Kieler Nanolabor

Ideen im Reinraum realisieren

Der Reinraum des Kieler Nanolabors bietet eine erstklassige Ausstattung für die Nanoforschung der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Für die Entwicklung neuer Materialien werden die Anlagen auch von externen Unternehmen genutzt - einige davon sind selbst aus der Universität hervorgegangen.
Neuartige Solartechnik, empfindliche Magnetfeldsensoren oder medizinische Implantate - vielfältig ist die Bandbreite der auf Nanostrukturen beruhenden Anwendungen, die in dem 300 Quadratmeter großen Reinraum bereits entstanden sind.
Das Herzstück des Kompetenzzentrums Nanosystemtechnik an der CAU ist mit modernsten Geräten der Dünnschicht- und Ätztechnik sowie Lithografie ausgestattet. In der Industrie unterliegen Nutzung und Arbeitsprozesse solcher Speziallabore mit fast staubfreier Luft strengen Vorgaben. In Reinräumen an Universitäten sind die Bedingungen flexibler - etwa um neue Materialien zu entwickeln und experimentell zu testen.
Zum Nutzerkreis gehört auch die Acquandas GmbH. Das von CAU-Absolvent Dr. Rodrigo Lima de Miranda gegründete Unternehmen erstellt metallische Dünnschicht-Komponenten für Hersteller von Medizinprodukten, aber auch für Industrieanwendungen im Automobilbereich oder in der Mikrofluidik.
Für das zugrunde liegende mikrosystemtechnische Verfahren, das Lima de Miranda aus seiner Doktorarbeit weiterentwickelt hat, nutzt seine Firma den Reinraum des Kieler Nanolabors. "Der Schritt von der Wissenschaft in die Wirtschaft war durchaus herausfordernd. Aber es ist toll, eigene Ideen zu realisieren und so neue Technologien industriell verfügbar zu machen", so der Geschäftsführer.
Know-how für Fachkräfte
Das Fachpersonal des Kompetenzzentrums berät und unterstützt Unternehmen bei ihrer Tätigkeit im Reinraum oder führt selbst Arbeiten durch. Als universitäre Einrichtung arbeitet es nicht gewinnorientiert. Gefördert wird das Zentrum von der EU sowie vom Bund und vom Land Schleswig-Holstein aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung.
"Förderungen wie diese stärken den Forschungs- und Industriestandort Schleswig-Holstein. Denn nicht zuletzt bilden wir hier hochqualifizierte Fachkräfte aus", sagt Eckhard Quandt, Leiter des Kompetenzzentrums und Professor für Anorganische Funktionsmaterialien an der CAU.
Dieses Know-how kommt auch der Phi-Stone AG zugute. Entstanden aus Forschungsergebnissen am Institut für Materialwissenschaft der CAU, erstellt sie neue Wirkstoffe und Polymerkomposite, zum Beispiel für die Medizintechnik oder maritime Beschichtungen.
Viele der dort Beschäftigten haben ihre Qualifikation im Kompetenzzentrum erworben. "Aus aktuellen Forschungserkenntnissen und den Bedarfen unserer Partner in der Wirtschaft entwickeln wir gemeinsam Strategien", sagt der technische Geschäftsführer Ingo Paulowicz. Dadurch hätten sich schon viele neue Impulse für die Grundlagenforschung ergeben. "So profitieren beide Seiten vom Technologietransfer."
Die Professor Dr. Werner Petersen-Stiftung bewertete diese Beispiele als erfolgreiche Transferaktivitäten rund um die Kieler Nanoforschung: Ihre beiden Innovations-Transfer-Preise 2018 verlieh sie an Kooperationsprojekte der CAU mit den Firmen Acquandas und Phi-Stone.
Julia Siekmann
Veröffentlicht am 4. Dezember 2018