Befund: Zu viel ist ungesund

Kaum ein Bereich ist so stark reguliert wie die Gesundheitsbranche. Ob Kliniken, Apotheken, Sanitätshäuser, Pflegedienste, Pharma- oder Medizinproduktehersteller – sie alle kämpfen täglich gegen eine überbordende Bürokratie an. Eine Unternehmensbefragung der IHK ergab jüngst, dass für Hersteller medizinischer Hilfsmittel oft unklar ist, wie Studien konkret gestaltet werden müssen, um die Anforderungen eines Produktbewertungsverfahrens zu erfüllen, trotz Beratungsmöglichkeit im Vorfeld. So erbringen sie häufig hohe finanzielle Aufwendungen, ohne zu wissen, ob der bei der Antragstellung gewählte Weg der Nachweisführung überhaupt anerkannt wird. Oder ambulante Pflegedienste: Sie müssen ärztlich verordnete Leistungen von Krankenkassen prüfen und genehmigen lassen. Das dauert. Oft ist der Versorgungsbedarf eines Versicherten jedoch so dringend, dass die Leistungen schnell anlaufen müssen, ohne zu wissen, ob sie letztlich genehmigt werden. Im Fall einer Ablehnung der ärztlichen Verordnung bleibt der Pflegedienst auf den Kosten für die erbrachten Leistungen sitzen.

Ähnliches bei Apotheken: Die Kostenerstattung für ein abgegebenes Medikament kann gestrichen werden, wenn die Krankenkasse einen ärztlichen Formfehler auf dem Rezept findet. Auch Sanitätshäuser müssen sich mit hohen Dokumentations- und kleinteiligen Berichtspflichten auseinandersetzen, die je nach Krankenkasse auch noch variieren. Während die eine Kasse digitale Unterschriften akzeptiert, verlangt eine andere handschriftlich unterzeichnete Papierausdrucke. In Krankenhäusern zum Beispiel müssen sämtliche Behandlungsangaben zu einem Patienten zeitnah dokumentiert werden. Dies bindet wiederum erhebliche personelle Ressourcen, die nicht für die eigentliche Versorgung und Betreuung zur Verfügung stehen. Unbestritten: Die Qualität von Versorgungsleistungen und die Wirksamkeit von Produkten müssen durch gesetzliche Vorgaben sichergestellt werden. Auch die Kosten in unserem Krankenkassensystem müssen im Blick behalten werden; dies muss aber mit Augenmaß geschehen. Als Mittler zwischen Wirtschaft und Politik sucht die IHK im Dialog mit Politik und Verwaltung nach schlankeren Lösungen, um bürokratische Hürden zu verringern.

Nennen Sie uns Ihre Beispiele für eine bürokratische Belastung!