Synthetische Kraftstoffe

Retter der Verbrenner?

Sie werden als große Hoffnung für die Zukunft der Verbrennertechnologie gehandelt: Synfuels, häufig auch als E-Fuels bezeichnet, sind synthetische Kraftstoffe, hergestellt über ein chemisches Verfahren aus Wasserstoff und CO2. Ist die Zuversicht berechtigt?
Weitgehend klimaneutral sind synthetische Kraftstoffe nur dann, wenn der Strom zur Herstellung des Wasserstoffs aus erneuerbaren Quellen stammt und das CO2 direkt aus der Umgebungsluft entnommen wird oder aus biogenen Quellen stammt. Diese Verfahren der strombasierten Kraftstoffe werden auch oft als Power-to-X (PtX) oder Power-to-Liquid (PtL) bezeichnet. Ein großer Vorteil der Synfuels ist, dass sie sich wie Benzin oder Diesel tanken lassen. Autohersteller und Autofahrer müssten sich also fast nicht umstellen. Auch die Tankstelleninfrastruktur wäre weiterhin nutzbar.
Kostendegressionen
Dagegen spricht, dass die Herstellung von Synfuels derzeit zehnmal teurer ist als die Produktion von Diesel. Zudem werden für Synfuels große Mengen an (grünem) Strom benötigt. Der direkte Einsatz von Grünstrom in einem E-Auto ist deutlich effizienter. So bringt ein E-Auto rund 70 Prozent des Stroms auf die Straße. Ein vergleichbares Auto mit E-Fuels käme auf 13 Prozent. Die Fachwelt räumt Synfuels dennoch auf längere Sicht große Chancen ein. Dafür spricht deren weitgehende Klimaneutralität und dass für den Schwerlast- und Flugverkehr auf absehbare Zeit keine praxistauglichen elektrischen Antriebstechnologien zur Verfügung stehen. Auch werden sich bei der Herstellung von Synfuels deutliche Kostendegressionen ergeben. Neben Skaleneffekten durch die Weiterentwicklung der Prozesstechnologien wird es darauf ankommen, die Stromgestehungskosten deutlich zu senken.
Experten sehen daher große Potenziale für die Herstellung von E-Fuels in Regionen mit einem großen Angebot an Sonnenenergie, wie etwa in Wüstengebieten. Es wird kalkuliert, dass Synfuels dort für rund einen Euro pro Liter produziert werden können. Das ist dann zwar immer noch fast doppelt so teuer wie normaler Dieselkraftstoff. Durch eine fortschreitende CO2-Besteuerung von fossilen Kraftstoffen werden Synfuels aber relativ rasch die Schwelle zur Wettbewerbsfähigkeit überspringen.
Dr. Klaus Thoms
Veröffentlicht am 27. Januar 2021