Gemischte Gebäudekonzepte

Unten kaufen, oben wohnen

In dicht besiedelten Städten und Metropolregionen ist Platz Mangelware. Sowohl für den Einzelhandel als auch für Wohnungen sind Flächen knapp. Große Supermarktketten, aber auch lokale Kaufhäuser in Schleswig-Holstein setzen vermehrt auf ein innovatives Konzept - und bieten Wohnungen direkt über der Ladenfläche an.
Lidl macht es vor. Als einer der Ersten reagiert der Discounter seit einigen Jahren auf den Strukturwandel in Städten und Ballungszentren. Zehn sogenannte Metropolfilialen hat Lidl bisher gebaut, also Immobilien für die kombinierte Nutzung als Filiale und zum Wohnen. Die Metropolfiliale sei ideal auf den urbanen Raum zugeschnitten, heißt es bei Lidl.
Mit wenig Flächenverbrauch biete sie die Möglichkeit, eine attraktive Einkaufsstätte mit einem Mehrwert für Städte und Anwohner zu verbinden. Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach ergänzt das nachhaltige Konzept. Kunden können laut Lidl ihre Elektroautos oder Fahrräder während des Einkaufs an Schnellladestationen aufladen. Eine Dachbegrünung trage dazu bei, Schadstoffe aus der Luft zu filtern, und unterstütze die Wasserrückhaltung.
Auch die LMK Einkaufswelt in Eutin setzt ein kombiniertes Konzept um. Das inhabergeführte Traditionskaufhaus Löffler, Menke & Koch modernisiert aktuell den großen Gebäudekomplex in der Eutiner Innenstadt. Ende 2020 soll dort das neue "City-Quartier" eröffnet werden.
Der Clou: Im zweiten und dritten Obergeschoss, wo bisher Mode und Sportartikel verkauft wurden, entstehen mehr als 30 lichtdurchflutete Wohnungen mit niedrigem Energiebedarf und Barrierefreiheit für Mieter aller Altersstufen. Dafür verlegt das Kaufhaus sein erweitertes Modesortiment in die Geschosse darunter, einige Abteilungen mussten für den Umbau schließen.

Kauferlebnis

Medienberichten zufolge soll sich auch das LMK-Bestandsgebäude durch ein Blockheizkraftwerk in ein energieeffizientes Haus wandeln. Mit einer aufgelockerten Fassade, zielgruppenorientierten Angeboten und wandlungsfähigen Verkaufsflächen auf 2.000 Quadratmetern werde das LMK Kaufhaus dem modernen Kaufverhalten angepasst, heißt es.
Weiter südlich, in Ahrensburg, ist 2018 ein Rewe-Supermarkt in einen Neubau in den Vogteiweg gezogen. Über dem Markt sind 31 Wohnungen in zwei Staffelgeschossen entstanden. „Dieses ,Übereinander‘ von Leben und Einkaufen erachten wir als einen sehr positiven Faktor für die Stadtentwicklung. Immer mehr Kunden suchen den Service, Einkäufe auch zu Fuß erledigen zu können.
Dabei spielt es auch eine Rolle, dass in Metropolen aufgrund der Grundstückspreise eingeschossige Planungen rein für einen Supermarkt wirtschaftlich nicht realisierbar sind“, sagt Rewe-Sprecher Thomas Bonrath. Es gehe hier auch darum, Kauferlebnis und Wohnen miteinander zu verbinden.
Dies beinhalte auch andere Bereiche wie soziale Einrichtungen, etwa betreutes Wohnen oder Kindergärten. Ob eine Mischnutzung an dem Standort sinnvoll und erlaubt ist, entscheiden laut Bonrath jedoch die Eigentümer und Bauherren mit Vertretern der Gemeinden und Städte. "Mischnutzungen können in bestimmten Lagen eine gute Alternative sein, sind aber nicht für jeden Standort das richtige Mittel", so Bonrath.
Benjamin Tietjen
Veröffentlicht am 3. September 2019