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Smarte Bildsoftware dank künstlicher Intelligenz
Die Lübecker KI-Schmiede Pattern Recognition Company (PRC) hat eine Bildverwaltungssoftware erschaffen, die das Recherchieren in großen Datenbeständen erleichtert. Die besten Fotos werden durch KI automatisch herausgefiltert. Wie das geht, berichtet der Geschäftsführer Professor Dr. Thomas Martinetz im Interview.
Die Gründer und Geschäftsführer der Pattern Recognition Company: Dr. Erhardt Barth und Professor Dr. Thomas Martinetz (rechts)
Was kann Ihre Fotomanagement-Software?
Seit 1999 forschen wir am Institut für Neuro- und Bioinformatik der Universität zu Lübeck an neuronalen Netzen und maschinellem Lernen zur Erkennung von Bildinhalten. Dieses KI-Know-how fließt nun in unsere neueste Version Excire Foto 2025, die riesige digitale Bildermengen analysieren und automatisch verschlagworten kann. Außerdem erkennt sie gleiche Objekte beziehungsweise Gesichter und findet mithilfe der Freitextsuche selbst Stimmungen sowie Szenen und Motive wie „Entspannen am Strand“. Dabei können unästhetische, unscharfe Medien oder Personen mit geschlossenen Augen aussortiert werden.
Warum stellen Sie Ihre Software nicht in die Cloud?
Vielen unserer Kunden, zu denen auch eine Forensik zur Untersuchung krimineller Handlungen zählt, ist Datenschutz sehr wichtig. Sie wollen ein geschlossenes System, in dem sie ihr Bildmaterial extrem sicher und geschützt abspeichern können.
Wer sind Ihre Kunden?
Als wir 2016 die erste Version auf den Markt brachten, waren es vor allem Hobbyfotografen. Heute reicht das Spektrum von Reiseveranstaltern, Energieversorgern, Kommunen und Unternehmen bis hin zu Pflegeheimen und dem Yachtclub von Monaco. Daher haben wir auch eine Office-Version speziell für Firmen entwickelt. Unsere rund 100.000 Kunden kommen zu einer Hälfte aus Deutschland und zur anderen Hälfte aus dem Ausland, vor allem aus den USA.
Deep Seek, das viel diskutierte KI-Produkt aus China, sorgt gerade für Aufsehen bei den US-amerikanischen Marktführern. Ist das nicht auch eine gute Nachricht für Softwarefirmen aus der EU, die bei dieser wichtigsten Zukunftstechnologie den Zug verpasst zu haben schienen?
Die Botschaft lautet: Es gibt keinen Grund aufzugeben, mit guten Ideen und Algorithmen kannst du ebenfalls erfolgreich sein. Allerdings verfügt China im internationalen Vergleich über gigantische Datenmengen zum KI-Training und schert sich kaum um Datensicherheit. Sehr gut kam bei der KI-Community jedoch an, dass der Quelltext von Deep Seek öffentlich ist, man den Chinesen sozusagen unter die Motorhaube blicken kann.
Warum hinkt Deutschland beim Thema KI hinterher?
Deutsche Wissenschaftler müssen sich international nicht verstecken. Ein großes Handicap ist allerdings der Mangel an Risikokapital. Talente gehen dorthin, wo sie unter den besten Rahmenbedingungen forschen und entwickeln können. Ähnlich problematisch ist die Regelungswut: Der European KI Act verlangt zahlreiche neue Nachweise, die es vor allem kleinen Unternehmen schwer machen.
Kritiker beklagen, dass der Technologietransfer zwischen Hochschulen und Unternehmen schlecht funktioniert …
Da wird schon sehr viel gemacht: Es gibt mittlerweile mehr Transferprogramme als Grundlagenforschung. Auch wir waren 2005 eine Ausgründung und unsere Software-Grundversion 2016 ist aus einem Förderprojekt von Bund und Land entstanden. Aufgrund der engen Kooperation zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft und des medizinischen Schwerpunkts an unserer Uni entwickelt sich unsere Stadt gerade zu einem Zentrum für KI in der Medizin.
Interview: Dr. Jörn Arfs
Veröffentlicht: 2. April 2025
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Benjamin Tietjen