Einbruchsschutz

Firmengebäude vor Einbrüchen schützen

Ladengeschäfte und Gewerbegebäude sind häufig das Ziel von Kriminellen. Doch wie können sich Unternehmen vor Einbrüchen schützen? Kay Katzenmeier, Leiter der Zentralstelle Polizeiliche Prävention im Landespolizeiamt Schleswig-Holstein, gibt Tipps.
Welche Unterschiede gibt es bei Einbrüchen im privaten und im gewerblichen Bereich?
Im privaten Bereich gibt es häufig den einzelnen Gelegenheitstäter, der eine günstige Situation wie ein gekipptes Fenster ausnutzt. Bei Gewerbeobjekten sind es oftmals mehrere Täter, die den Ort vor der Tat auskundschaften und sich die Schutzvorrichtungen anschauen. Auch bei den Einbruchsschäden gibt es Unterschiede: Im privaten Bereich wiegt der psychische Schaden schwer, wenn Fremde ins Eigenheim eingedrungen sind. Im Gewerbe gibt es außer der gestohlenen Ware häufig einen Imageschaden. Außerdem kommt es vor, dass der Betrieb über Monate stillliegt, da Ware oder Materialien fehlen und Versicherungen erst nach einigen Wochen zahlen. Das ist oft existenzbedrohend. Auch daher ist der Einbruchsschutz so wichtig.
Wie viele Einbrüche gab es 2023 in Gewerbegebäude in Schleswig-Holstein?
In Schleswig-Holstein gab es im vergangenen Jahr 4.153 angezeigte Einbrüche in Gewerbeobjekte – darunter zum Beispiel 369 Einbrüche in Lübeck, 343 im Kreis Ostholstein, 248 in Segeberg, 272 in Stormarn und 203 im Kreis Herzogtum Lauenburg. Die Dunkelziffer liegt aber deutlich höher, da nicht angezeigte Taten nicht in diese Statistik einfließen.
Gestohlen wird gern, was keine Identifikationsmerkmale wie Seriennummern aufweist, sich schnell abtransportieren und gut vermarkten lässt.
Was und in welchen Branchen wird häufig gestohlen?
Das lässt sich nicht pauschal sagen. Diebe nutzen generell Schwachstellen und investieren Zeit ins Auskundschaften und in die Planung der Tat. Häufig gestohlen werden Elektroartikel jeglicher Art sowie je nach Betriebsart hochwertige Warenartikel. Gestohlen wird gern, was keine Identifikationsmerkmale wie Seriennummern aufweist, sich schnell abtransportieren und gut vermarkten lässt.
Was können Unternehmen tun, um sich vor Einbrüchen zu schützen?
Der beste Einbruchsschutz ist eine gute mechanische Absicherung, gerade im Erdgeschoss. Das betrifft Türen, Fenster und im gewerblichen Bereich auch Rolltore. Letztere wirken zudem abschreckend und sollten immer einen Schutz gegen ungewolltes Hochschieben aufweisen. Bei Türen, Fenstern, Rollläden und Rolltoren sollten Unternehmen auf die sogenannte Resistance Class schauen, die von RC1 bis RC6 geht. Wir empfehlen einbruchhemmende Schutzvorrichtungen, die ab RC2 beginnen. Besonders gefährdete Betriebe wie Juweliere oder Banken benötigen eine höhere Widerstandsklasse, die auch schusshemmend wirkt. Nach der mechanischen Absicherung kommen elektronische Maßnahmen wie eine Einbruch- oder Überfallmeldeanlage. Den besten Schutz bei der Einbruchmeldeanlage bietet die sogenannte Außenhautabsicherung, die bereits anschlägt, sobald an Fenstern oder Türen gehebelt wird. Der Alarm erreicht ein Sicherheitsunternehmen oder die Polizei, bevor der Täter in das Unternehmen eingedrungen ist. Bei einer reinen Innenabsicherung mit Bewegungsmeldern sind die Täter bei dem Alarm bereits im Gebäude und haben bis zu zehn Minuten Zeit, hochwertige Ware zu entwenden, bevor Sicherheitspersonal kommt. Die dritte Variante ist die Fallenüberwachung. Hier werden nur einzelne Räume abgesichert, etwa neuralgische Bereiche wie Flure, Eingangsbereiche oder Lagerräume mit hochwertiger Ware. Wir empfehlen, in eine gute Außenhautabsicherung zu investieren. Diese schützt auch vor Einbrüchen über das Dach, die sich bei Tätern steigender Beliebtheit erfreuen.
Wie können Unternehmen ihr Firmengelände noch absichern?
Neben einer guten Mechanik ist die Zugangskontrolle – zum Beispiel über einen Transponder – wichtig. Nur berechtige Personen sollten ins Unternehmen kommen können, da ansonsten Einschleichtäter den Ort ausspionieren können. Eintrittsbereiche sollten auf ein Minimum reduziert werden. Auch auf Zulieferer sollten Betriebe dabei achten. Außerdem sollten Lagerräume, in denen hochwertige Waren liegen, nicht aus dünnen Rigips- oder Wellblechwänden bestehen, sondern aus massiven Baumaterialien. Diese Lagerräume liegen idealerweise im Innenbereich ohne Fenster. Wenn vorhandene Wände aus Kostengründen nicht ersetzbar sind, sollten diese mit einer Einbruchmeldeanlage abgesichert werden. Empfehlenswert ist außer einer guten Ausleuchtung auch ein Zaun um das Betriebsgelände. Hier greift die sogenannte juristische Grenze: Wenn der Wachdienst eine unbefugte Person auf dem Gelände vorfindet, ist davon auszugehen, dass diese über den Zaun geklettert ist. Der Täter kann sich schlecht rausreden. Auch das hat eine abschreckende Wirkung.
Welche Rollen spielen Alarmanlagen und Videokameras?
Auch diese sind ergänzend zu der mechanischen Absicherung empfehlenswert. Bei Alarmanlagen wird nach VDS-Klassen unterschieden. Unternehmen sollten sich bei einem qualifizierten Fachbetrieb nach ihrem Bedarf informieren. Wichtig ist, auf professionelle Anlagen zu setzen. Diese lösen deutlich seltener einen Fehlalarm aus. Denn Polizeieinsätze aufgrund von falschen Alarmen sind kostenpflichtig – die rund 500.000 Fehlalarme pro Jahr stellen für uns als Polizei einen hohen Aufwand dar. Bei stark gefährdeten Betrieben wie Juwelieren sollte auch ein Überfallschutz in die Anlage integriert sein. Bei Überfällen oder Geiselnahmen können Unternehmensinhaber dann einen Code eingeben, der die Tür öffnet und zugleich einen heimlichen Überfallalarm auslöst, ohne dass die Täter das mitbekommen. Auch Überfalltaster unter der Ladentheke, die einen stillen Alarm auslösen, sind zu empfehlen. Abschreckend können auch Außensirenen wirken. Moderne Videoanlagen punkten neben einer hohen Auflösung mit einem Sabotageschutz. Bei diesem Schutz lösen Videoanlagen einen Alarm aus, wenn Täter die Kamera zum Beispiel manipulieren oder abdecken wollen. Außerdem lassen sich gute Videoanlagen auf bestimmte Bereiche, Bewegungsrichtungen oder Personenerkennung einstellen, wir sprechen hier von der sogenannten Videointelligenz.
Wo können sich Unternehmen informieren und beraten lassen?
Auf www.k-einbruch.de finden Unternehmen umfangreiche Sicherheitstipps und Hinweise zur Prävention. Außerdem sind dort polizeilich empfohlene Fachbetriebe gelistet, die individuell beraten und mechanische Sicherungen sowie Einbruchmeldeanlagen einbauen können. Auf der Seite www.polizei-beratung.de gibt es zudem Hilfestellungen und Ansprechpartner für Opferschutz .
Interview: Benjamin Tietjen
September 2024