Kiel: Laborgruppe für Analytik

Auf dem Prüfstand

Sie prüfen das Trinkwasser auf Kreuzfahrtschiffen, das Gemüse vom Feld oder die Badestellen in Schleswig-Holstein: Die Expertinnen und Experten der AGROLAB Laborgruppe an den Standorten in Kiel sind erstklassig in der Analytik.
Dass aus einer Dorfschule in Oberhummel eine internationale Gruppe mit 29 Laborstandorten wird, das ahnte Paul Wimmer 1986 vielleicht noch nicht. Heute betreut er alle seine Unternehmen mit Herzblut, reagiert rasch auf Marktveränderungen und Kundenbedürfnisse, ist ansprechbar für alle 2.100 Mitarbeitenden. In Kiel sind gleich zwei Standorte aktiv: Bei der AGROLAB Agrar und Umwelt GmbH sind 140 Mitarbeitende für Umwelt- und Trinkwasseranalytik zuständig. Den größten Kundenstamm bilden die Ingenieurskunden mit Bodenaltlastuntersuchungen, erläutert Standortleiter Dr. Daniel Plaul. „Ist ein Boden schafstofffrei oder muss er teuer entsorgt werden? Sind Bausubstanzen frei von Asbest?“ Sein Kollege Dr. Tim Lubinus leitet das zweite Labor, die AGROLAB LUFA GmbH. Hier befassen sich 240 Mitarbeitende mit Analysen aus dem Bereich Lebens- und Futtermittel. Rohwaren, Zwischenprodukte und Fertigprodukte werden chemisch und mikrobiologisch untersucht, damit im Handel sichere Produkte für die Verbraucher angeboten werden können. „Wir arbeiten mit Produzenten von Lebens- und Futtermitteln zusammen. Wir prüfen, ob alle gesetzlichen oder anderen regulatorischen Anforderungen im gesamten Produktzyklus erfüllt sind, angefangen bei den Rohmaterialien“, erklärt Tim Lubinus. „Wir sind ebenfalls Monitoringlabor für die geprüfte Qualitätssicherung bei frischen Lebensmitteln und Futtermitteln und Landesmessstelle Schleswig-Holstein für radiochemische Untersuchungen.“ Anfragen sind beispielsweise solche zu radiochemischen Analysen bei Pilzen oder zu Importware aus Drittländern.
Unsere Auslastung ist sehr gut. Grundsätzlich wachsen wir in allen Bereichen stark, vor allem im Bereich der Altlasten ist das Wachstum überdurchschnittlich. Auch kann die Veröffentlichung neuer rechtlicher Vorgaben weiteres Wachstum mit sich bringen.

Stephanie Nagorny

Die Fläche von 14.000 m2 in Kiel ist bei diesem Anspruch kaum verwunderlich. Täglich liefern Lkws und Kurierdienste Proben an. Die Analyse durchlaufen bei der LUFA rund 1.300 Proben, bei der Agrar und Umwelt GmbH etwa 1.200 Proben. Tim Lubinus erklärt: „Im klassischen Verlauf liefert unser Kunde das zu prüfende Material. Wir registrieren die Probe im System und buchen den beauftragten Analysebedarf ein. Ein Barcode pro Probe begleitet diese dann durch alle Stationen des Laborprozesses: Verteilung, Vorbereitung, Analytik, Auswertung und Berichterstellung. Zum Abschluss versenden wir den Prüfbericht – nach etwa fünf Tagen.“ Leicht modifiziert ist der Ablauf bei Agrar und Umwelt. „Unsere Probe wird vorab von einem qualifizierten Probennehmer entnommen. Nur dann können am Ende rechtlich belastbare Ergebnisse vorliegen“, sagt Daniel Plaul.
Dass die Standorte für jeden Kundenauftrag die richtige Lösung parat haben, darauf ist Geschäftsführerin Dr. Stephanie Nagorny zurecht stolz: „Unsere Auslastung ist sehr gut. So ist zum Beispiel die Prüfung auf Legionellen das ganze Jahr hindurch stark nachgefragt. Die Pestizidanalytik ist im Frühjahr natürlich ein Dauerbrenner. Grundsätzlich wachsen wir in allen Bereichen stark, vor allem im Bereich der Altlasten ist das Wachstum überdurchschnittlich. Auch kann die Veröffentlichung neuer rechtlicher Vorgaben weiteres Wachstum mit sich bringen.“ Ein aktuelles Beispiel: PFAS, also per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, auch Ewigkeitschemikalien genannt. Sie können sich in Fisch, Fleisch und sonstigen Erzeugnissen daraus oder in Eiern und Milchprodukten anreichern. „Wir rechnen in 2023 mit einer weiterhin zunehmenden Nachfrage zur PFAS-Analytik, da wir neue Regulatorien auf EU-Ebene erwarten“, sagt Tim Lubinus.
Chemielaboranten, Chemikerinnen, Biologielaboranten, Lebensmitteltechniker, Agrarwissenschaftlerinnen und Ökotrophologen, Quereinsteiger und administratives Personal sorgen für reibungslose Abläufe. 35 Auszubildenden stellen regelmäßig unsere zukünftigen Fachleute mit sehr guten Aufstiegschancen.  „Jährlich bilden wir in Kiel etwa 15 Chemielaboranten oder Chemielaborjungwerker aus und begleiten sie durch ein mehrstufiges System in allen schulischen, berufspraktischen und privaten Belangen“, sagt Stephanie Nagorny. Dafür stünden Kollegen als Coaches in allen Abteilungen bereit. Die Betreuung sei dadurch intensiver geworden, räumt Nagorny ein. „Das mag an etwas weniger Selbstständigkeit bei den Azubis liegen, aber auch an dem expliziten Wunsch nach enger Betreuung.“
Das bestätigt auch Jan Niclas Neuner, Talent Acquisition Specialist für den norddeutschen Raum bei AGROLAB. „Einstellungs- und Onboardingprozesse begleitet das Recruiting durchgehend“, sagt Neuner. „Wir unterstützen auch, wenn jemand national oder international standortübergreifend wechseln möchte. Und Quereinsteiger begrüßen wir ausdrücklich, denn erst bei der gemeinsamen Arbeit kann man einschätzen, wie sich die Person spezifisch im Unternehmen weiterentwickeln kann.“ Stephanie Nagorny ist sicher, dass aber vor allem die Ausbildung bei AGROLAB noch attraktiver wäre, würden ihre Auszubildenden nicht wöchentlich nach Lübeck zur Berufsschule pendeln müssen. „Da wir durch die reine Anzahl an Azubis schon eine ganze Klasse stellen, wünschen wir uns, mit der Stadt und der Berufsschule auszuhandeln, eine Zweigstelle der Berufsschule in Kiel zu eröffnen.“
Veröffentlicht Juni 2023