Glückstadt: Bio-Qualität aus Vorreiter-Bäckerei

Gutes Essen verbindet

Genuss in Bio-Qualität entsteht in Glückstadt mit viel Herzblut: Die MOIN Bio Backwaren GmbH in Glückstadt an der Elbe steht ein für nachhaltiges Wirtschaften. Und die Backwaren sind nicht nur für den Biofachhandel spannend. 
Jeder Handgriff sitzt: Der geknetete Teig landet Stück für Stück in der Maschine und fließt über das Band, während die Butter aufgelegt wird. Dann wird touriert – schichtweise wird die Butter in den Grundteig eingearbeitet, bis der Teig für die Croissants vorbereitet ist. Drei Mitarbeiterinnen bringen die Backwerke zum Abschluss in Form, dann geht es in den Garraum, anschließend zum Schockfroster und in die Verpackung. „Unsere veganen Croissants, das wir seit 2014 produzieren, sind unser Leuchtturmprodukt.“, sagt Dirk Urban, Produktentwickler und Bäckermeister bei MOIN Bio Backwaren.
Rund 70.000 Gebäckstücke pro Tag wie Brötchen, Croissants oder Teigtaschen produzieren die 50 Mitarbeitenden in der 4.500 m2 großen Backstube, dem Herz des Unternehmens. Und das in Schichten, die zwischen 6 bis 18 Uhr liegen, ganz ohne Nacht- und Wochenendarbeit. „Wir ermöglichen allen Mitarbeitenden ein normales soziales Leben“, erklärt Jule Prothmann, eine der drei Betriebsleiterinnen des Unternehmens. „Das macht uns zu einem Vorreiter im Bäckerei-Bereich.“
Bäckermeister und Künstler Hans-Paul Mattke gründete die MOIN Bio Backwaren GmbH vor 28 Jahren in Bremen, seit 1997 ist der Firmensitz in Glückstadt an der Elbe. Sein Ansporn: wirklich gute Vollkorncroissants in Bio-Qualität herstellen. Zusammen mit seiner Frau Brigitta Sui Dschen Mattke führte er das Unternehmen zu zweit, seit 2021 baut das Paar die drei Mitarbeiterinnen Julianna Müller, Vicky Leskien und Jule Prothmann als Betriebsleitungsteam auf. Gemeinsam stehen sie mit MOIN für mehr als 70 verschiedene tiefgekühlte Backwaren in Bioqualität, verbinden dabei Handarbeit mit Technik. Dass es mittlerweile die veganen Produkte sind, die den Großteil des Sortiments ausmachen, ist auch dem Erfolg des veganen Croissants geschuldet: Deutschlandweit wurden 2022 davon mehr als zwei Millionen gegessen – darauf ist man zurecht stolz. „Die Verkaufszahlen unserer veganen Produkte zeigen klar, dass wir im Biosortiment Marktlücken schließen können“, sagt Daniel Saul, Leiter der Kommunikationsabteilung. „Gleichzeitig sind wir einer der ersten palmölfreien Bio-Backwaren-Hersteller Deutschlands, wir nutzen stattdessen eine Margarine auf Sheabutter-Basis.“ Besonders bekömmlich werden die Backwaren durch die langen Reifezeiten, 24 bis 48 Stunden ruhen die Teige.
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Jule Prothmann und Julianna Müller, Betriebsleiterinnen, in der Produktion. © VierEcken Medienproduktion
Hauptabnehmer von MOIN ist der Biofachhandel, aber auch Supermärkte wie EDEKA-Filialen in Norddeutschland bieten MOIN-Produkte an. „Auch Hoteliers und Gastronomen können bei uns Großgebinde in Bioqualität einkaufen und zubereiten, was beispielsweise am Frühstücksbuffet oder am Nachmittag in einem Café tatsächlich gebraucht wird“, erläutert Daniel Saul. „Das Essen ist dann immer frisch und es werden keine Lebensmittel verschwendet.“ Sicher sei der Preis von Bio-Backwaren immer wieder ein Diskussionspunkt, fügt er hinzu, doch da der Bio- und Vegan-Trend in fast allen Bereichen der Hotel- und Gastronomiebetriebe einziehe, sei ein Angebot wie das von MOIN ideal. „Morgens ein veganes Franzbrötchen, eine Mohnschnecke oder Teigtaschen mit Spinat oder Kürbis – wo gibt es das schon in Bioqualität?“ Eine Gastronomin macht es vor: „Im Café Lykke in Elmshorn konnten wir einen Pop-up-Werksladen einrichten“, sagt Daniel Saul. „Die Inhaberin bot unsere Produkte bereits im Café frisch an, jetzt haben wir einen Bereich sogar in unseren Unternehmensfarben und mit unserem Design gestaltet. Diese Kooperationen machen uns Mut für die Zukunft.“
Wir wirtschaften nicht profitmaximiert, sondern setzen auf die Wertekriterien der Gemeinwohl-Ökonomie.

Kendra Blosat

Ein weiteres Mutprojekt: der Werksladen direkt an der Produktionshalle. Er ist ein Projekt der Mitarbeitenden. Seit 2020 schaffen sie hier Begegnungen mit Kundinnen und Kunden im Direktverkauf. Beliebt ist vor allem das 6-Kilo-Hausbrot, auch Räuberkruste genannt. „Früher war das unser „Restebrot“, bei dem wir abgeschnittene Teig-Randstücke genutzt haben, die in der Produktion abfielen. Jetzt backen wir es extra, weil so viele Menschen es gerne essen“, sagt Mitarbeiter Ronny Glockemann. Die Erlöse aus dem Werksverkauf fließen zu 100 Prozent an die MOIN-Mitarbeitenden aus 12 Nationen, die den Gewinn zum Beispiel für gemeinsame Ausflüge nutzen.  „Wir schätzen es alle sehr, so multikulturell zu sein“, sagt Kendra Blosat, verantwortlich für die Unternehmenskommunikation. „Darauf sind wir stolz. Sprachen wie Arabisch, Polnisch, Rumänisch, Englisch oder Tigrinya sind präsent, wenn die MOIN-Mitarbeitenden jeden Tag zusammen kommen. Und bei Festen wie unserer Weihnachtsfeier oder unserem Sommerfest lassen wir unsere kulturellen Unterschiede aufleben, wenn wir unterschiedliche Musik und Gerichte zusammenbringen. Das zeigt wieder einmal, dass gutes Essen immer verbindet.“
MOIN versteht sich als sinnorientiertes Unternehmen. Kendra Blosat erklärt: „Wir wirtschaften nicht profitmaximiert, sondern setzen auf die Wertekriterien der Gemeinwohl-Ökonomie. Das heißt, dass wir zum Beispiel ethisch im Umgang mit Finanzen handeln, Menschenwürde in der Zulieferkette immer mitdenken, innerbetriebliche Transparenz ermöglichen oder ökologische Nachhaltigkeit unserer Zulieferer beachten. Seit 2019 lassen wir uns hierzu auditieren.“ Klar ist: Regionale und auch internationale Wertschöpfung denkt das Unternehmen ganzheitlich. Äpfel kommen aus dem Alten Land, das Gut Rosenkrantz liefert den Roggen, erstklassiges Mehl kommt von einer süddeutschen Mühle und griechische, italienische und türkische Lieferanten bringen Öl, Oliven und Mohn zu MOIN. Schokolade, die zum Beispiel in Croissants oder Franzbrötchen verarbeitet wird, bezieht MOIN von fairafric aus Ghana – ein Unternehmen, das die Wertschöpfung in Afrika belässt und für bessere Arbeitsbedingungen im Land sorgt. „Natürlich wollen wir unsere Produktpalette gemeinsam mit unseren Lieferanten stetig verbessern und erweitern, aber es muss auch ein Ende des Wachstums geben“, sagt Kendra Blosat. „Nur dann gelangen wir als Gesellschaft, die wir als Unternehmen ja aktiv mitgestalten, dauerhaft zu mehr sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Nachhaltigkeit.“ Dazu zählen auch Verpackungswege. Statt Pappkartons soll es bald IFCO-Verpackungen, also wiederverwendbare Transportkisten, für frische Lebensmittel geben. Dazu muss sich der Kreislauf bei den Großhändlern verändern. Jule Prothmann ist zuversichtlich: „In Deutschland gibt es bisher keine Tiefkühl-Bäckerei, die in der Auslieferung mit Pfandkisten arbeitet, deshalb sind wir mit unseren Bio-Großhändlern im Austausch wie diese Umstellung gelingen kann.“
Wie die Zukunft für MOIN noch aussehen wird? Daniel Saul freut sich auf neue Kooperationen und eigene MOIN-Läden: „Wir können uns gut vorstellen, wie in Elmshorn in Cafés die Verkaufsflächen mitzugestalten, spezielle Angebote für Hotels einzurichten, in Supermärkten unsere MOIN-Truhen anzubieten und auch in ländlichen Regionen Werksläden in Kooperation mit örtlichen Partnern aufzubauen. Denn nur gemeinsam wird unser Ziel „100% Bio für alle“ Realität werden.“