Sparringspartner für den digitalen Wandel

Mit kostenlosen Angeboten unterstützt der EDIH.SH Unternehmen beim digitalen Wandel. Im Interview berichten die EDIH.SH-Leiterin Regine Schlicht und der Unternehmer Jonathan Ebken von zwei erfolgreich umgesetzten Praxisprojekten und davon, wie Betriebe profitieren können.
Was ist der EDIH.SH und was bietet er Unternehmen?
Regine Schlicht: Der EDIH.SH ist Teil des Netzwerks European Digital Innovation Hubs. Wir unterstützen Unternehmen und Verwaltungen bei der digitalen Transformation. Dabei werden wir zur Hälfte von der EU, zur anderen Hälfte vom Wirtschaftsministerium Schleswig- Holstein gefördert. Aufgrund dieser Förderstruktur ist unser Service für Unternehmen und Verwaltungen kostenlos. Unser Konsortium besteht aus den Hochschulen in Kiel und Lübeck sowie der Investitionsbank Schleswig- Holstein. Konkret bringen wir digitale Impulse in die Betriebe, bieten Qualifizierungsmaßnahmen an und realisieren gemeinsam Projekte. Dabei gehen unsere Expertinnen und Experten direkt in die Unternehmen und ermitteln die Bedarfe und Potenziale vor Ort. Das ist eine Win-win-Situation: Einerseits können wir den Unternehmen helfen, andererseits fließt das Wissen um die Bedarfe der Wirtschaft direkt in die Hochschulen und die Lehre.
Warum tun sich immer noch viele Betriebe bei der Digitalisierung schwer?
Schlicht: Häufig sagen Unternehmen, dass sie wegen des Tagesgeschäfts keine Zeit haben. Gleichzeitig erkennen aber viele, dass sie mit der Automatisierung Zeit sparen können, aber scheuen den anfänglichen Zeitinvest. Einige assoziieren Hochschulen auch immer noch mit dem Elfenbeinturm. Auch deswegen arbeiten wir viel mit der IHK und anderen Kammern sowie Wirtschaftsförderungen zusammen – der Praxisbezug steht bei uns immer im Vordergrund.
Herr Ebken, die Meifort GmbH & Co. KG hat mit dem EDIH.SH gleich zwei Projekte umgesetzt. Worum ging es dabei?
Jonathan Ebken: Wir sind ein klassischer Mittelstandsbetrieb mit Fokus auf dem Vertrieb von Landtechnik und den dazugehörigen Servicekomponenten. Vor drei Jahren haben wir Elektrofahrzeuge in unsere Fahrzeugflotte aufgenommen und die dazugehörige Ladeinfrastruktur an unseren fünf Standorten aufgebaut. Allerdings war die Erfassung der exakten Ladekosten ein Problem: Durch verschiedene Datenquellen und unhandliche Dateiformate konnten wir den jeweiligen Fahrzeugen die exakten Kosten nur schwer zuordnen. Das war ein erheblicher Personalaufwand für eine komplexe Aufgabe mit hoher Fehleranfälligkeit. Daher waren wir auf der Suche nach einer praxisnahen Lösung. Der EDIH.SH hat uns dann bei der Einführung eines Softwareroboters beziehungsweise eines Robotic Process Automation Bots (RPA) unterstützt. Der Bot kann die Datenquellen und Formate zusammenführen und automatisch verarbeiten. So konnten wir den Personaleinsatz einsparen und mussten uns nicht selbst in die RPA-Technologie einarbeiten. Das hat uns sehr geholfen, auch weil die Zusammenarbeit mit dem EDIH.SH sehr unkompliziert und niedrigschwellig war.
Worum ging es bei dem zweiten Projekt?
Ebken: Wir setzen uns stark mit der digitalen Transformation auseinander und investieren in viele verschiedene Projekte. Dabei darf das Thema Cybersecurity nicht zu kurz kommen. Im Fokus steht dabei besonders das Sensibilisieren des Personals für Cyberattacken. Daher haben wir mit dem EDIH.SH eine Phishing-Attacke simuliert und eine gefakte E-Mail an unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesendet. In der Mail haben wir vorgetäuscht, dass ein Lieferant ein neues Passwort fürs Onlineportal verlangt – natürlich mit der Aufforderung, einen Link zu öffnen. Kurze Zeit später kamen die ersten Mitarbeiter mit skeptischen Gesichtern in mein Büro. Tatsächlich haben nur sehr wenige unserer Mitarbeiter auf diesen Link geklickt. Das hat uns natürlich positiv überrascht.
HL4_Interview EDIH SH_Regine Schlicht
Regine Schlicht leitet den EDIH.SH und begleitet Unternehmen bei der digitalen Tranformation. © EDIH.SH
Warum sind Sensibilisierungsmaßnahmen so wichtig?
Schlicht: Neben einer guten IT-Sicherheitsstruktur sind regelmäßige Awareness-Schulungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter elementar. Gerade Phishing-Angriffe sind häufig Einfallstore in die IT-Struktur von Unternehmen. Bei einem ähnlichen Test in einem anderen Unternehmen haben 75 Prozent der Belegschaft den vermeintlich schadhaften Link geöffnet. Dort haben wir im Nachgang eine Schulung zu IT-Gefahren durchgeführt. Die Sensibilisierung der Mitarbeiter bleibt ein wichtiges Instrument der Cybersicherheit – zumal es ständig neue Arten von Cyberattacken gibt. Auch hier können wir schnell und unkompliziert Erfolgserlebnisse vermitteln.
Interview: Benjamin Tietjen
Veröffentlicht: 25. März 2025
Digitalangebote des EDIH.SH für Unternehmen

Prozesse automatisieren
Im Fokus stehen das Analysieren bestehender Abläufe, das Identifizieren von Optimierungspotenzialen und das Aufzeigen sowie Umsetzen von Möglichkeiten der Automatisierung.

Phishing-Simulation und Awareness
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt für Cyberbedrohungen sensibilisieren: Gezielte Phishing-Simulationen und Awareness-Trainings helfen Unternehmen, Sicherheitslücken zu identifizieren und das Bewusstsein für IT-Sicherheit zu stärken.

Technologie- und Innovationsprojekte
Individuelle Unterstützung bei Technologieprojekten – von Sensorik bis hin zu künstlicher Intelligenz. Ob erste Ideen, Machbarkeitsstudien oder eine prototypische Umsetzung: Der EDIH.SH hilft Unternehmen, technologische Herausforderungen lösungsorientiert anzugehen.