Crafthunt

Soziales Netzwerk für den Bau

Unternehmen bewerben sich bei Fachkräften – das ist das Konzept von Crafthunt, der weltweit größten Plattform für das Baugewerbe. Gründer Jonas Stamm bringt dort beide Seiten zusammen.
Für viele Betriebe im Baugewerbe ist der Fachkräftemangel geschäftsbedrohend. „Ich habe überlegt, wie ich die Unternehmen bei der Suche nach den richtigen Mitarbeitern unterstützen könnte – und kam auf die Idee, ein soziales Netzwerk für die Baubranche zu schaffen“, so Gründer Jonas Stamm. Der Schleswiger Unternehmer betreibt mit Molteo bereits eine Projekt- und Ressourcenmanagement-Software für das Baugewerbe. Auf Crafthunt können die Unternehmen das gewünschte Kandidatenprofil eingeben und erhalten Vorschläge für passende Fachkräfte, die die Voraussetzungen für die Stelle erfüllen. „Vorab prüfen wir die Unternehmen und Fachkräfte gründlich, um die Qualität und Seriosität auf der Plattform zu wahren“, sagt der 30-Jährige.
Zusätzlich können sie sich mit Kollegen aus der Branche vernetzen und austauschen. In dem Netzwerk bleiben die Fachkräfte so lange anonym, wie sie es wünschen. Sie präsentieren sich nur mit Fachkenntnissen und relevanten Arbeitserfahrungen. „In der Branche kennt jeder jeden, weshalb es für die Nutzer sehr wichtig ist, dass es sich nicht sofort herumspricht, wenn sie im Gespräch mit anderen Arbeitgebern sind“, sagt Stamm. Die Nutzung ist für beide Seiten kostenfrei. Bisher laufe Crafthunt überragend, so der Geschäftsführer. „Die positive Resonanz und die Nachfrage hat uns regelrecht erschlagen.“ Aktuell vernetzten sich 213 Unternehmen und über 4.900 Fachkräfte auf der Plattform
Crafthunt konzentriert sich nicht nur auf den deutschsprachigen Markt, sondern ist international ausgerichtet. „Amerika ist nach der DACH-Region unser zweistärkster Markt. Die Nachfrage in den USA nach Fachkräften fürs Baugewerbe ist enorm.“ Da im Ausland – anders als in Deutschland – im Handwerk häufig weniger über Zertifikate und Abschlüsse läuft, sondern vor allem mit Referenzen von ehemaligen Kollegen und Chefs gearbeitet wird, haben Stamm und sein Team ein Referenzsystem entwickelt. Berufliche Wegbegleiter können der Fachkraft so ihre Kenntnisse bestätigen. Das sorge für Transparenz und baue Hürden im Bewerbungsprozess ab. „In den Niederlanden gibt es zum Beispiel nicht einmal einen Meisterbrief. Trotzdem sind das gute Arbeitskräfte“, so der Schleswiger.
Viele Unternehmen würden gerne Mitarbeitende aus dem Ausland einstellen, wissen aber nicht, wie sie diese erreichen können. Auch dabei möchte Crafthunt Hürden abbauen: Mithilfe einer künstlichen Intelligenz übersetzt Crafthunt die Unternehmensprofile in die Sprache des Heimatlandes des Mitglieds. Das bald zugängliche zahlungspflichtige Zusatzmodul soll dann sogar Arbeitsverträge übersetzen und diese für die Fachkraft vereinfacht darstellen. Das soll die Zusammenarbeit erleichtern. „Im Handwerk läuft viel über persönliche, lokale Kontakte“, sagt Stamm. Er ist jedoch der Meinung, dass die regionale Rekrutierung von Fachkräften nicht mehr ausreiche.
Aenne Boye
Veröffentlicht am 1. September 2022