Attraktive Arbeitgeber

Erfolgsrezept Weiterbildung

Neues Know-how in den Betrieb bringen und Fachkräfte langfristig halten: Mit der Weiterbildung des Personals können Unternehmen ihre Attraktivität als Arbeitgeber gleich doppelt steigern. Zwei Erfolgsbeispiele aus Schleswig-Holstein.
Tagsüber in Vollzeit arbeiten, abends an Vorlesungen teilnehmen und am Wochenende lernen – trotz eines noch frischen Berufsabschlusses hat Laura Maschmann dieses Pensum zwei Jahre durchgezogen. Den Entschluss, sich zur Personalfachkauffrau weiterzubilden, hatte die 22-Jährige schon während ihrer Ausbildung zur Kauffrau im Gesundheitswesen bei der Segeberger Kliniken GmbH, die sie 2020 mit Bestnote abschloss, gefasst. „Ich wollte nicht nur einen Berufsabschluss in der Tasche haben, sondern mir weitere Chancen und Arbeitsbereiche erarbeiten“, sagt Maschmann. Auch den Weg in die Personalabteilung des großen Klinikums habe sie bewusst gewählt: „Dort sind die Aufstiegsmöglichkeiten recht vielfältig, es gibt viele Optionen. Ich möchte langfristig zur Personalreferentin aufsteigen.“ 
Den Grundstein dazu hat sie mit der zweijährigen Weiterbildung gelegt. Auch den Ausbilderschein hat sie im Zuge ihrer Weiterbildung gemacht. Die Weiterbildung zur Personalfachkauffrau ist eine von vielen Karriere- und Fortbildungsmöglichkeiten, die die IHKs im Zuge der höheren Berufsbildung anbieten. Ein Studium sei für sie keine Alternative gewesen: „Ich wollte weiterhin im Beruf bleiben und Erfahrungen sammeln. Ein Studium hätte vermutlich länger gedauert und ich hätte nicht in Vollzeit arbeiten können“, sagt Laura Maschmann. Durch ihre Bestnoten in der Ausbildung konnte die Segebergerin für die Weiterbildung zudem ein IHK-Stipendium in Anspruch nehmen. „Ansonsten hätten mich aber vermutlich die Segeberger Kliniken dabei unterstützt“, so Maschmann.
Seit Sommer 2022 bildet die junge Frau dank des Ausbilderscheins die kaufmännischen Auszubildenden in dem Klinikkonzern aus. Für die Unternehmensgruppe sei sie daher eine Mitarbeiterin mit Vorbildfunktion. „Laura Maschmann hat bei uns gelernt und gibt ihr Wissen nun an unsere Azubis weiter. Das ist für uns optimal und auch im Azubi-Marketing eine schöne Botschaft an künftige Fachkräfte, dass bei uns alle Türen offen stehen. Damit werben wir auch aktiv auf Social Media“, sagt Lea Petzold von der Unternehmenskommunikation. Auch aus diesem Grunde seien Weiterbildungen eine Win-win-Situation für beide Seiten. 
Raus aus dem Alltag und drei Wochen neue Impulse und Perspektiven für die eigenen Arbeitsprojekte gewinnen: Marie Pohl zog es zur Weiterbildung an die Themse. In England besuchte die Mediengestalterin für Bild und Ton drei Wochen lang eine Summer School an der University of the Arts London. Pohl hat ihre Ausbildung 2021 bei der Forward Filmproduktion GmbH & Co. KG in Sörup im Kreis Schleswig-Flensburg abgeschlossen und wurde danach direkt übernommen. Auch für sie war klar, dass sie nach ihrer Berufsausbildung weitere Erfahrungen sammeln will. „Für mich ist es wichtig, meine Kenntnisse weiter auszuformen und mich zu spezialisieren. Fortbildungen gehören im schnelllebigen Medienbereich einfach dazu“, sagt die 22-Jährige.
Nach ihrer sehr guten Ausbildung bekam die Landesbeste ebenfalls Unterstützung. „Kurz nach meinem Abschluss erhielt ich die Info, dass ich mich bei der IHK um ein Weiterbildungsstipendium bewerben kann. Das war eine tolle Chance.“ Wenig später bekam Pohl von der IHK die Zusage für die „Begabtenförderung berufliche Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Das Stipendium deckt die Kosten für passende Weiterbildungen zur Förderung junger, leistungsstarker Absolventen einer dualen Berufsausbildung.
Nach kurzer Recherche fand sie in London einen Kurs zu den Themen Zeichentrick und Animation. „Seit der Coronapandemie sind 3-D-Animationsfilme im Business- to-Business-Bereich stark nachgefragt, daher passt die Spezialisierung sehr gut ins aktuelle Portfolio unserer Forward Filmproduktion“, sagt Marie Pohl. Neben der fachlichen Vertiefung konnte sie auch vom Austausch im Kurs profitieren: „Von Kursteilnehmerinnen aus den USA und China habe ich Einblicke in die Arbeitsweisen großer Studios wie Disney und asiatischer Mangaproduktionen gewonnen. Das war für mich extrem wertvoll. Ich habe für meine tägliche Arbeit neue Ansätze kennengelernt“, berichtet sie. Auch ihr Arbeitgeber, der sie für die drei Wochen freigestellt hat, wisse das zu schätzen. Dankbar sei sie auch der IHK Flensburg für die Kostenübernahme von rund 4.000 Euro und die Unterstützung. „Sowohl bei der Bewerbung als auch vor Ort in London konnte ich mich jederzeit an den IHK-Berater wenden.“ 
Benjamin Tietjen