Schenefeld: Mirbach & Seemann

Passion für Oldtimer

Mit einem historischen Roadster über die schleswig-holsteinischen Straßen gleiten und das Fahrgefühl der Vergangenheit genießen: Mit Oldtimern kennt sich Sven Seemann, Geschäftsführer der Mirbach & Seemann GmbH, bestens aus. Um den bürokratischen Hürden in seiner Branche zu begegnen, braucht es allerdings viel Geduld.
In Schenefeld bei Hamburg hat Sven Seemann 2016 ein Paradies für Oldtimer-Liebhaber aufgebaut: Neben klassischem An- und Verkauf bietet er mit seinen elf Mitarbeitenden eine vollumfängliche Werkstatt und eine Garage an. „In der Garage können Kunden ihre Autos einlagern, bei Platzproblemen am Wohnort unterstellen oder auch mal verstecken“, sagt der Unternehmer augenzwinkernd.
Sven Seemann (56) ist gebürtiger Hamburger – und mit Leib und Seele den Automobilen verschrieben. Der gelernte Kfz-Meister leitete nach seiner Ausbildung 20 Jahre eine Mercedes-Benz Werkstatt, bis er sogar Geschäftsführer einer Vertretung im Westens Hamburgs wurde. Seinen ersten Oldtimer kaufte er mit gerade 18 Jahren. „Die Oldtimer sind Teil meiner Welt“, sagt Sven Seemann. „Ich habe meine Leidenschaft für sie 2016 mit einer eigenen Unternehmung zum Beruf machen können Jedes Fahrzeug soll unseren Hof in zuverlässigen Zustand verlassen“, betont der Geschäftsführer. „Daher ist unser Rundum-Service nicht nur für unsere, sondern auch die hohen Ansprüche unserer Kunden bestens gerüstet.“
Die Werkstatt ist spezialisiert auf Mercedes-Benz Modelle aus den Jahrgängen 1950 bis 1990. Sechs Mitarbeitende kümmern sich um Service- und Reparaturarbeiten inklusive Motor-, Getriebe- und Achsenüberholung, arbeiten Fahrzeuge mühevoll auf oder restaurieren sie komplett, reinigen Modelle mit Trockeneis, bieten Furnier- und Chromarbeiten an oder lackieren die Wagen. Genauso gehören technische Abnahmen, Fahrzeugbewertungen und Begutachtungen zu den klassischen Aufgaben.
Weltweit handelt Seemann mit seinen Oldtimern – weshalb er schon einige bürokratische Hürden überwinden musste. Absurde Vorfälle, die ihn viel Geld kosteten: „Die Zulassungsstelle hat einmal wegen einer fehlenden Ziffer in der Zulassungsbescheinigung bei einem Fahrzeug verweigert, den Import zuzulassen“, berichtet Seemann. „Ich musste das Fahrzeug für mehrere Tausend Euro wieder nach Spanien zurückschicken, um es dann mit den angepassten Papieren erneut einzuführen.“ Kfz-Importe aus dem Ausland würden immer schwerer – doch auch im eigenen Land stoße er zunehmend auf Bürokratiekraken – und Beamtenwillkür. „Zum Beispiel machen Ingenieure, die sich gut mit dem Wagen auskennen, bei uns Fotos vom Fahrzeug – aber die Belege liegen dann einem unabhängigen Ingenieur in der Zentrale vor, der mit wenig Spezialkenntnis an die Sache herangeht.“ So laufe es auch bei TÜV-Prüfungen.
„Vor allem junge Prüfer haben nicht die Kenntnis und das zwischenmenschliche Gespür, das es bei Oldtimern braucht und entscheiden letztendlich aus einer Sorge heraus, die für mich in noch mehr bürokratischen Hürden endet“, sagt Seemann. „Fast ein Drittel meiner Arbeitszeit muss ich für solche Vorfälle mittlerweile hergeben. Bürokratie schreckt immer ab. Anstatt sie aber sukzessive abzubauen, wird sie für uns Unternehmer immer größer.“ Dabei genießt Seemann es, zu organisieren, zu managen, zu netzwerken – als ehrbarer Kaufmann versteht er sich seit seinem ersten Arbeitstag. „Ich habe immer neue Ideen, muss Neues anfangen. Das hält das Leben spannend. Um aber weiter so neugierig und positiv wirtschaften zu können, brauche ich Planbarkeit und eine Bürokratie, die nicht für wirtschaftliche und persönliche Einschnitte sorgt.“
Wie die Mirbach & Seemann GmbH in der Zukunft dastehen wird? „Aktuell kann ich nicht einmal sagen, wie wir in einem Jahr aufgestellt sein werden“, sagt Sven Seemann. „Wir leben in einer Welt, die sich schnell und radikal verändert. Gesamtgesellschaftliche Probleme machen es der Wirtschaft nicht leichter – und Global Player wie die USA und China werden unseren Markt weiter verändern.“ Er versuche trotz allem, positiv zu bleiben. „Ich bewege mich mit Oldtimern in einem exklusiveren Umfeld, das ist mir bewusst. Die Ansprüche meiner Kunden steigen. Gleichzeitig werden Ersatzteile teurer, Lagerkosten nehmen zu, Zulieferbetriebe heben Preise an, Liefertermine sind nicht kalkulierbar, die Qualität bestimmter Teile nimmt ab, ich finde wenig Fachkräfte. Ich versuche, diese Gemengelage mit meinem Unternehmen aufzufangen, wo ich kann, und für meine Kunden weiterhin Bestleistungen anzubieten.“ Ein wenig Anschub würde da helfen – und weniger Bürokratie.