6 min
Lesezeit
"Gesundheit ist ein individueller Weg"
Motiviert, ein Teamplayer und emotional: So beschreibt sich der Kieler Unternehmer Malte Gertenbach, Geschäftsführer von FIT GmbH & Co. KG. Der 42-jährige Vater von zwei Kindern gründete 2011, direkt nach seinem Sportwissenschaftsstudium – heute hat er eine vielseitige Unternehmensgruppe aufgebaut und priorisiert seine eigene Kraft und Ausdauer für ein neues Jahr in der Fitnessbranche.
© Adina Merkel
Herr Gertenbach, Sie sind unter anderem Geschäftsführer von FIT, einem Unternehmen, das sich auf funktionelles Training und Gesundheitsförderung spezialisiert hat. Wir haben jetzt Januar, die Zeit der guten Vorsätze. Spüren Sie gerade den Neujahrsboom in Ihrer Branche?
Absolut, wir merken den Ansturm gerade im letzten und ersten Quartal des Jahres sehr deutlich – oft durch Firmenfitnessangebote, aber auch durch viele Einzelanfragen. Die Menschen haben gute Vorsätze und stecken sich häufig ambitionierte Ziele. Unsere Aufgabe ist es dann, diese Motivation in langfristige Gewohnheiten zu überführen. Dabei raten wir unseren Kunden, sich realistische Ziele zu setzen, etwa zweimal pro Woche zu trainieren, anstatt gleich mit vier Einheiten zu starten. Wichtig ist, dass Fitness als langfristiger Bestandteil des Lebens betrachtet wird. Man wird schließlich nicht zwischen Weihnachten und Neujahr unfit, sondern zwischen Neujahr und Weihnachten! Hier setzen wir an und unterstützen unsere Kunden, ihre Gesundheit nachhaltig zu stärken.
Zurück zu Ihnen: Wie hat Ihre Reise in der Fitnessbranche eigentlich begonnen?
Meine Intention war, Personal Training in einer modernen, individuellen Weise anzubieten und es gleichzeitig für einen größeren Kundenkreis zugänglich zu machen. Personal Training ist ein Luxusgut, und wenn man sich nur auf diejenigen begrenzt, die mehrere hundert Euro monatlich in ihre Fitness investieren können, ist die Zielgruppe sehr klein. Meine Idee war, Personal Training in einer Kleingruppe zu organisieren. Mit einem leichten Schuss Naivität habe ich dann einfach losgelegt, mir das nötige Budget organisiert – meine Eltern, beide Lehrkräfte, haben damals für mich gebürgt – und das erste Unternehmen in der Kieler Kehdenstraße gegründet.
FIT hat sich seitdem stark weiterentwickelt. Können Sie mir einen Überblick geben?
FIT ist über die Jahre gewachsen. Heute sind wir ein Team von 25 Personen, alle mit einem Hintergrund in der Sportwissenschaft. Neben funktionellem Kleingruppentraining bieten wir Ernährungs- und Lifestyleberatung, Coaching, Neuroathletik und betriebliche Gesundheitsförderung an. Wir haben Standorte im Wissenschaftspark Kiel, in Altenholz und betreiben seit 2018 die Athletenschmiede im Altenholzer Leistungszentrum.
Neben Ihren FIT-Standorten haben Sie auch eine Sporteventagentur gegründet. Was steckt dahinter?
Ja, 2020 habe ich mit zwei Mitgesellschaftern die Sporteventagentur Teamplay Sports gegründet. Wir organisieren Handballcamps für Kinder und Jugendliche und sind mit rund 150 Events pro Jahr Marktführer im deutschsprachigen Raum. Außerdem sind wir offizieller Veranstalter des THW Kiel Handballcamps, was für uns im Marketing natürlich ein großer Vorteil ist. Unsere Events machen nicht nur Spaß, sondern bieten den Teilnehmenden auch qualitativ hochwertige sportliche Betreuung. Ein Kernprodukt für Unternehmen ist zum Beispiel die Team Challenge. Das ist ein Format, das an „Schlag den Raab“ erinnert – nur für Teams. Zwei Mannschaften treten in sportlichen Wettkämpfen gegeneinander an. Solche Events finden in der Halle des THW Kiel statt und verbinden Teambuilding mit Spaß und sportlicher Aktivität.
Und damit nicht genug…Hotelier sind Sie mittlerweile auch?
Das ist richtig, wir haben 2024 das Hotel Athletik mit Teamplay Sports übernommen, wo wir Räume für Tagungen, Teambuildings und Workshops anbieten – oft in Kombination mit sportlichen Events wie unserer Team Challenge. Mittlerweile gehören alle Unternehmenszweige zusammen, wobei ich unser Leistungszentrum gerne als Anker bezeichne.
Ihre Zielgruppe ist entsprechend sehr divers. Wen sprechen Sie primär mit Ihren Fitness-Angeboten an?
Wir haben unsere Zielgruppe einmal mit einer Marketingagentur definiert: Es sind die sogenannten „In-der-zweiten-Hälfte-Ankommer“. Typische FIT-Kunden sind um die 40, berufstätig und möchten sich wieder mehr um ihre Gesundheit kümmern, haben aber wenig Zeit. Mit zwei kompakten 30-minütigen Trainingseinheiten pro Woche lassen sich bei uns großartige Ergebnisse erzielen. Unser ältester Kunde ist 85 und trainiert gezielt, um seinen Alltag besser zu bewältigen. Gleichzeitig betreuen wir Sportler aus der dritten Bundesliga, Reiter, Segler und natürlich Handballer. Der Großteil unserer Mitglieder sind jedoch Menschen, die keine Zeit oder Lust haben, sich über die Zusammenstellung ihres Trainings Gedanken zu machen – das übernehmen wir für sie.
© Adina Merkel
Sie bieten auch spezielle Trainings für aktuelle Trends an. Welche stehen bei Ihnen im Fokus?
Hyrox ist ein Trend, den wir intensiv bedienen. Es kombiniert funktionelle Workouts mit Laufeinheiten und hat sich deutschlandweit als Wettkampfform etabliert. Viele unserer Mitglieder trainieren gezielt für Hyrox-Wettkämpfe, sei es alleine oder in Teams. Daneben bieten wir Programme wie Strongman-Training oder Lift and Run an, die auf Kraft, Ausdauer und funktionelle Fitness abzielen. Diese Formate sprechen vor allem Menschen an, die in ihrer körperlichen Entwicklung neue Herausforderungen suchen. Besonders Hyrox hat sich inzwischen als ernsthafte Konkurrenz zu Volksläufen positioniert, die ja hierzulande sehr populär sind. Es ist beeindruckend zu sehen, wie Menschen jeden Alters durch gezieltes Training in solchen Disziplinen aufblühen – einer unserer Kunden, Mitte 60, ist beispielsweise Dritter in seiner Altersklasse bei einem Hyrox-Wettkampf geworden.
Wie motivieren Sie Ihre Kunden, am Ball zu bleiben?
Motivation ist entscheidend. Unsere Aufgabe ist es, Fortschritte sichtbar zu machen, sei es durch verbesserte Kraft, Stabilität oder Veränderungen in der Körperzusammensetzung. Funktionelles Training zeigt oft schon nach wenigen Einheiten spürbare Ergebnisse, etwa einen stabileren Ausfallschritt oder eine bessere Ausführung des Unterarmstützes. Solche Fortschritte zu messen und zu feiern, motiviert unsere Kunden.
Welche Herausforderungen sehen Sie aktuell in der Fitnessbranche?
Die Pandemie war ein harter Einschnitt, aber seit 2023 haben wir uns gut erholt. Die Differenzierung der Leistung für den Kunden ist derzeit die größte Herausforderung. Discount-Studios verkaufen oft keine echte Dienstleistung, sondern das Gefühl, Teil eines Fitnessstudios zu sein – unabhängig davon, ob der Kunde tatsächlich trainiert. Uns geht es darum, echte Mehrwerte zu schaffen, was im höherpreisigen Segment eine klare Kommunikation und viel Engagement erfordert. Gleichzeitig sehen wir Firmenfitness-Anbieter als Fluch und Segen. Sie steigern die Nachfrage, machen aber die betriebswirtschaftliche Planung durch ihre Besuchsvergütung herausfordernder.

Wenn Sie sich selbst in drei Worten beschreiben müssten, welche wären das?
Ich beschreibe mich als emotional, motiviert, und als Teamplayer. Alleine könnte ich diesen Beruf nicht machen. Es freut mich sehr, ein Team zu haben, das seit vielen Jahren zusammenhält, nicht aus monetären Überlegungen, sondern weil es Spaß macht und wir für unsere Kunden etwas bewegen können.
Und starten Sie auch mit guten Vorsätzen ins neue Jahr?
2024 war ein sehr intensives Jahr, unter anderem mit der Eröffnung des Standorts im Wissenschaftspark und der Übernahme des Hotels. Für 2025 habe ich mir vorgenommen, mir selbst und meiner Gesundheit wieder mehr Priorität zu geben, meine eigene Fitness zu fokussieren und persönliche Freiräume zu schaffen.
Abschließend: Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Freude?
Die Fitnessbranche ist keine, in der man reich wird, sondern eine, in die man aus Überzeugung einsteigt. Mein Beruf ist enorm sinnstiftend. Es macht mich stolz, mit meinem Team hochwertige Dienstleistungen anzubieten, die Menschen fitter, gesünder und glücklicher machen. Und wenn wir dabei alle einen guten Job machen, entwickeln wir uns selbst und unsere Möglichkeiten weiter.
Interview: Julia Romanowski
Veröffentlicht: Januar 2025
Kontakt

Julia Romanowski