Gewerbebau in Schleswig-Holstein

Platz zum Wachsen

Die Konjunktur in Schleswig-Holstein ist im Aufwind. Besonders die Industrie hat im ersten Quartal 2017 einen deutlichen Schub erfahren. Doch Wachstum braucht Platz. Worauf sollte man bei der Auswahl eines Gewerbegebiets achten? Und was ist beim Bau selbst zu bedenken?
Die gute Nachricht für alle wachstumswilligen Unternehmen vorweg: In Schleswig-Holstein gibt es viele Gewerbeflächen, die neu eingerichtet oder ausgebaut werden. Dieser Ansicht ist Uwe Mantik von der CIMA Beratung + Management GmbH am Standort Lübeck, einem bundesweiten Kompetenzzentrum für Regionalentwicklung. "Jetzt muss jeder Unternehmer das Gebiet finden, das zu ihm passt. Interessant ist, dass für die meisten der Preis eine untergeordnete Rolle spielt. Wichtig ist die Nähe zu Lieferanten und Abnehmern", sagt Mantik. Für viele Unternehmen sei die Autobahnanbindung der wichtigste Faktor. Flughäfen und Häfen rangierten deutlich dahinter. Ganz anders sähen die Prioritäten bei Dienstleistern aus. "Für sie ist eine gesicherte IT-Struktur ein absolutes Muss", so Mantik. Zudem spielten die Wünsche der Mitarbeiter eine immer größere Rolle. "Die Bedeutung der städtebaulichen Qualität hat stark zugenommen. Zum Beispiel wie groß der Grünanteil ist oder ob sich Unternehmen aller Branchen ansiedeln dürfen. Da lohnt sich der Blick in den Bebauungsplan."
Mantik rät, dass Unternehmer sich in die Lage ihrer Mitarbeiter versetzen. Können meine Mitarbeiter störungsfrei arbeiten? Wo finden sie mittags die nächste Einkaufsgelegenheit? Wie weit ist die nächste Kinderbetreuung entfernt? Hat man für sein Unternehmen das passende Gelände gefunden, steht man vor der nächsten Herausforderung: dem Gewerbebau.
Modulares Bauen
"Die Unternehmer müssen die Gesamtkosten im Blick behalten", rät Tillmann Schütt. Seit 2007 leitet er die Gebr. Schütt KG in Landscheide-Flethsee im Kreis Steinburg. "Viele Unternehmer denken oft nur an die Halle und das Grundstück. Gebäudetechnik, Verkehrsflächen und Gebühren wollen aber auch bezahlt werden", sagt Schütt. Daher bietet er seinen Kunden den Service einer schnellen Budgetplanung über alle Kosten. "Flexibilität ist ein wichtiger Aspekt bei der Planung. Manch großer Auftrag erfordert die zügige Erweiterung der Hallenkapazitäten." Zudem setze eine neue Immobilie oft Kräfte frei - bei Mitarbeitern genauso wie bei der Führung. "Deswegen sollte man eine Erweiterung direkt mitplanen - auch wenn man sie erst Jahre später realisiert", rät der Geschäftsführer. "Wir begegnen diesem Trend mit Bausystemen", so Schütt weiter. Durch das intelligente modulare Bauen verkürzt sich die Zeit auf der Baustelle. Erweiterungen und Verkleinerungen können schneller erfolgen.
"Ein zweiter Trend sind natürlich energieeffiziente Gebäude", so der Geschäftsführer weiter. Zum einen gehe es um die Senkung des Primärenergieverbrauchs. Zum anderen sollten verstärkt ressourcenschonende Materialien eingesetzt werden. "Kies und Sand sind mittlerweile Mangelware. Holz ist einer der wenigen Werkstoffe, die nachwachsen. Sein geringes Eigengewicht macht es zu einem idealen Werkstoff für das modulare Bauen. Und es hat weit bessere Brandschutzeigenschaften als gemeinhin bekannt", so Schütt.
Coworking Space
Ein Trend im Gewerbebau bleiben weiterhin Gemeinschaftsbüros. In der Landeshauptstadt haben die Kieler Nachrichten mit ihrem neuen Fleet7 einen Ort für die ersten Schritte junger Unternehmerinnen und Unternehmer geschaffen. Hier bekommen Gründer einen Postfachservice, Konferenzräume, schnelles Internet und Eventflächen. Ein neugegründetes Unternehmen kann hier Arbeitsplatz für Arbeitsplatz wachsen. "Der Umbau der alten Druckerei in einen Coworking Space mit einer Größe von rund 2.500 Quadratmetern mitten in der Kieler Innenstadt ist für mich auch ein Beitrag zur Stadtentwicklung", sagt Ingrid Wernecke von den Kieler Nachrichten.
In Lübeck-Genin baut die SLM Solutions Group AG, führender Anbieter metallbasierter additiver Fertigungstechnologie, derzeit ihren neuen Firmensitz. "Wir haben mit der Stadtverwaltung Lübeck viele Gespräche geführt und wurden sowohl von der Stadt als auch vom Land Schleswig-Holstein unterstützt. Das neue Werksgelände mit direkter Autobahnanbindung und 70.000 Quadratmetern bietet ausreichend Platz - mit einer Wachstumsreserve für die nächsten Jahre", sagt Stefan Ritt, Vicepresident Global Marketing and Communications. Das neue Gebäude soll auf 13.000 Quadratmeter Hallenfläche Produktion, Entwicklung und Logistik beherbergen. Ergänzt wird es durch ein 5.000 Quadratmeter großes, transparent und modern gestaltetes Bürogebäude – rund 25 Millionen Euro werden am Standort investiert. Mit der räumlichen Erweiterung soll auch der Personalstamm weiterwachsen. Aktuell arbeiten bei SLM mehr als 320 Mitarbeiter. Eine erste Kundenauslieferung aus der neuen Produktionsstätte startet voraussichtlich im Frühjahr 2018.
Kathrin Ivens
Veröffentlicht am 1. September 2017