Dithmarschen: RC-Beton

Aus alt mach neu

Kähler Bau und Fritz Witt Betonwerke gehören zu den innovativen Unternehmen in Dithmarschen. Sie möchten durch recycelte Baustoffe natürliche Rohstoffe langfristig schonen.
Es ist 7.30 Uhr. Die Mitarbeitenden von Kähler Bau stehen an diesem Mittwochmorgen schon bereit. Sie warten auf den Fahrmischer, der die erste Ladung Beton zur Baustelle transportiert. Die Besonderheit: Der Lkw liefert recyceltes Betongemisch. „Seit drei Jahren beschäftigen wir uns mit Recycling- Baustoffen (RC-Baustoffen). Unser Mitarbeiter Frederick Jochims, der bereits seine Ausbildung bei uns absolviert hat, hat im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit RC-Beton untersucht. Gemeinsam haben wir Rezepturen entwickelt, die in die Norm passen“, sagt Volker Witt, Geschäftsführer von Fritz Witt Betonwerke in Weddingstedt. Für den RC-Beton werden bei Abbrucharbeiten bereits verbaute Baustoffe selektiert und zerkleinert. Diese Körnung wird anschließend mit Wasser, Kiessand, Zement und Zusatzstoffen zu Beton vermischt. Zum Vergleich: Bei herkömmlichem Beton wird eine natürliche Gesteinskörnung verwendet.
Die Zementindustrie ist ein energieintensives Gewerbe.

Volker Witt, Fritt Witt Betonwerke

„Die Herausforderung liegt in der Zusammensetzung. Da die Wasseraufnahme der RC-Körnung stärker schwankt, müssen die Frischbetoneigenschaften intensiver überwacht werden“, so Witt. Zudem komme der Baustoff vorerst nur für dauerhaft trockene Bereiche infrage, da er nicht frostbeständig sei. Für den Innenausbau – wie bei Kählers Bauvorhaben – eigne sich der Beton also optimal. „Ihn zu verarbeiten war kein Problem, im Gegenteil. Es ist genau der richtige Schritt, denn die Nachfrage unserer Kunden nach alternativen, nachhaltigen Bauweisen steigt“, sagt Lorenz Kähler, Geschäftsführer von Kähler Bau aus Büsum. So werde es immer öfter in öffentlichen Ausschreibungen gefordert.
FL3_RC-Beton in Büsum 3
Aufbereitete Körnung von Abbrucharbeiten © IHK/Detlefs
„Die Zementindustrie ist ein energieintensives Gewerbe. Bei der Herstellung von RC-Baustoffen schonen wir nicht nur die natürlichen Ressourcen, wir sparen auch CO2-Emissionen ein“, sagt Volker Witt. Kähler ergänzt: „Zudem sind die Transportwege kürzer. Das Vorkommen der natürlichen Steine in Schleswig-Holstein ist ausgeschöpft. Der Großteil wird aus Skandinavien und Schottland importiert. Die Materialien für den RC-Beton können regional abgebrochen und neu verwertet werden.“
Beide Unternehmen arbeiten derzeit an weiteren ähnlichen Projekten. Sie blicken optimistisch in die Zukunft: „Baustoffe zu recyceln, bietet viel Potenzial. Nun ist es wichtig, die Materialien verfügbar und kostengünstiger zu machen, damit sie für alle attraktiver werden.“
Joana Detlefs