, man kann alles weitermachen wie vorher, der geht unter. Flexibilität ist kein Extra mehr – sie ist die Basis.“

Bühne frei für Vielfalt

Und dann sind da noch die Projekte, die eher aus Idealismus geboren wurden: Kiel Artist (seit 2014) bringt Straßenkunst an die Kiellinie – Clowns, Jongleure, Musiker aus ganz Europa. „Wir wollten, dass Kieler Woche nicht nur Bühne ist, sondern Erlebnis.“ 2024 kommen mit der Secret Stage rund 113 regionale Bands auf fünf Bühnen dazu – von Schilksee bis Innenstadt. „Da macht das Team von Mediendiele das meiste – aber die Idee ist: Wer hier Musik macht, soll auch auftreten können. Ohne Hürden“, sagt der Unternehmer.

Unternehmertum heißt: sich bewegen

Was hält jemanden 30 Jahre lang in einer Branche, in der Wind und Wetter genauso Laune machen wie Finanzämter und Lieferschwierigkeiten? „Das Menschliche“, sagt Heitkämper. „Der Kontakt zum Personal, zu den Gästen. Unsere Kellner und Musiker kommen seit 15 Jahren – das ist fast wie Familie.“
Was er sich für Kiel wünscht? Mehr ökonomische Gelassenheit. „Dass Menschen wieder mutiger konsumieren. Und dass wir als Branche fairer behandelt werden – 12 Prozent Mehrwertsteuer auf Speisen wären sinnvoll.“ Der Rest? Einstellungssache. „Man muss weitermachen. Nicht jammern. Und offen bleiben. Dann geht’s auch wieder aufwärts.“
Stefan Heitkämper wirkt nicht wie jemand, der das Rampenlicht sucht – und vielleicht ist genau das sein Erfolgsrezept. Er baut Orte, an denen andere glänzen können: Musiker, Künstler, Gäste. Ob im Zelt oder in der Küche – er weiß, dass hinter jedem gelungenen Erlebnis ein Konzept steckt. Und ein bisschen Improvisation.
Hier finden Sie den offiziellen Auftritt des Bayernzelts und hier gelangen Sie zum Restaurant Jacks Kitchen.
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