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Weit mehr als Buchhaltung
Digitale Finanzprozesse verwandeln Papierberge in Datenmengen, sorgen für mehr Effizienz und Sicherheit - und bieten viel Potenzial für den Mittelstand. Das IHK-Magazin hat mit drei Dienstleistern über Trends in der Branche gesprochen.
Axel Rebien, CEO von Serrala
Digitale Finanzprozesse: Mehr Effizienz im Mittelstand
“Die Digitalisierung im Finanzwesen geht über reine Effizienzsteigerung hinaus – sie verändert grundlegend, wie Finanzteams arbeiten. Anstatt sich in manuellen Prozessen zu verlieren, können sie sich auf strategische Aufgaben konzentrieren. Die Automatisierung von Workflows wie Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung, Abstimmungen und Betrugserkennung reduziert Fehler, beschleunigt Transaktionen und verbessert die Transparenz des Cashflows”, erklärt Axel Rebien, CEO von Serrala. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Norderstedt optimiert ganzheitlich Finanzprozesse durch intelligente Automatisierung. Es liefert Echtzeitdaten, um die Entscheidungsfindung im Finanzbereich zu verbessern und die Effizienz des betrieblichen Umlaufvermögens zu steigern.
FibuNet: Digitalisierung hilft gegen Fachkräftemangel
Die Digitalisierung bietet Unternehmen aber auch in anderen Punkten Vorteile. Sie kann dabei unterstützen, dem Fachkräftemangel im Bereich Buchhaltung und Finanzen entgegenzuwirken. Ralf Graap, technischer Geschäftsführer der Scopevisio FibuNet GmbH in Kaltenkirchen, Anbieter einer Software für Finanzbuchhaltung, Rechnungswesen und Controlling im Mittelstand, beschreibt die Situation folgendermaßen: “Es gibt immer weniger Menschen, die Buchhaltung machen, und es werden immer weniger, die einander vertreten können. Deswegen nehmen wir überall Prozesse auf und versuchen, sie so weit wie möglich zu automatisieren.”
Ralf Graap, Geschäftsführer der Scopevisio FibuNet GmbH
Das ermöglicht Mitarbeitern, die Prozesse zu beobachten und zu kontrollieren, anstatt sie operativ durchzufuhren. “Arbeiten am System statt im System” nennt Graap das. Ein klassisches Beispiel, wie die Digitalisierung Finanzprozesse verändert hat, ist laut Ralf Graap der Rechnungseingang. Sobald eine Rechnung eingeht, wird sie automatisch digital erfasst. Sie ist einsehbar, kann verfolgt und einfach von mehreren Personen in der Abteilung bearbeitet werden. Unternehmen verlieren keine Zeit mehr mit dem Einscannen und manuellen Ablegen von Rechnungen. Die seit 2025 bestehende E-Rechnungspflicht wird diese Transformation schnell intensivieren.
Serrala: Automatisierte Workflows für den Zahlungsverkehr
Rasante Veränderungen treten in Deutschland und der EU auch in Bezug auf regulatorische Anforderungen und Sicherheitsvorschriften auf. Diese stellen Unternehmen vor Herausforderungen. Digitale Finanzprozesse können den Firmen dabei helfen, effizienter sicherer und regulatorisch konform zu agieren. Dienstleister wie Serrala oder Scopevisio FibuNet haben die Regulatorik stets im Blick, passen Standardisierungen an und halten so das Risiko von Strafen gering. In Zukunft werden sich all die Prozesse noch weiter verändern. Hierbei spielen Trends wie der Einsatz von künstlicher Intelligenz eine entscheidende Rolle. Sie werde Finanzprozesse beschleunigen, manuelle Aufgaben reduzieren und die Entscheidungsfindung durch Echtzeitdaten verbessern, meint Axel Rebien. Auch die Nutzung der Cloud spielt seiner Ansicht nach eine größere Rolle. “Immer mehr Unternehmen verlagern ihre Finanzprozesse in die Cloud, um Skalierbarkeit, Sicherheit und Zugänglichkeit zu verbessern.”
Kim Andersen unterstützt Kunden mit ihrem Sorglos Büro in Lübeck in den Bereichen Buchhaltung und Vermögensberatung.
Sorglos Büro: Digitale Finanzprozesse für kleine Betriebe
Doch die Digitalisierung kann nicht nur Effizienz, Sicherheit und Schnelligkeit steigern. Sie wirkt sich nach Meinung von Kim Andersen auch noch ganz anders aus. Die Lübeckerin unterstutzt seit 2020 mit ihrem Sorglos Büro Kunden, vorwiegend Soloselbstständige, im Bereich Buchhaltung und Vermögensberatung. Sie sieht noch einen weiteren wichtigen Aspekt, den Digitalisierung mit sich bringt: “Man hat die Möglichkeit, sich die Leute zu suchen, mit denen man arbeiten mochte. Dabei spielt es keine Rolle, wo Kunden beziehungsweise Dienstleister sitzen. Digitale Tools machen eine Zusammenarbeit auch über große Distanzen hinweg möglich. Alles ist so weniger kompliziert.”
Autorin: Jennifer Fizia
Veröffentlicht: 10. April 2025
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Benjamin Tietjen