Ein Rezept für die Zukunft
Isabelle Junge bringt als Nachhaltigkeitskoordinatorin neue Impulse ins Familienunternehmen Junge Die Bäckerei. Im Interview berichtet sie, was sie antreibt und wie sich der Lübecker Lebensmittelhersteller mit künstlicher Intelligenz, Klimawald und Lebensmittelrettung nachhaltig für die kommenden Jahre aufstellt.

Frau Junge, Sie sind 2021 ins Familienunternehmen eingestiegen. Wie kam es dazu, dass Sie sich dort um Nachhaltigkeit kümmern?
Ich habe mich im Studium auf das Thema Nachhaltigkeit fokussiert und währenddessen die Nachhaltigkeitsabteilung des Konzerns Beiersdorf kennengelernt. Das fand ich sehr spannend. Gleichzeitig hat es mich gereizt, mein Wissen in unser Familienunternehmen einzubringen, und bin als Nachhaltigkeitskoordinatorin bei Junge Die Bäckerei gestartet. Nach einem Jahr in unserem Unternehmen habe ich parallel zu meiner Tätigkeit noch einen MBA in Nachhaltigkeitsmanagement abgeschlossen und mich weiter spezialisiert.
Wie war es zum Zeitpunkt Ihres Firmeneintritts um das Thema Nachhaltigkeit im Betrieb bestellt?
Wir hatten bereits zuvor eine Nachhaltigkeitskoordination. Auch für meinen Vater, Axel Junge, war das Thema Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahrzehnten immer schon präsent – auch wenn es früher vielleicht anders genannt wurde. Zum Beispiel, dass man das Unternehmen gut für die nächste Generation aufstellt und langfristig denkt. Das ist vor allem für uns als energieintensives Unternehmen mit vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wichtig. Auch die ISO-50001-Zertifizierung hatte unser Betrieb bereits durch laufen, noch bevor in anderen Betrieben von Nachhaltigkeit gesprochen wurde.
Welche nachhaltigen Maßnahmen setzen Sie bei Junge Die Bäckerei konkret um?
Bei unserer Nachhaltigkeitsstrategie habe ich mich auf die drei Säulen Ökonomie, Ökologie und soziale Nachhaltigkeit fokussiert. Wie jedes Unternehmen haben wir individuelle Themen, aber auch branchentypische Herausforderungen wie die Energiezufuhr für unsere Öfen. Ausgehend von den drei Säulen haben wir das „Rezept für die Zukunft“ konzipiert, bei dem wir alles gleichwertig gewichten und betrachten. Ein wesentlicher Nachhaltigkeitshebel ist für uns die Rettung von Lebensmitteln. Dazu gehören zum Beispiel die BrotRetter-Überraschungstüten mit nicht verkauften, aber hochwertigen Backwaren. Diese können unsere Gäste für weniger als die Hälfte des eigentlichen Betrags online vorbestellen und am nächsten Tag in den Geschäften abholen. Das Angebot wird sehr gut angenommen, pro Jahr verkaufen wir circa 50.000 Tüten. Daneben spenden wir viele weitere Backwaren an die regionalen Tafeln. Den Rest – ein sehr kleiner Teil – verarbeiten wir zu Biogas oder Tierfutter. Der achtsame Umgang mit Backwaren und die Lebensmittelrettung stehen für uns unter ökologischen, ökonomischen und sozialen Aspekten klar im Mittelpunkt.
Gleichzeitig wollen wir einen Überschuss an Lebensmitteln bereits zuvor vermeiden. Dafür setzen wir auf den Einsatz künstlicher Intelligenz und analysieren, an welchen Standorten wir welche Produkte und Mengen genau benötigen. Wir schauen zum Beispiel auf Faktoren wie: Findet ein Großevent in der Nähe eines Geschäfts statt? Wie wird das Wetter an dem Tag? Wie viele Menschen sind in der Nähe? Anhand dieser und weiterer Parameter erstellen wir datenbasierte Prognosen, können passgenau backen und die richtigen Produkte lokal vorhalten.
Gleichzeitig wollen wir einen Überschuss an Lebensmitteln bereits zuvor vermeiden. Dafür setzen wir auf den Einsatz künstlicher Intelligenz und analysieren, an welchen Standorten wir welche Produkte und Mengen genau benötigen. Wir schauen zum Beispiel auf Faktoren wie: Findet ein Großevent in der Nähe eines Geschäfts statt? Wie wird das Wetter an dem Tag? Wie viele Menschen sind in der Nähe? Anhand dieser und weiterer Parameter erstellen wir datenbasierte Prognosen, können passgenau backen und die richtigen Produkte lokal vorhalten.
Als großer Lebensmittelhersteller benötigen Sie viel Energie. Inwiefern spielt das Thema Nachhaltigkeit in Ihrer Produktion eine Rolle?
Gas als Energieträger zu ersetzen, ist eine der großen Herausforderungen der gesamten Lebensmittelbranche. Mit unserem Energiemanagement schauen wir uns alle Zahlen nach Optimierungspotenzial an. Ebenso müssen wir für das Energieaudit ISO-50001 in der Produktion und im Verkauf Ziele zur Energiereduktion identifizieren, diese einhalten und verbessern. Energie ist für ein Unternehmen unserer Größe eine komplexe Herausforderung, die wir mit verschiedenen Maßnahmen angehen. So engagieren wir uns mit weiteren Unternehmen wie die H. & J. Brüggen KG im Projekt „Lübecker Reste“ der Technischen Hochschule Lübeck. Dort analysieren wir, wie wir biogene Abfall- und Reststoffe für eine gemeinsame und regionale Energieversorgung nutzen können, beispielsweise durch Biogasanlagen. Außerdem nutzen wir an einigen Produktionsstandorten die Abwärme aus den Öfen unter anderem für Kistenwaschanlagen. In unserer Unternehmenszentrale haben wir eine große Photovoltaikanlage auf dem Dach. Eine weitere großflächige Anlage ist für die Produktion in Lübeck-Roggenhorst geplant. Außerdem rüsten wir jetzt immer mehr Geschäfte mit größeren Dachflächen für die Energieversorgung aus.
Nachhaltigkeit ist für Sie auch ein gesellschaftliches Thema. Was meinen Sie damit und was passiert da bei Junge Die Bäckerei?
Als Familienunternehmen mit über 125-jähriger Geschichte wollen wir der Region und der Natur etwas zurückgeben. Daher haben wir 2024 den sogenannten Junge wald begründet. Auf einer sieben Hektar großen Fläche zwischen Hamburg und Berlin werden wir in den kommenden 20 Jahren rund 20.000 Bäume pflanzen. Diese Klimawaldpatenschaft ist ein Herzensprojekt von mir, da wir neben dem Klimaschutz auch die Biodiversität und Resilienz des Waldes in Norddeutschland stärken. Das Einpflanzen der Bäume machen wir teilweise auch mit Schulklassen, um bei jungen Menschen ein Klimabewusstsein zu schaffen.
In puncto sozialer Nachhaltigkeit engagieren wir uns als Sponsor im Kinder- und Jugendvereinssport und für viele andere Themen in der Region. Außerdem fördern wir mit unserer Familie Junge Stiftung gemeinnützige und mildtätige Projekte.
In unserem Unternehmen schulen wir unsere Azubis mit Weiterbildungen zum Thema Nachhaltigkeit. Sie lernen dabei zum Beispiel, was nachhaltige Verpackungen sind, und entwickeln Ideen für nachhaltige Arbeitsplätze. Ebenso gibt es bei uns Nachhaltigkeitsbotschafter in den Geschäften und in der Produktion. Mit diesem Programm wollen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter involvieren.
In puncto sozialer Nachhaltigkeit engagieren wir uns als Sponsor im Kinder- und Jugendvereinssport und für viele andere Themen in der Region. Außerdem fördern wir mit unserer Familie Junge Stiftung gemeinnützige und mildtätige Projekte.
In unserem Unternehmen schulen wir unsere Azubis mit Weiterbildungen zum Thema Nachhaltigkeit. Sie lernen dabei zum Beispiel, was nachhaltige Verpackungen sind, und entwickeln Ideen für nachhaltige Arbeitsplätze. Ebenso gibt es bei uns Nachhaltigkeitsbotschafter in den Geschäften und in der Produktion. Mit diesem Programm wollen wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter involvieren.
Interview: Benjamin Tietjen
Veröffentlicht: 28. August 2025
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Benjamin Tietjen