Strompreise

Staatsanteil belastet Betriebe

Viele Stromversorger haben zum Jahresbeginn ihre Preise angepasst. Der durchschnittliche Strompreis in Deutschland lag 2018 für Haushalte und kleine Gewerbe bei 29,44 Cent pro Kilowattstunde. Für 2019 ist damit zu rechnen, dass die Schwelle von 30 Cent/kWh überschritten wird.
Gründe dafür sind weniger die Erzeugung oder der Vertrieb, sondern staatlich induzierte Umlagen, Abgaben und Steuern. Den derzeit größten Anteil bei den Umlagen hat die EEG-Umlage mit 6,79 Cent/kWh. Diese wird 2019 allerdings leicht auf 6,41 Cent/kWh sinken.
Anders sieht es bei Netzentgelten aus: Diese werden insbesondere im Norden deutlich zunehmen, in Schleswig-Holstein und Hamburg um zwölf Prozent, in erster Linie durch Redispatch-Maßnahmen, mit denen Transportengpässe im Stromnetz behoben werden.
Ein weiterer Treiber ist der Netzausbau, der sich erst in den kommenden Jahren senkend auf den Strompreis auswirken wird. 2019 wird erstmals eine sogenannte Offshore-Netzumlage erhoben, die 0,42 Cent/kWh beträgt.
Mit zunehmendem Ausbau der Netzanbindungen der Offshore-Windparks wird diese Umlage vermutlich weiter steigen. Insgesamt werden 2019 im Bundesdurchschnitt alle staatlich induzierten Strompreisbestandteile mit 16,37 Cent/kWh einen neuen Höchststand erreichen. Dies entspricht einem durchschnittlichen Strompreisanteil von rund 54 Prozent.
Hinzu kommt, dass auch die Großhandelspreise für Strom in den letzten Monaten deutlich gestiegen sind: So lagen die Spotmarktpreise an der Leipziger Strombörse Anfang 2018 noch bei knapp mehr als 30 Euro pro Megawattstunde (drei Cent/kWh), nun sind sie auf rund 50 Euro/MWh (fünf Cent/ kWh) gestiegen. Treiber sind vor allem die gestiegenen Preise für CO2-Emissionszertifikate, die sich 2018 von knapp mehr als fünf Euro pro Tonne auf rund 20 Euro pro Tonne erhöht haben.
Wirtschaft entlasten
Der Anstieg der Preise an den Spotmärkten belastet gerade die energieintensiven und gewerblichen Abnehmer. Auch nach Abzug der Erleichterungen bei Umlagen, Netzentgelten und der Stromsteuer wird der Strombezugspreis für Großabnehmer 2019 voraussichtlich einen neuen Höchststand erreichen und sich bei mehr als zehn Cent/kWh einpendeln. Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie wird sich daher wohl weiter verschlechtern.
Die hohen Strompreise in Deutschland sind für die Unternehmen seit Jahren eine steigende Belastung. Die IHK Schleswig-Holstein fordert daher eine Absenkung der Stromsteuer, einen forcierten Netzausbau und eine verstärkte Sektorkopplung.
Ob diese Maßnahmen greifen, wird sich zeigen: Aktuelle Studien deuten darauf hin, dass sich bei einem schnellen Braunkohleausstieg der Strompreisanstieg weiter anheizen würde. Unternehmen können auch selbst aktiv werden: Mit Energiesparmaßnahmen lassen sich steigende Strompreise zumindest teilweise kompensieren.
Die IHKs unterstützen ihre Mitgliedsunternehmen daher weiterhin bei der Verbesserung der Energieeffizienz, der Informationsvermittlung zu Energieaudits und Energiemanagementsystemen und helfen bei der Initiierung von Energieeffizienznetzwerken.
Dr. Klaus Thoms
Veröffentlicht am 5. Februar 2019