Baurohstoffe

Zurück in den Kreislauf

Kies, Sand, Ton, Schotter und Steine – tausende Tonnen Baurohstoffe werden täglich durch Schleswig-Holstein gefahren. Zwei Experten berichten über die aktuelle Lage.
Ein Lkw nach dem anderen erreicht das Gelände in Harrislee im Kreis Schleswig-Flensburg, um Baustoffe ab- oder aufzuladen, dazwischen ein kleiner Stopp auf der Waage. „Rund 200.000 Tonnen Baustoffe verkaufen wir jährlich. Das sind etwa 32 Lkw täglich“, sagt Jaspar Jüngst, Prokurist der Balzersen GmbH & Co. KG. Neben dem Kieswerk betreibt das Unternehmen Abbrucharbeiten, kümmert sich um die Aufbereitung von Baustoffen, Altholz und Grüngut, verfügt über zwei Deponien der Klassen 0 und 1 und bietet einen Containerdienst an. Schon länger gehe es nicht mehr nur um Rohstoffe, sondern auch um die Wiederverwertung. „Der Bestand an Kiessand ist bereits gering, aber noch nicht problematisch. Problematisch ist der Anteil an Steinen, die die Körnung im Beton ausmachen. Da müssen wir bereits Ladungen aus Skandinavien importieren“, so Jüngst.
Bauprojekte wie die Fehmarnbelt-Querung, die A 20 oder der Bahnausbau steigern den Bedarf.
Jan Christian Janßen
Die Nachfrage breche trotz gestiegener Kosten nicht ab. „Bauprojekte wie die Fehmarnbelt-Querung, die A 20 oder der Bahnausbau steigern den Bedarf“, sagt Jan Christian Janßen, Geschäftsführer Rohstoffe und Umwelt vom Verband der Bau- und Rohstoffindustrie. Zeitgleich verringere sich die Fläche, auf der Kies gewonnen werden könne und dürfe. „Der Genehmigungszeitraum für eine neue Fläche liegt derzeit bei circa acht Jahren. Zudem sind nicht alle Vorkommen verfügbar. Landwirtschaft, Siedlungen und Naturschutzgebiete haben ihre Berechtigung“, so Janßen. Er wirbt für einen verträglichen Ausgleich: „Kiesgewinnung ist nur dort möglich, wo die Eiszeit den Rohstoff abgelagert hat. Regionalen Kies benötigen wir für Küstenschutz- und Energiewendebauwerke, Wohnen und Wege“, so Janßen weiter.
Um eine nachhaltige Alternative zu bieten, bereitet Balzersen ehemals verbaute Baustoffe wieder auf. „Durch den selektiven Abbruch werden die einzelnen Bestandteile sortenrein getrennt. Anschließend können sie als Ersatzbaustoff aufbereitet oder zur Energiegewinnung eingesetzt werden“, sagt Jüngst. Es bedarf vieler analytischer und bautechnischer Tests, um Verunreinigungen festzustellen. „Die Anforderungen sind sehr hoch, dennoch ist die Akzeptanz für die alternativen Baustoffe noch nicht wie gewünscht da“, so der Prokurist. Für ihn sei Recycling die einzige Lösung, da Importe nicht nachhaltig und zu teuer seien.
Derzeit könne lediglich ein Bruchteil der RC-Baustoffe im Hochbau wiederverwendet werden. Jan Christian Janßen sagt: „Insgesamt werden 182 Millionen Tonnen wiederverwertet. RC-Baustoffe machen aber insgesamt nur circa zwölf Prozent des jährlichen Gesamtbedarfs an Gesteinsbaustoffen aus. Deshalb ist es umso wichtiger, zukünftig bewusst klimagerecht zu bauen, um die natürlichen Ressourcen langfristig zu schonen.“ 
Joana Detlefs
August 2023